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0548 - Feuerdrache

0548 - Feuerdrache

Titel: 0548 - Feuerdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Denn solange es ein Kleines war, mußte es dort einen Elter haben, der für es sorgte und die Verantwortung übernahm. Das würde nun nicht länger der Fall sein.
    Doch der Drache kannte die Menschen, die ihn eingefangen hatten, gut genug, um zu wissen, daß er keine Chance mehr hatte. Sie würden eine Möglichkeit finden, ihn zu töten, wie immer in all den Jahrhunderten und Jahrtausenden, in denen Menschen und Drachen sich begegnet waren.
    Aber hier waren die Insektenäugigen.
    Die letzte Chance, sie für ihr unheilvolles Tun zu bestrafen.
    Lebe wohl, mein Kleines. Nun mußt du dir selbst helfen, bis du die Metamorphose durchlebst und ein erwachsener Drache wirst. Ich kann nicht mehr für dich sorgen. Es tut mir so leid. Aber dies ist die letzte Chance für mich, der Qual der Gefangenschaft zu entgehen und die Bösen zur Rechenschaft zu ziehen. Töten wird man mich sowieso.
    Und der Drache tat das letzte, was er tun konnte und mußte.
    ***
    Zamorras Amulett glühte auf. Der Parapsychologe reagierte blitzschnell, griff nach Nicole, um sie mit in die Sicherheitssphäre zu ziehen, die ihn einhüllte. Grünliches Licht umfloß ihn. Diesmal jedoch nicht, um Schwarze Magie abzuwehren - vielleicht war das Amulett nur verwirrt.
    Der Drache unter dem Hubschrauber verwandelte sich von einem Sekundenbruchteil zum anderen in eine künstliche kleine Sonne, die mit ihrem grellen Aufstrahlen heller war als die echte hinter den Wolken. Ein gewaltiger Feuerball bildete sich um ihr blendendes Licht. Dann explodierte der Hubschrauber.
    Eine gleißende Feuerhölle stürzte abwärts. Glutflüssige Trümmer und eine unglaubliche Hitze berührten den Boden und verwandelten ihn in brodelndes Magma.
    Aufschreiende Soldaten wichen zurück.
    »Nein!« schrie Nicole auf. »Nein!«
    Es war schon vorbei. Das Feuer verlosch; das erkaltende Magma strömte ein paar Dutzend Meter weit hangabwärts, begleitet von den entsetzten Blicken fassungsloser Menschen, und härtete sich mit jedem Meter.
    Die Soldaten im Hubschrauber waren gestorben, und den Drachen gab es nicht mehr.
    Daß aber in dem Feuer, das vom Himmel regnete wie einst über Sodom und Gomorrha, auch eine Gruppe von Unsichtbaren verdampft war, konnte in diesem Moment niemand ahnen.
    Viel später erst, als ein kleiner Drache nach ihnen suchte, stellte er fest, daß es hier keine Unsichtbaren, keine »Insektenäugigen«, mehr gab.
    Zamorra sah sich um, sah zum Château hinauf, zum Fenster seines Arbeitszimmers.
    »Er hat es gesehen«, murmelte er. »Fooly hat es gesehen. Oh, verdammt, er hat gesehen, wie sein Elter starb…«
    Er mußte zurück. Er mußte zu Fooly, dem kleinen Drachen.
    Alles andere spielte jetzt keine Rolle mehr.
    ***
    Nein, Fooly hatte das Ende seines Elters nicht beobachtet. Er war losgelaufen, um doch noch selbst eingreifen und helfen zu können. Von der Explosion hatte er dadurch nichts mitbekommen.
    Er war entsetzt, er war fassungslos. Er brauchte Wochen, um sich von dem Schock zu erholen.
    Bei den vielen und langen Gesprächen, die Zamorra, Nicole und auch William mit ihm führten, stellte sich dann heraus, daß Fooly nicht in seine eigene Welt heimgehen konnte. Es gab für ihn vorerst keine Rückkehr ins Drachenland. Dort würde man ihn, solange er ein Jungdrache war, nicht akzeptieren, da kein Elter mehr für ihn die Verantwortung übernehmen konnte.
    Aber diesen Schock überstand er wesentlich leichter. Vielleicht gerade deshalb, weil er jung war. Er fand auch rasch eine Lösung: »Ich bleibe erst einmal bei euch. Ihr kennt mich, ich kenne euch. Ich bin gern hier, weil ihr so verständnisvoll seid. Hier kann ich mich wohl fühlen. Wohin sollte ich auch sonst gehen? Außerdem kann ich euch sicher helfen. Ich kann ja viel mehr als ihr mit euren beschränkten menschlichen Fähigkeiten und Sinnen.«
    Nicole verdrehte die Augen. »Unter einer Bedingung: Du veranstaltest kein Chaos, und du hältst dich von meinem Auto fern! Grundsätzlich mindestens zehn Meter!«
    »Zehn Bonsai-Meter«, murmelte Fooly und nickte heftig.
    »Ich sorge dafür, daß er sich daran hält«, versprach William. »Und daß er lernt, sich anständig zu benehmen und keinen Blödsinn anzurichten.«
    »Da hast du dir aber viel vorgenommen, William der Butler«, grinste Fooly ihn auf seine unnachahmliche Weise an und zeigte damit, daß er ein relativ sonniges Gemüt besaß. Er hatte so etwas wie »Ersatzeltern« gefunden…
    Später versiegelten sie in Lyon die Regenbogenblumen. Selbst konnten sie

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