0548 - Feuerdrache
Châteaus war perfekt.
Er war sicher, daß es eine unmittelbare Verbindung zwischen dem Drachen von Lyon und diesem Mini-Elefanten im Porzellanladen namens Fooly gab.
Fooly hatte behauptet, vor den »Insektenäugigen« davongelaufen zu sein.
Ein großer Drache, ein kleiner Drache, Drachenkind…
Sollten die Unsichtbaren Fooly gekidnappt haben, um den großen Drachen unter Druck zu setzen? Unwillkürlich mußte Zamorra an das seltsame Dämonenkind denken, mit dem er vor ein paar Monaten zu tun gehabt hatte. Es war von Astaroth und anderen Erzdämonen entführt und als Druckmittel eingesetzt worden, um Zamorra und den Corr-Dämon Zorak aufeinanderzuhetzen. Vielleicht war auch diesmal Erpressung im Spiel. [4]
Er ging zur Sprechanlage. »Nicole… William… könnt ihr den Bonsai-Drachen mal in mein Arbeitszimmer bringen? Ich würde zu gern wissen, was er von dem Monitorbild hält.«
»Mach einen Bildschirmausdruck und komm damit hierher«, warnte Nicole. »Das ist besser, als diesen Tolpatsch in dein Arbeitszimmer zu lassen!«
»Erstens warte ich auf einen Rückruf aus Lyon…«
»… für den du die Telefonanlage entsprechend umstellen kannst…«
»… und zweitens ist ein Papierbild nicht so aussagefähig wie eine animierte, plastische Abbildung.«
»Des Menschen Wille ist seine Hölle«, seufzte Nicole. »Auf deine Verantwortung… Na komm, Fooly. Der Chef will dich sehen und dir etwas zeigen.«
Zamorra lächelte und schaltete sich aus der Verbindung. Ganz so schlimm, dachte er, würde es schon nicht werden. Immerhin dürfte der Drache jetzt ein wenig gefressen - gegessen - haben und war deshalb sicher wesentlich friedlicher. Ein voller Magen beruhigt - immer und in jeder Beziehung.
Es sei denn, man leidet an Gastritis…
***
»Verdammt, das Biest ist runtergegangen! Wenn wir weiterschießen, gefährden wir die Bevölkerung!«
»Trefferfolge?«
»Nicht mal angekratzt haben wir es! Wir haben es jetzt im Sichtkontakt. Das ist kein Flugzeug und auch kein Raumschiff der kleinen grünen Männchen vom Mars! Das verdammte Ding sieht aus wie ein - Drache!«
»Sie spinnen, Thibault!«
»Devereux wird es Ihnen bestätigen. Das Objekt hat das Aussehen eines chinesischen Drachen. Eine geflügelte Schlange, ein Saurier… Was weiß ich!«
»Das sind Fabeltiere, die gibt es nicht!«
»Dann nehmen Sie einfach an, es sei eine optische Tarnung«, bellte der Pilot des Alpha-Jet verärgert. »Wir jedenfalls wissen, was wir hier sehen! Was sollen wir jetzt tun?«
»Feststellen, ob eine Gefährdung für die Bevölkerung besteht. Wir schicken Truppen los. Wieviel Treibstoff haben Sie noch?«
»Reicht für etwa vierzig Minuten.«
»Bleiben Sie so lange im Luftraum, bis Hubschrauber kommen. Dann kehren Sie zur Basis zurück.«
»Verstanden. Wir beobachten weiter!«
Die Jets donnerten durch das Loire-Tal, wendeten, kamen wieder zurück. Sie formierten sich so, daß einer von ihnen den Bereich, in dem das UFO mit dem Aussehen eines chinesischen Drachen gelandet war, immer abtasten konnte.
Aber sie schossen nicht mehr.
Sie hätten es auch gar nicht gekonnt. Ihre Waffenschächte waren leer…
***
Der Drache war nahe dem Dorf gelandet. Seine Hoffnung wurde erfüllt. Die fliegenden Dinger bekämpften ihn nicht weiter. Doch ihm war klar, daß er keine Zeit verlieren durfte. Abgesehen davon, daß er sich in der Welt der Menschen nicht wohl fühlte, ging es darum, die tödliche Gefahr von seinem Kleinen abzuwenden. Und je schneller er jetzt seinen Auftrag erfüllte, desto eher konnte er sich um Wichtigeres kümmern.
Außerdem würden die Menschen nicht so einfach aufgeben. Sie waren sture, starrköpfige und uneinsichtige Kreaturen. Sie würden andere Möglichkeiten finden, ihn anzugreifen. Vielleicht schickten sie ihm ein ganzes Heer von Rittern entgegen, die ebenfalls über diese Feuergeschosse verfügten.
Als ob die Menschen in den Jahrtausenden nichts Besseres zu tun gehabt hätten, als ihre Waffen zu perfektionieren! Warum hatten sie nicht ihr Denken verbessert und ihre Intelligenz zu steigern versucht?
Aber es war nicht Aufgabe des Drachens, sich darüber aufzuregen. Jetzt bewegte er sich in Richtung der Burg, die er angreifen sollte. Nun gut, der Weg den Berghang hinauf war nicht allzu weit. Um sein Drachenfeuer wirklich wirksam einsetzen zu können, mußte er allerdings so nahe wie möglich herankommen.
Er hoffte, daß die Menschen über seine Landung zu verblüfft waren, als daß sie ihn noch vor Erreichen
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