055 - Der Zahn der Hydra

Yalla?«
    »Sein Name ist Tony Ballard«, antwortete der Gnom.
    »Solche Namen gibt es nicht in der Feuerwelt.«
    Cruv glaubte wohl, mir das Leben zu retten, wenn er die Wahrheit sagte. »Er ist kein Feuerwesen. Er ist ein Mensch.«
    »Was hat ein Mensch in unserer Welt zu suchen? Wieso sieht er aus wie wir?« fragte Contax.
    Cruv erklärte es ihm, aber meinen Kopf rettete er mir damit nicht.
    »Nun gut, Faccendal«, sagte Contax zum Henker der Verdammten. »Dann wirst du heute deinen ersten Menschen enthaupten!«
    Der Henker lachte. »Das wird mir ein besonderes Vergnügen sein.«
    »Und auch den Drims können wir einen ganz besonderen Leckerbissen vorsetzen.«
    Ich wollte wissen, wer die Drims waren.
    Contax lachte. »Du wirst sie kennenlernen, wenn du tot bist, und du wirst das Grauen, das dich dann packt, noch so laut herausbrüllen, daß wir alle es hören.«
    Ein kräftiger Stoß warf mich auf den Richtblock. Ich spürte das rauhe Holz unter meinem Kinn und merkte, wie der Henker Maß nahm.
    ***
    Die Späher kehrten zurück. Einige hatten es geschafft, bis zur Siedlung der Verdammten vorzudringen und unbemerkt zurückzukommen.
    Was sie zu berichten hatten, ließ Mr. Silver die Haare zu Berge stehen. Daß Cruv und Cannitta bei den Verdammten waren, hätte ihn nicht aus der Fassung gebracht. Im Gegenteil; zu hören, daß die beiden noch lebten, wäre beruhigend gewesen.
    Was der Ex-Dämon nicht begreifen konnte, war die Tatsache, daß sich auch Tony Ballard in der Gewalt der Verdammten befand.
    »Wie ist das möglich?« fragte er den König der Feuerwesen. »Wir ließen Tony zurück. Wie kann er vor uns ankommen?«
    »Es gibt einen wesentlich kürzeren Weg zum Gebiet der Verdammten, und den muß Tony eingeschlagen haben«, sagte Yarrambool.
    »Woher kennt er diese Abkürzung?«
    »Sheesa weiß davon«, sagte Yarrambool.
    »Die Verdammten werden Tony umbringen! Wir müssen sie angreifen!« sagte Mr. Silver ungeduldig.
    Die Informationen der Späher bildeten die Basis für den Angriffsplan, den Yarrambool gemeinsam mit dem Ex-Dämon in aller Eile schmiedete. Dann wurden die Feuerkrieger in vier Gruppen eingeteilt, von denen Mr. Silver eine befehligen und gegen die Verdammten führen sollte.
    Der Hüne drängte zum Aufbruch. Die vier Gruppen trennten sich.
    Sie schalteten die Posten aus, bevor diese Alarm schlagen konnten und näherten sich der rechten Siedlungsflanke. Den Wall von angespitzten Pfählen überwanden sie mühelos, und wenig später konnte der Ex-Dämon sehen, was sich in der Siedlung ereignete.
    »Cannitta und Cruv sind dort drüben«, sagte einer der Feuerkrieger.
    »Befreit sie«, sagte der Ex-Dämon grimmig. »Holt sie aus dem Käfig, aber seid vorsichtig. Wenn es die beiden geschafft haben, so lange am Leben zu bleiben, wäre es schade, wenn sie jetzt den Tod finden würden.«
    »Wir werden sie mit unserem Leben schützen«, versprach der Feuerkrieger und zog sich mit ein paar Männern zurück.
    Vier Krieger blieben bei Mr. Silver. Jemand sagte ihm, daß das Gedränge um den Richtblock nichts Gutes zu bedeuten hatte.
    »Faccendal, der Henker, bietet den Verdammten wieder ein grausiges Schauspiel.«
    Es gab nur einen, dem es dort an den Kragen gehen konnte, und das mußte Tony Ballard sein. Als Mr. Silver das begriff, trat er aus der Deckung, und im selben Moment sah er, wie Faccendal das Henkersbeil hoch über die Köpfe der Zuschauer hob…
    ***
    Aus! Aus und vorbei! durchzuckte es mich.
    Ich konnte förmlich spüren, wie Faccendal seine Muskeln spannte. Seine ganze Kraft würde er in diesen Schlag legen, und nichts mehr konnte mich retten!
    Und plötzlich - geschah ein Wunder. Feuerlanzen rasten über die Köpfe der Verdammten, und diese gebündelte magische Energie traf das Beil mit unerhörter Kraft.
    Die Flammenspeere rissen dem Henker das Mordwerkzeug aus den Händen und schleuderten Faccendal zu Boden.
    Ich hatte das alles nicht sehr genau mitbekommen, begriff aber doch, was soeben geschehen war: Mr. Silver hatte eingegriffen!
    Und ich irrte mich nicht!
    Was Faccendal niedergeschmettert hatte, war der Feuerblick des Ex-Dämons gewesen. Eine unvorstellbare Kraft steckte darin. Ich hatte seine Wirkung schon oft miterlebt. Viele Dämonen waren ihm schon zum Opfer gefallen.
    Da Mr. Silvers Feuerblick das Henkersbeil und nicht Faccendal direkt getroffen hatte, konnte der Henker der Verdammten nur ohnmächtig sein.
    Um mich herum herrschte Aufruhr. Als ich mich erhob, sah ich, wie sich der Hüne