0547 - Verdammt für alle Ewigkeit
durch. Er konnte zwar feststellen, daß sie dachten, aber nicht, was. Da war eine Barriere, die auch er nicht zu durchdringen vermochte.
Das machte ihn wütend. Er war es gewohnt, Erfolg zu haben. Bei allem, was er tat. Wenn ihm jemand diesen Erfolg verweigerte, sah er das als einen Angriff auf seine dämonische Herrlichkeit.
Er veränderte den Fokus seiner Augen, um mehr Einzelheiten aufnehmen zu können.
Das Taxi verschwand.
Die drei Menschenwesen näherten sich rasch einem Haus und verschwanden dabei aus Zarkahrs Blickfeld. Er mußte seinen Standort verlassen.
Doch als er seine neue Beobachterposition eingenommen hatte, mußten die Menschen das Haus schon betreten haben.
Oder das daneben?
Er konnte es nicht mit Gewißheit sagen. Die beiden Eingangstüren lagen unmittelbar nebeneinander. Die eine führte in den Wohnhausbereich, die andere anscheinend zu Geschäftsräumen.
Zarkahr wollte erneut seine Position wechseln, um herauszufinden, welche der beiden Türen die Verfolgten benutzt hatten… Aber in diesem Moment nahm er eine andere, bekannte Aura wahr.
Es dauerte nur ein paar Sekunden.
Es verwirrte ihn.
Ihm war, als würden sich die Ausstrahlungen von zwei mächtigen Wesen überlagern.
Eine dieser Wesenheiten wirkte auf ihn wie Lucifuge Rofocale.
Die andere… das lag lange zurück.
Thor Gerwer…?
***
Als Mansur Panshurab zielstrebig auf das Haus zuging, kamen Zamorra erstmals leichte Bedenken.
Merlins Stern würde er kaum gegen Gerret einsetzen können. Und der Dhyarra-Kristall, den Nicole einsatzbereit bei sich trug, hatte seine Handicaps. Unter anderem ließ er sich nur schwer spontan einsetzen, weil er bildhaft ausformulierte Gedankenbefehle benötigte; wenn wenig oder gar keine Zeit zur Verfügung stand, wurden dadurch abstrakte Handlungen zu einem kaum lösbaren Problem.
War es unter diesen Voraussetzungen nicht bodenloser Leichtsinn, sich mit Gerret auseinanderzusetzen?
Aber jetzt waren sie hier, es gab kein Zurück mehr. Sofern Panshurab kein falsches Spiel trieb, stand die Stunde der Entscheidung unmittelbar bevor.
Zamorra dachte an die Quelle des Lebens.
Er besaß nicht viele Erinnerungen an damals. Aber er wußte, daß er Torre Gerret schließlich gegenübergestanden hatte - als Rivale im Kampf um die Unsterblichkeit.
Er hatte die Prüfungen bestanden, Gerret nicht.
Dabei wußte Zamorra nicht einmal, worin diese Prüfungen überhaupt bestanden. Er konnte sich dessen einfach nicht entsinnen. Irgendwie war die Erinnerung in ihm gelöscht worden. Er wußte nur, daß er seinen Rivalen hätte töten müssen.
Das Gesetz der Quelle schrieb es so vor.
Es konnte nur einen geben…
In jeder Periode der Auswahl, die mittlerweile annähernd 250 Jahre umfaßte, gab es etliche Auserwählte. Doch nur einer von ihnen konnte die Unsterblichkeit erlangen. Die anderen, die sich den Prüfungen stellten, verloren ihr Leben. Diesem Schicksal entging man als Auserwählter nur, indem man siegte oder völlig darauf verzichtete, an den Prüfungen überhaupt teilzunehmen, und somit auch die Unsterblichkeit nicht anstrebte.
Daß er jemanden töten sollte, hatte Zamorra damals viel zu spät erfahren. Wahrscheinlich hätte er sich sonst rundweg geweigert, an der ganzen Auswahlprozedur teilzunehmen. Aber hatte ihn Lord Saris nicht förmlich dazu gedrängt? Und es war auch verlockend, nicht nur viel langsamer zu altern als andere Menschen, sondern nie mehr an Krankheiten leiden zu müssen, nie alt zu werden, nicht mehr sterben zu müssen, außer man wurde ermordet - verlockend für Zamorra dadurch, daß er jetzt unbegrenzte Zeit hatte, seiner Berufung nachzugehen und die Menschheit vor den Schrecken der Hölle zu schützen.
Er hatte die Prüfungen bestanden -und er hatte niemanden getötet!
Er hatte etwas Ungeheuerliches getan.
Er hatte den alten Gesetzen getrotzt und die Wächterin der Quelle des Lebens gezwungen, auf seine Bedingungen einzugehen!
Torre Gerret wurde das Leben geschenkt.
Und Zamorra nahm etwas vom Wasser der Quelle des Lebens mit, um seine Lebensgefährtin Nicole Duval davon trinken zu lassen. Auch sie gehörte offensichtlich zu den Auserwählten. Zumindest verlief ihr Alterungsprozeß ebenso langsam wie der Zamorras. Das Wasser wirkte auch bei ihr; sie war ebenso wie Zamorra in den Kreis der Unsterblichen getreten.
Aber Zamorra war von der Quelle des Lebens für seinen Frevel mit einem Fluch belegt worden. Die meisten der Unheilsprophezeihungen waren bislang in Erfüllung gegangen.
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