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055 - Louba der Spieler

055 - Louba der Spieler

Titel: 055 - Louba der Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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betreiben? Ist etwas vorgefallen, daß Sie Ihre Pläne ändern müssen, Miller?«
    »Nichts, Herr Doktor.« Er zögerte. »Nur — ich möchte gerne aus diesem Land heraus. Ich würde das Ausland vorziehen.«
    »Na, dann versuchen Sie's doch auf dem Kontinent, oder in einer britischen Kolonie, wenn Sie genug Geld haben.«
    Der Doktor machte ihm ausführlich die Verhältnisse in Kanada und Südafrika klar, aber er merkte es Miller an, daß er sich nicht überzeugen lassen wollte. Nachdem er weg war, wunderte sich der Doktor darüber, daß er überhaupt vorgesprochen hatte. Erst als er nach Bow Street gerufen wurde, um seine Bürgschaft für Frank Leamingtons Haftentlassung zu hinterlegen, erfuhr er, was los war. Inspektor Trainor erwartete ihn draußen auf der Straße und erzählte, was sich ereignet hatte. Loubas Nachlaß war Treuhändern übergeben worden. Der tote Finanzmann hatte eine genaue Aufstellung aller seiner Geldgeschäfte hinterlassen, und es stellte sich heraus, daß er einen Tag vor seiner Ermordung von einer Bank einen größeren Betrag in Franken abgehoben hatte, und dieses Geld war nirgends in der Wohnung zu finden. Außerdem hatte Miller am Montag geheiratet.
    »Ich möchte mir von ihm gerne erklären lassen, wie er dazu kam, sich in Cooks Reisebüro gestern einen Tausendfrankenschein wechseln zu lassen«, sagte der Detektiv. Jetzt verstand Dr. Warden alles.
    Er ging die Stufen zum Polizeirevier hinauf. Beryl Martin begrüßte ihn freudig.
    »Wie nett von Ihnen, Herr Doktor! Mr. Trainor war der Ansicht, Sie würden nichts dagegen haben, die notwendigen Garantien zu übernehmen.«
    »Natürlich nicht!« sagte Dr. Warden herzlich. »Das bedeutet wohl, daß die Anklage gegen Frank Leamington fallengelassen wird?«
    Trainor nickte. »Der Staatsanwalt will sich zwar noch etwas Zeit lassen, um den Fall nochmals eingehend zu studieren, aber er möchte nicht, daß Mr. Leamington eine Minute länger als notwendig in Haft bleibt.«
    Dr. Wardens Bürgschaft wurde angenommen. Warden ließ das Brautpaar allein und zog den Inspektor beiseite.
    »Haben Sie etwas von Brown gehört?«
    »Nicht das geringste. Sie sahen wohl die Zeitungsnotiz. Er hat seine Entlassung eingereicht, und heute morgen ließ er durch einen Boten seine Papiere abholen. Er weigert sich, weitere Erklärungen abzugeben. Angeblich gibt er den Posten auf Anraten seines Arztes auf. Haben Sie ihm den Rat gegeben, Doktor?«
    Dr. Warden gab nicht sofort Antwort. Dann sagte er:
    »Ich war zwar sein Freund, aber nicht sein Arzt. Die Verantwortung für das Befinden meiner Freunde übernehme ich nicht gerne.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wo er steckt?«
    »Ich habe ihn seit damals nicht mehr gesehen, und er hat sich auch nicht mit mir in Verbindung gesetzt«, sagte Warden. »Hat Louba eigentlich ein großes Vermögen hinterlassen?«
    Der andere schüttelte den Kopf.
    »Im Gegenteil, er war hoffnungslos bankrott. Die Beamten, die seine Verhältnisse prüften, behaupten, daß er ins Gefängnis gekommen wäre, weil er seine Steuererklärungen fälschte und sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen Kredite verschaffte. Tatsächlich stand er am Rand des Ruins.«
    Dr. Warden starrte ihn ungläubig an.
    »Stimmt das wirklich?«
    »Ganz gewiß. Da Costa hat die Wahrheit gesagt, als er dies zu Protokoll gab. Louba schuldete nach allen Seiten Geld. Sogar Miller hat seinen Lohn monatelang nicht erhalten, und Loubas ganzes Eigentum war bis zum letzten Knopf verpfändet. Allerdings wissen wir, daß er an seinem Todestag eine große Summe von der Bank abhob und sich in Tausendfrankenscheinen auszahlen ließ. Dieses Geld ist spurlos verschwunden. Ferner wissen wir auch, daß Miller gestern fünf der Scheine wechselte — und deswegen möchte ich ihn außerordentlich gerne einiges fragen.«
    Nachdem er diese überraschende Mitteilung gehört hatte, schloß sich John Warden den beiden jungen Leuten an. Frank dankte ihm, so herzlich er nur konnte.
    »Inspektor Trainor sagte mir, daß Sie sich seit meiner Verhaftung fast ununterbrochen für mich eingesetzt haben, Doktor. Er teilte mir auch mit, daß Sie sogar mit dem Justizminister gesprochen hätten.«
    Dr. Warden wurde rot.
    »Na, ich kann doch nicht müßig dabeistehen und einem solchen Justizirrtum zusehen«, sagte er.
    Um zehn Uhr abends klingelte es bei Dr. Warden, und seine Haushälterin meldete ihm zwei Besucher. Der Doktor glaubte, daß es sich um einen eiligen Krankheitsfall handelte und ging sofort in sein

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