0547 - Verdammt für alle Ewigkeit
Dämonenanbeter erst, was geschah, als die Kugeln sie bereits niederstreckten.
Gerwer hatte in seinem ganzen Leben noch nie ein Ziel verfehlt. Ein Zauber lag über ihm. Er traf alles, was er treffen wollte.
Der siebte Kuttenträger entkam. Schreiend hastete er davon, wohl wissend, daß nur die Flucht ihn retten konnte.
Gerwer wandte sich dem Dämon zu.
Aus dem Rachen des riesigen gehörnten und geflügelten Teufels jagte ein Feuerstrahl. Blaues Licht griff nach Thor Gerwer, packte ihn und wollte ihn zu Boden zwingen. Aber noch ehe es ihn erreichte und wirksam werden konnte, wob Thor Gerwer einen Gegenzauber. Funkensprühend prallte Kraft auf Kraft, Magie auf Magie.
Der Dämon wich zurück.
»Damit hast du wohl nicht gerechnet, Zarkahr«, sagte Gerwer spöttisch. »Du kannst mich nicht vernichten. Du kannst nicht einmal gegen mich kämpfen. Du hattest keine Chance, das Blut des Opfers aufzunehmen, und ich bin der Auserwählte.«
Zarkahr schrie wütend auf. »Ein Auserwählter? Du? Ich vernichte dich, ich zerquetsche dich zwischen meinen Händen…«
»Das kannst du nicht!« rief Gerwer und ließ seinen Worten einen Zauberspruch folgen. Der Geflügelte heulte schmerzerfüllt auf. »Du kannst mich nicht töten. Ich bin stärker als du. Ich werde noch leben, wenn sich an dich niemand mehr erinnert. Ich werde ewig leben, aber du wirst ewig Stein sein.«
»Stein?« kreischte Zarkahr.
»Zu Stein wirst du«, sagte Thor Gerwer. Wieder sprach er eine Zauberformel. Überall im Tempelraum glühten Bannzeichen auf. Vor Tagen schon hatte er sie heimlich angebracht; bis zu diesem Moment waren sie unsichtbar gewesen. Selbst Zarkahr hatte sie nicht entdecken können. Aber in all seiner Überheblichkeit halte der Dämon natürlich auch anderes zu tun gehabt, als sich um seinen unterirdischen Tempel zu kümmern. Dafür waren schließlich die Sterblichen zuständig, seine Sklaven und Diener.
Arroganz bewies sich in diesem Fall als Dummheit: wieder einmal.
Gerwer trat näher. Zwischen ihm und dem Dämon befand sich jetzt nur noch der Altar. Thor Gerwer deutete auf das sterbende Mädchen.
»Dein Fehler, Zarkahr«, sagte er. »Und der Fehler deines Dieners. Ihr habt die Zeichen nicht gelesen. Dieses Blut gehört nicht dir, Zarkahr: Es erreicht dich niemals. Seine Kraft fließt zu mir.«
»Wer bist du, Auserwählter?« heulte der Dämon.
Gerwer lachte auf.
»Oh, häßlicher Dämon«, spottete er. »Glaube nicht, daß es mir um dich persönlich ginge. Meine Wahl hätte auch jeden anderen treffen können. Astaroth vielleicht, Belial, Gaap oder Asmodis. Vielleicht auch Sarkana, Zorrn oder einen anderen. Aber etwas für mich Wichtiges unterschied dich von den anderen.«
»Was ist es?« fauchte Zarkahr.
Der Auserwählte lachte. »Du bist Lucifuge Rofocales Feind. Wenn ich dich ausschalte, mache ich ihn mir gewogen.«
Zarkahr heulte abermals wild auf.
Aber sein Heulen verebbte in hartem hustendem Röcheln. Der Versteinerungsprozeß setzte bereits ein. Der Corr kämpfte dagegen an, doch es gelang ihm nicht, die Verwandlung aufzuhalten. Der Zauber war zu stark ,
»Frevler«, ächzte er. »Eines Tages… wirst du… dafür… be… zah…«
Und schwieg.
163 Jahre lang war er Stein.
***
Torre Gerret schloß die Augen.
Er war seinem Ziel nahe. So unglaublich nahe…
Mansur Panshurab, dieser Narr, war zum zweiten Mal zu seinem Werkzeug geworden. Diesmal ahnte er nicht einmal etwas davon. Gerrets Spur, auf die der Inder gestoßen war, um sie Zamorra preiszugeben, hätte er sicher nicht gefunden, wenn Gerret sie nicht ganz speziell für ihn ausgelegt hätte. Aber so würde Panshurab Zamorra nun zielsicher in die Falle führen, die Gerret für seinen alten Feind aufgestellt hatte.
Gerret sah zu dem goldhaarigen Mädchen hinüber, das nun seine Gefangene war. Was nützte es ihr, zusätzlich zu ihrer Druiden-Kraft jetzt auch über Ssacahs Magie zu verfügen? Die Kobra-Druidin Teri Rheken war hilflos. Ihr Körper und ihr Geist waren betäubt. Sie konnte keine Magie mehr einsetzen.
Aber sie konnte als Druckmittel gegen Zamorra dienen.
Zamorra, der sich am Ende seines Weges befand.
»Du hast mir die Unsterblichkeit genommen«, murmelte Gerret. »Beide sind wir Auserwählte. Beide waren wir an der Quelle des Lebens. Du wurdest unsterblich, ich nicht. Dein Fehler war es, mich nicht zu töten, wie es das Gesetz der Unsterblichkeit verlangt. Und nun -werde ich doch länger leben als du… noch viele Jahre länger…«
Wie viele,
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