0545 - Der Maskenträger
die Leuchtamkers in ihren Käfigen", erklärte Cy. „Man sagt, daß sie ihren Tod vorausahnen können."
„Ich glaube, das können alle Wesen dieses Universums", entgegnete Alaska. „Bei einigen ist die Fähigkeit jedoch stärker ausgeprägt, während andere sie fast völlig verloren haben."
Cy drängte sich dicht an Alaska. Sie mußten die Straße überqueren. Alaska beobachtete die Gebäude. Sie sahen aus wie Bunker, überall dort, wo das Licht von Alaskas Scheinwerfer hinfiel, leuchteten die grellen Farben auf.
Ein neues Geräusch drang durch die Nacht: Ein langanhaltendes Stöhnen, dem ein blechernes Klirren folgte. Cy warf sich zu Boden und preßte das Gesicht gegen den Kunststoff, mit dem die Straße belegt war.
Alaska mußte den Antigravprojektor einschalten, um seinen Begleiter aufzurichten.
Der Transmittergeschädigte konnte nicht feststellen, aus welcher Richtung der Lärm kam, doch dann erfaßte das Licht seines Scheinwerfers einen fliegenden Gegenstand, der quer über die Straße huschte.
„Robotgesteuerte Lautsprecher!" rief er grimmig.
„Geisterstunde auf Bestellung. Reiß dich zusammen, Knöcherner."
In einiger Entfernung klatschte etwas auf die Straße. Ohne sich darum zu kümmern, zog Alaska seinen Begleiter hinter sich her.
Dann begann er zu zweifeln. Hatte er wirklich einen fliegenden Lautsprecher gesehen? Das Ding konnte alles mögliche sein.
Als sie das Hafenviertel erreichten, hatte sich Cy beruhigt, daß er allein weitergehen konnte. Die Positionslampen der Schiffe im Hafen brannten. Die Besatzungen schienen sich im Innern ihrer Schiffe aufzuhalten. Bis auf die Geräusche, die das Wasser und die Leuchtamkers machten, war es völlig still. Auf der anderen Seite des Hafens wurden Wasservögel geschlachtet. Ihr Drüsensekret strömte wie ein feuriger Wasserfall ins Meer.
Anscheinend wurde ein Schiff erwartet.
An der Kaimauer war eine lange Reihe von Schiffen verankert.
„Es sind turbinengetriebene Frachter", erklärte Konasco-Cy. ..Die Seefahrer wehren sich heftig gegen Neuerungen. Ich glaube, ihre Zunft wird künstlich am Leben erhalten, denn der Flugverkehr ist viel rationeller und billiger."
Der Dämon hatte bestimmt einen Grund dafür, wenn er die Seefahrer unterstützte.
Die Schiffe, so erkannte Alaska beim näheren Hinsehen, waren alt, aber gepflegt. Gegenüber den Gleitern und Transportern, die Alaska auf GEPLA-II gesehen hatte, waren sie jedoch völlig veraltet.
„Woran kann man erkennen, welches Ziel diese Schiffe haben?"
Cy konnte diese Frage nicht beantworten.
„Glaubst du, daß du an Bord eines dieser Schiffe ein gutes Versteck finden kannst?"
„Vielleicht", erwiderte der Knöcherne. Er blickte Alaska abwägend an und fuhr dann fort: „Die Schiffe sind oft mehrere Wochen unterwegs. Wir würden in unserem Versteck verhungern."
„Ich habe nicht vor, lange in diesem Versteck zu bleiben. Nach dem Auslaufen übewältigen wir die Besatzung und zwingen sie, Kurs auf Nim-quo zu nehmen."
Der Knöcherne preßte beide Fäuste gegen die Schläfen.
„Ich träume", sagte er. „Das ist alles nur ein Traum, aus dem ich bald erwachen muß."
Alaska lachte rauh.
„Wir nehmen das größte Schiff", entschied Alaska. „Natürlich müssen wir zunächst einmal feststellen, ob es in den nächsten beiden Tagen auslauten wird."
Sie fanden schließlich einen tief im Wasser liegenden Frachter, den Konasco-Cy für geeignet hielt. Der Landesteg war eingezogen, aber für Alaska mit seinem Energieaggregat war das Überwechseln an Bord nicht schwer. Er umklammerte Cy und flog zusammen mit ihm auf das Deck des Frachters.
„Gibt es hier keine Rettungsboote?" fragte er erstaunt.
„Nein", sagte der Knöcherne. „Die Besatzung tötet sich, wenn ein Schiff dem Untergang geweiht ist. Aber die Schiffe sind sehr sicher und überstehen auch die schwersten Stürme. Es kommt sehr selten vor, daß eines von ihnen untergeht."
Sie schlichen sich unter Deck und suchten sich ein Versteck in einem Laderaum. Das Schiff war mit maisähnlichen Körnern beladen.
Cy schlief nach wenigen Augenblicken ein.
Anders Alaska.
Er fand keinen Schlaf. Seine Gedanken kreisten um verschiedene Probleme. Er dachte an den Ressortchef, der zweifellos auf dieser Welt lebte. Dann beschäftigte er sich mit Kytoma, die ein noch viel größeres Rätsel zu sein schien.
Außerdem fand er es erstaunlich, daß Cy und er noch am Leben waren.
Welchem Umstand hatten sie es zu verdanken, daß man sie noch nicht entdeckt
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