0549 - Amors Teufelspfeile
sind ganz andere Laute. Die kenne ich. Das ist ihr normales Winseln. Sie möchte da raus, bestimmt.«
»Das kann ich mir nicht vorstellen.«
»Dad, du mußt das anders sehen. Nadine ist nicht mehr besessen. Ich spüre das genau. Es ist vorbei.«
»Wie kannst du das behaupten?«
»Ich lasse sie raus!«
»Nein, Johnny!«
»Doch, Dad!«
Vater und Sohn schauten sich gegenseitig an. Bis Bill nickte und seihe Waffe zog. »Laß sie raus, Junge. Wenn sie tatsächlich wieder normal ist, gut. Wenn nicht, werde ich schießen. Willst du das Risiko eingehen?«
Johnny dachte nach.
»Ich würde es mir an deiner Stelle überlegen«, sagte auch Suko.
»Das kann ins Auge gehen.«
»Sie ist wieder normal!« behauptete der Junge.
»Gut, dann öffne die Tür. Du hast doch nichts dagegen, Bill?«
»Nein, habe ich nicht.«
Johnny mußte bei seinem einmal gefaßten Entschluß bleiben. Mit Pudding in den Knien näherte er sich der Tür zum Heizungsraum, gefolgt von den beiden Männern, wobei Bill die goldene Pistole schußbereit hielt.
Johnny schloß auf.
Es war sehr still geworden. Das Kratzen des Schlüssels im Schloß klang überlaut.
Dann war die Tür offen!
Johnny drückte die Klinke. Stille kehrte ein. Eine Stecknadel hätte man fallen hören können.
Das Winseln klang durch den Keller. Nadine verließ den Raum, drückte ihren Körper gegen Johnnys Beine, ihr Kopf war zu sehen, dabei auch die Augen, die so herrlich normal blickten.
Johnny fiel auf die Knie. Er umfaßte den Hals des Tieres, dessen Wunde bei dem Kampf wieder aufgebrochen war. Der Verband blutete durch. Bill rannte los, um einen neuen zu holen, während Johnny im Keller hockte und Nadine streichelte.
Und so fand ich die beiden ebenfalls vor, nachdem Bill mich ins Haus gelassen hatte.
***
Natürlich gab es einiges zu berichten. Jeder suchte nach einer Erklärung, ich rückte schließlich damit heraus.
»Nadine muß in dem Augenblick wieder normal geworden sein, als es mir gelang, den teuflischen Amor zu töten.«
»Das kann stimmen«, sagte Suko.
Auch Bill nickte.
Wir checkten die ungefähre Zeit ab und kamen zu dem Ergebnis.
Noch hatte ich meine Geschichte nicht erzählt. Als ich berichtete, wie es mir im Krankenhaus ergangen war, da verlor Bills Gesicht einiges an Farbe. Er schüttelte den Kopf und schlug mit der Hand gegen die Stirn. »Mein Gott, Sheila, sie ist…«
»Bill, sie lebt!«
Er nickte mit starrem Gesicht. »Das verdankt sie dir«, flüsterte er, »nicht mir.«
»Es war unsere gemeinsame Arbeit, mein Freund. Wir alle haben mitgeholfen.«
»Vielleicht hast du recht.« Bill räusperte sich und schaute auf seine Fußspitzen. »Da gibt es aber noch ein Problem, nicht?«
»Ja, die große Krise!« bestätigte ich.
»Hast du darüber denn schon etwas gehört?«
»Leider nicht. Wahrscheinlich steckt sie jetzt mittendrin. Sie kämpft, Bill.«
»Und… und was können wir tun?« fragte er mit zitternden Lippen.
Ich hob die Schultern. »Beten, daß sie doch es schafft. Das ist alles.«
»Und doch kann es manchmal sehr viel sein«, flüsterte Bill, bevor er und sein Sohn die Hände falteten…
ENDE
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