0548 - Feuerdrache
Fooly. »Hm, ich weiß ja nicht, nach welchem mathematischen System ihr hier rechnet. Muß ja nicht das von Euklid sein, außerdem war der für die Geometrie zuständig. Aber bevor sich das alles noch weiter summiert und auch noch Schuldzinsen und das Datum addiert werden, möchte ich erst noch was zu essen bekommen. Mit vollem Magen erträgt sich jedes Todesurteil leichter.«
Zamorra ging zur Tür und zog Nicole dabei mit sich.
»Ich hab’s«, sagte er. »Wir sperren ihn hier ein und lassen ihn erst wieder raus, wenn er sich so vollgefrgssen hat, daß er vor Überfüllung umfällt. Vorsichtshalber rufen wir aber die Feuerwehr. Nur für den Fall, daß er Stichflammen rülpst. Immerhin ist er ein Drache!«
»Aber nur ein kleiner Drache«, wandte Fooly ein.
Zamorra verdrehte die Augen.
»Der muß wohl immer das letzte Wort haben…«
»Wer sonst, wenn nicht ich?« krähte der kleine Drache.
***
»Banards Jet wurde bei Sichtkontakt von dem UFO abgeschossen. Pilot konnte sich per Schleudersitz und Fallschirm retten. UFO reagiert immer noch nicht auf Funkanrufe.«
Sekundenlang war Schweigen im Äther. Dann meldete sich wieder die Leitstelle in Marseille.
»Gehen Sie kein Risiko mehr ein. Schießen Sie das Objekt ab. Wer auch immer da drin sitzt, hat es so gewollt. Brauchen Sie Verstärkung?«
»Vermutlich nicht. Oder bestätigt. Zielerfassungen werden eingerichtet. Wir schießen das Objekt ab.«
Keiner der beiden Piloten hatte etwas gegen den Befehl einzuwenden. Das unerlaubte Eindringen in den französischen Luftraum und die Zerstörung eines Alpha-Jets berechtigten den Gegenschlag.
Das UFO versuchte sich immer wieder in den Wolkenbänken zu verbergen, aber für die modernen Ortungsanlagen war das kein Problem. Das Objekt wurde vom Zielradar erfaßt. Die Piloten brachten ihre Maschinen auf Kollisionskurs und entsicherten die Waffensysteme.
Das fremde Objekt über der Loire hatte keine Chance.
Ziel erfaßt! Feuer!
***
William versuchte, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Jetzt, da die Nervensäge MacFool nicht mehr in seiner Nähe war, gelang ihm das sogar -trotz der dramatischen Geschehnisse am Himmel!
Von dem abgestürzten Flugzeug war nichts mehr zu sehen, nicht einmal Feuerschein. Es mußte weit entfernt zerschellt sein.
Erst, als William sicher war, mit seinem Erscheinungsbild der Herrschaften Nase und Augen nicht mehr zu beleidigen, begab er sich zurück ins Gebäude. Diesmal blieb das Garagentor weit geöffnet, und der Butler beschloß zusätzlich, eine Menge Parfüm auf der Rückbank des Cadillacs zu verteilen.
Oben in der Luft war es nach dem Absturz noch lauter geworden.
Das glich Kampflärm. Flugzeuge schossen auf etwas. Hin und wieder blitzte es in den Wolken auf.
Sollten die Alpha-Jets etwa den Drachen jagen, von dem Zamorra bei seiner Rückkehr so beiläufig gesprochen hatte?
»So langsam wird es bunt gemischt hier«, murmelte William. »Ich glaube, ich sollte die Herrschaften mal von dem Getümmel in der Luft in Kenntnis setzen…«
***
Jene, die nicht von der Erde stammten und den Plan eingefädelt hatten, warteten darauf, daß der Drache endlich tat, was ihm befohlen war. Aber er vergeudete seine Zeit damit, sich mit den lächerlichen Flugzeugen der Erdmenschen herumzuschlagen.
»Wir sollten ihn daran erinnern , daß wir seinen Brutbalg auslöschen, wenn er nicht endlich die Festung dieses Zamorra angreift!«
»Und wenn er inzwischen herausgefunden hat, daß wir das kleine Biest nicht mehr in unserer Gewalt haben? Daß er seine Zeit mit den Flugmaschinen vergeudetet, könnte darauf hindeuten. Vielleicht gibt es zwischen beiden Drachen Kommunikationsmöglichkeiten, die uns verschlossen sind.«
»Ich glaube nicht, daß er uns auf diese Weise provozieren will. Wäre er seines Brutbalgs sicher, hätte er uns längst angegriffen. Sein Haß gegen uns ist gigantisch. Wir werden ihn daran erinnern müssen, daß er für uns eine Aufgabe zu erfüllen hat, und zwar schnellstens!«
Jene, die für menschliche Augen und menschliche Technik unsichtbar waren, schlossen sich zusammen und riefen den Drachen.
***
Kurz vor der Treppe trafen Zamorra und William aufeinander.
»Was haben Sie uns da bloß für einen Gast beschert, William«, seufzte der Parapsyehologe. »Innerhalb der kurzen Zeit, die er jetzt hier ist, hat er schon Nicoles Auto besudelt und das Geschirr zerschlagen. Scherben bringen zwar Glück, aber so geht das nicht weiter.«
»Verzeihen Sie, Professor, wenn ich
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