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055 - Louba der Spieler

055 - Louba der Spieler

Titel: 055 - Louba der Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Kaserne. Ohne Rock, mit rußverschmiertem Gesicht, trat plötzlich Louba auf sie zu.
    »Das wird eine Kleinigkeit kosten, Captain Brown!« rief er drohend. »Wollen sehen, was Ihre Militärbehörde dazu sagt!«
    »Falls du ein bißchen Grütze im Kopf hast, Louba, dann fährst du ab und läßt die Sache auf sich beruhen«, warf da Costa ein. »Die Militärbehörde könnte dir einige sehr unangenehme Fragen stellen.«
    »Ah, du bist auch da? Ich weiß schon, daß du deine Hand im Spiel gehabt hast, da Costa! Eugénie hat dich gesehen!«
    »Jetzt kommt sie gern mit mir zurück nach Tripolis, was?« höhnte da Costa.
    »Vielleicht . und vielleicht begleite ich sie sogar. Kein schlechter Gedanke! Ich habe dich aus Port Said vertrieben, und ich werde dich auch aus Tripolis hinausbefördern.«
    »Nur keine Drohungen, Louba! Ich bin dir überlegen, merk dir das. Und was du mir in der Vergangenheit geschadet hast, das wirst du schon noch bereuen.«
    »Ich bereue niemals«, gab Louba hochmütig zurück und kehrte ihm den Rücken zu. »Und wenn Sie denken, Captain Brown, daß dieses Feuerchen da mich aus Malta vertreibt, dann irren Sie sich!«
    »Ich sagte Ihnen, Sie würden gehen, Louba - und Sie werden gehen«, versetzte Brown bestimmt. »Auch dieser Abend kommt auf Ihr Konto.«
    »Es soll Ihnen noch leid tun, Captain ...«
    »Das einzige, was mir leid tut, ist, daß du nicht mitsamt deiner Bude verbrannt bist«, mischte sich da Costa wieder ein.
    Louba sah ihn aus den Augenwinkeln an.
    »Nur die Ruhe«, murmelte er. »Ich habe Zeit ...«
    Weldrake war schweigsam geblieben und hatte die Szene ohne ein äußeres Zeichen von Genugtuung betrachtet. Dies war erst ein Teil der Vergeltung, und ohne ein Wort schlüpfte er davon.
    Eine Stunde danach, während Hurley Brown besorgt nach ihm Ausschau halten ließ, kniete er in der Dunkelheit am Grab seines toten Jungen.
    »Keine Sorge, Reggie«, flüsterte er in beruhigendem Ton. »Du wirst gerächt. Ich denke daran. Ich vergesse es nicht. Ich bleibe nicht zu Hause, bis er gebüßt hat ... Keine Sorge, Reggie. Du wirst gerächt ...«

3
    Das Zimmer unterschied sich sehr wesentlich von einer Mietwohnung, wie sie im Londoner Westend üblich ist.
    Orient-Teppiche und stickereiverzierte Seidenstoffe lagen verstreut umher, arabische Sitzkissen aus Leder gab es im Überfluß. Neben einer breiten Ottomane stand ein Nargileh, dessen blaßblauer Rauch sich langsam zur Decke emporkräuselte. Die süßlich duftenden Rauchringe einer parfümierten Zigarette, die ein auf dem Fußboden kauerndes Mädchen zwischen den Fingern hielt, vermischten sich damit.
    Die einzige Beleuchtung spendete eine grotesk getriebene Bronzelaterne, die an Ketten von der Decke herabhing. Ihr melancholisches, düsteres Licht fiel auf die glänzend schwarzen Haare eines Mannes, der neben der Wasserpfeife hockte. Seine westeuropäische Kleidung wurde durch einen bestickten Kaftan verdeckt. Für das Mädchen, dessen Träume von dem Zauber des Ostens durch die bizarren Effekte um sie herum in Erfüllung gegangen schienen, war er eine Gestalt von echtester Romantik. Sein gebrochenes Englisch paßte zu ihm und erhöhte den Reiz noch erheblich.
    »Sie scheinen Kairo schon zu kennen?« bemerkte er eben.
    »Nein, nur das wenige, was mir Jimmy von der Stadt erzählt hat. Er wußte immer so interessante Dinge.«
    »Aber jetzt sind sie nicht mehr interessant?« fragte Louba.
    Sie schnitt eine reizende kleine Grimasse.
    »Er sprach bald nur noch über Mord und Totschlag und seinen Polizeidienst - kein Wort mehr von Romantik und Kairo und Bagdad. Lassen wir ihn aus dem Spiel! Wenn ich hier in diesem Zimmer bin, möchte ich vergessen, daß um uns herum London und England liegt. Ich möchte die langweiligen Spießbürger und ihre faden Vergnügungen vergessen und wenigstens für ein paar Stunden in einem Traum leben.«
    »Es ist nett von Ihnen, zu erklären, daß ich schöne Träume für Sie mache. Sie bedauern doch unsere Zusammenkünfte nicht? Oder sind Ihnen die kleinen Unannehmlichkeiten, die Sie dabei in Kauf nehmen müssen, zuviel?«
    »Mir ist alles egal, wenn ich nur ab und zu ein wenig hierher flüchten kann.«
    »Schade, daß Sie dazu jedesmal entfliehen müssen«, murmelte er. »Wäre es nicht viel schöner, wenn Sie die ganze Zeit im Orient leben könnten? Wenn Sie sich nicht durch ein Zimmer mit orientalischen Teppichen und Schnitzereien täuschen lassen müßten, sondern mitten im geheimsten Herzen des Orients selbst wären?

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