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054 - Gabe und Fluch

054 - Gabe und Fluch

Titel: 054 - Gabe und Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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zusammen.
    Mit einem hässlichen Fauchen hüllte der hervorschießende Feuerstrahl ein gutes Dutzend Untoter ein. Die vertrockneten Körper begannen wie Fackeln zu lodern. Der Gestank von Napalm und verbranntem Fleisch verpestete die Luft, doch die brennenden Gestalten marschierten ungerührt weiter, bis Sehnen und Muskelstränge zu Asche zerfielen.
    Bereits nach dem zweiten Flammenstoß musste Aiko den Gleiter in die Höhe ziehen, um einem dichten Hagel aus Wurfspießen zu entgehen. Die meisten Speerspitzen prallten zwar von dem Magnetkissen ihres Gefährtes ab, trotzdem war die Attacke äußerst gefährlich. Matt feuerte mit seinem Tak 03 unablässig in die Tiefe, um ihren Rücken zu decken.
    Einige hundert Meter entfernt schwebte ein weiterer Gleiter, doch Rex Tumbler und Sonja Tuckson kämpften ebenfalls auf verlorenen Posten. So viele Lücken sie auch in das anstürmende Heer brannten, die Flut der Angreifer ließ sich dadurch nicht stoppen.
    »Achtung!«, dröhnte es aus dem Bordlautsprecher. »Raketenortung!«
    Aiko riss das Lenkrad sofort herum und legte eine scharfe Kehrtwende ein. Ihm steckte noch der Treffer in den Knochen, den er vierzehn Tage zuvor in El'ay erlitten hatte.
    Alarmiert blickte Matt über die Schulter zurück und suchte die schwer einsehbaren Beverly Hills ab. Die Boden-Luft-Rakete, von der Aiko berichtet hatte, passte sich beim Anflug dem Gelände an, deshalb war sie nur schwer auszumachen.
    Als ein weißglühender Schweif zwischen den Bergen hervortrat, sträubten sich Matt die Nackenhaare, obwohl das Geschoss nicht auf ihn, sondern auf den Gleiter von Tumbler und Tuckson zuhielt.
    Die Cyborgs sausten im Zickzackkurs davon, doch der Suchkopf korrigierte automatisch die Flugbahn der Rakete. Innerhalb von Sekunden schrumpfte die Distanz zwischen
    ***
    WCA-Gastlabor, San Fernando Valley
    Ein rotes Blinklicht auf der Zentrifuge zeigte an, dass der Schleudervorgang beendet war. Der Motor schaltete sich automatisch ab, die rotierende Trommel kam mit leisem Scharren zum Stillstand. Steve Dinter öffnete den Deckel und entnahm das verschlossene Reagenzglas, in dem sich drei verschiedene Tinkturen zu einer gelblichen Flüssigkeit vermengt hatten.
    Ein Lächeln huschte über seine Lippen.
    Das sah gut aus. Genau der richtige Farbton. Als Mediziner konnte er sich aber natürlich nicht auf den bloßen Augenschein verlassen. Er öffnete den Verschluss, entnahm eine kleine Probe mit der Pipette und träufelte sie auf den Kontaktbogen des Analysegeräts. Der Monitor, der daneben aufgebaut war, füllte sich mit Symbolen und Zahlenreihen. Die Daten stimmten alle bis aufs letzte Komma.
    »Perfekt!« Beifallheischend sah er sich zu seinen Gästen um, die jeden seiner Handgriffe schweigend verfolgt hatten. Aruula mit verständnislosem Blick, Naoki stirnrunzelnd und Miki Takeo so undurchschaubar wie immer. Von grenzenloser Begeisterung waren sie alle drei weit entfernt.
    Dinter seufzte. Da war noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten.
    »Dieses Serum wurde bereits an zahlreichen Probanden getestet«, pries er seine Forschung an. »Es steigerte ihre telepathische Begabung für mehrere Tage und klang dann ohne jegliche Nebenwirkungen wieder ab. Also eine vollkommen sichere Angelegenheit.« Naoki rümpfte die Nase. Wissenschaftler, die an die eigene Unfehlbarkeit glaubten, waren ihr von Natur aus suspekt. Fragend blickte sie zu Aruula.
    »Dieser Mann sagt die Wahrheit«, bestätigte die Barbarin, »aber ich spüre, dass er uns etwas verheimlicht.«
    Ein roter Schimmer trat auf Dinters Wangen. »Können Sie nicht endlich mal Ihr albernes Misstrauen ablegen?«, begehrte er auf. »Warum sollte ich Sie hintergehen? Ich stecke hier genauso in der Falle wie alle anderen auch. Begreifen Sie doch endlich, dass dieser verrückte Samurai unser Feind ist und nicht die WCA. Crow sitzt weit weg, in Washington.«
    Bei den letzten Worten erhöhten Takeos Sensoraugen ihre Intensität, aber vielleicht bildete sich Dinter das auch nur ein. Dieses Tribunal, vor dem er sich rechtfertigen musste, machte ihn reichlich nervös.
    Hätte er seinen Vorschlag doch nur für sich behalten. Andererseits - eine Telepathin mit so ausgeprägten Fähigkeiten traf man nicht alle Tage. Diese Gelegenheit verstreichen zu lassen wäre ein Vergehen an der Forschung gewesen.
    Dinter wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ich verheimliche nichts«, verteidigte er sich. »Ich freue mich nur darauf, mit einer so talentierten Versuchsperson

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