0549 - Amors Teufelspfeile
ich das Gefühl, daß es auf jede Sekunde ankam…
***
»Dad, das kannst du doch nicht tun!« schrie Johnny seinen Vater an.
»Du darfst nicht schießen, du darfst es nicht! Das ist Nadine, unsere Nadine! Daddy…«
Bill hörte die Worte seines Sohnes. Sie kamen ihm vor, wie von einer verkratzten Schallplatte abgespielt. Er wußte ja, welches Risiko er einging, aber hatte er eine Wahl?
Nadine war von einer teuflischen Kraft besessen und würde sich nicht scheuen, sie zu zerfleischen.
Sie hatte die Tür zerbrechen können. Johnnys letzte Worte waren im Krachen des Holzes untergegangen. Für einen Moment stand Nadine auf den beiden Hinterläufen.
Aus dem Gang schoß jemand heran. Nein, er flog sogar gegen sie und hechtete auf ihren Körper.
Suko!
Johnny und sein Vater waren sprachlos. Stumm schauten sie zu, wie sich der Inspektor mit beiden Armen am Hals der Wölfin festklammerte und in seiner Haltung an Tarzan erinnerte, wenn er gegen ein Raubtier kämpfte.
Nadine aber besaß gewaltige Kräfte. Obwohl Suko auf ihrem Rücken festhing, sprang sie weiter und in den Kellerraum hinein.
Sie hatte das Maul weit aufgerissen. Ihr Knurren hörte sich an wie eine mörderische Drohung. Auf allen vieren war sie gelandet, stand für einen Moment still und fing dann an, sich zu schütteln.
Suko mußte sich auf dem Rücken des Tieres vorkommen wie ein Rodeo-Reiter auf einem ungesattelten Wildpferd.
Er hielt eisern fest.
Die menschliche Kraft stand gegen die des Tieres. Wer war der Gewinner? Keiner hätte eine Prognose abgeben können. Suko kämpfte verbissen. Er ahnte, daß es hierbei um alles oder nichts ging.
Nadines Knurren und sein heiser klingendes Keuchen erfüllten den Kellerraum.
Johnny war so weit wie möglich zurückgewichen. Er hielt beide Hände gegen seine Wangen gepreßt und starrte aus großen, angstgeweiteten Augen auf Suko und Nadine.
Bill bedrohte die Wölfin auch weiterhin mit der goldenen Pistole, obwohl er nicht schießen durfte, weil sich Suko auf dem Rücken befand und ebenfalls hätte getroffen werden können.
In seinem Gesicht schwollen die Adern an der Stirn überdick hervor. Das Gesicht war verzerrt. Es kostete ihn ungemein viel Kraft, das dämonisch beeinflußte Tier zu halten. Wenn es einmal freikam, dann drehte es durch.
Nadine wurde noch wilder. Sie drehte sich auf der Stelle im Kreis, weil sie ihre Last unbedingt abschütteln wollte.
Darauf ließ sich Suko nicht ein. Seine Arme lagen so hart um Nadines Hals, daß sie schon im dichten Fell verschwanden. Er hatte vor, das Tier in die Knie zu zwingen.
Das bemerkte auch Bill. Er steckte die goldene Pistole weg und griff ein. Gemeinsam schafften sie es, die Wölfin zu Boden zu drücken, die heulende Klagelaute ausstieß.
Bill hatte sich auf die hintere Seite ihres Körpers gesetzt. Sein Gewicht preßte das Tier auf die Kacheln.
»Was sollen wir tun?« keuchte er.
»Keine Ahnung!«
»Wir können sie nicht immer festhalten!«
»Weiß ich auch.« Dann hatte Suko eine Idee. »Johnny, die Tür zum Heizungsraum! Los, öffne sie!«
Der Junge fragte nicht nach. Diese Tür war stabiler als alle anderen. Als Schutztür gegen Brände mußte sie aus Eisen sein.
Als sie offen war, nickte Suko dem Reporter zu. »Geh weg!«
Bill verschwand.
Die Wölfin nutzte ihre Chance. Plötzlich verspürte sie einen geringeren Druck, auch Suko gab nach und schnellte zur Seite.
Nadine sprang hoch.
In der Zeit hatte der Chinese bereits seinen Stab gezogen. Ein Wort brauchte er nur zu rufen, um alles verändern zu können.
»Topar!«
Auch Nadine hörte das Wort – und erstarrte ebenso wie Johnny und sein Vater.
Dem Inspektor blieben genau fünf Sekunden, um seinen Plan in die Tat umzusetzen.
Er bückte sich und schaffte es tatsächlich, den schweren Körper des Tieres in die Höhe zu stemmen. Dann zerrte er ihn auf die offene Tür zu, wobei die Hinterläufe noch über den Boden schleiften.
Als die fünf Sekunden vorbei waren, schleuderte Suko die Wölfin in den Heizungsraum und knallte genau im richtigen Augenblick die Tür zu. Blitzschnell schloß er ab, drehte sich und drückte seinen Rücken gegen die Tür.
Beide Männer waren erschöpft. Sie schauten einander an und keuchten.
Suko kam auf Bill zu, der ihn annickte. »Okay, das hätten wir«, sagte der Reporter. »Danke auch. Aber wie geht es weiter?«
»Weiß ich nicht.«
»Sie wird toben, sie wird…«
»Nein, Daddy, sie tobt nicht. Hör doch mal!« Johnny war plötzlich aufgeregt. »Das
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