0550 - Rückkehr ins Jahr 2000
uns eine Tasse Zucker borgen konnten", warf Marun ein.
„Im Tausch gegen eine Flasche Schnaps", meinte Komo grinsend.
Der Arkonide wurde hellhörig.
„Sie haben doch nicht etwa entgegen der Vorschriften Alkohol an Bord genommen, Captain?" fragte er streng.
Alus Komo sah ihn unschuldig an.
„Nur für medizinische Zwecke, Lordadmiral. Es könnte ja sein, daß einer von uns Leibschmerzen bekommt oder eine Erkältung.
Oder die Klimaanlage fällt aus, so daß wir uns von innen beheizen müssen.
„Ich lache mich tot", erwiderte Atlan trocken. Er blickte auf den Chronographen vor sich. „Noch elf Stunden. Ich ordne hiermit eine Schlafpause an. Ich werde wachen, und Captain Komo löst mich nach fünf Stunden ab. Wer nicht von selbst einschlafen kann, nimmt eine Traumkapsel."
Er lächelte in sich hinein, als die Männer seinem Befehl murrend nachkamen. Terraner waren nun einmal so. Sie würden nur in Ausnahmefällen ein gutes Haar an den Befehlen von Vorgesetzten lassen, aber sie würden die Befehle ausführen, sofern sie gerechtfertigt waren.
In Gedanken zog der Arkonide Bilanz.
Das Solsystem war vom Schwarm so reibungslos einverleibt worden, wie zahlreiche andere Sonnensysteme vorher auch.
Es raste - relativ gesehen - zwar mit halber Lichtgeschwindigkeit tiefer in den Schwarm hinein, aber bei der Länge dieses Gebildes von etwa 11.000 Lichtjahren konnte das 22.000 Erdjahre lang so weitergehen, bevor man das Ende des Schwarms erreichte.
Natürlich würde die solare Menschheit nicht soviel Zeit haben, Die Herren des Schwarms wurden nach einiger Zeit veranlassen, daß das Solsystem der Geschwindigkeit und Bewegungsrichtung des Schwarms angepaßt würde. Danach würde es sehr schwierig für die Menschheit sein, ihr Ursprungssystem wieder in den normalen Zustand zurückzuversetzen.
Folglich mußte der entscheidende Schlag vorher geführt werden.
Die erforderlichen Machtmittel waren vorhanden; 25 Milliarden Menschen und 10 Milliarden Extrasolarier, 90.000 Einheiten der Solaren Heimat-, Innensektor- und Außen-sektorflotte, 10.000 riesige Fragmentschiffe der Posbis, 5000 Kampfschiffe der USO und 25 Großkampfschiffe der Maahks - alle Schiffe mit voller Besatzung.
Und alle Intelligenzen im Solsystem besaßen seit der Einverleibung in den Schwarm ihre ursprünglichen Intelligenzquotienten, ihr Wissen und ihre Erfahrungen wieder.
Die Herren des Schwarms hatten keine Ahnung, welches Kuckucksei sie sich da selber in ihr Netz geholt hatten. Und das mußte noch eine Weile so bleiben.
So lange mindestens wie man brauchte, um die Anlagen zur Errichtung eines systemumspannenden Paratronschirms instand zu setzen. So lange durften keine Geräte, die hyperdimensionale Energie erzeugten und verbrauchten, eingeschaltet werden.
Normale Atomkraftwerke gehörten glücklicherweise nicht dazu.
Und man würde immer wieder Ablenkungsmanöver durchzuführen haben, um die Götzen über den technischen Hochstand der solaren Zivilisation und über die tatsächliche Kampfkraft der Menschheit und ihrer Verbündeten hinwegzutäuschen.
Atlan wurde sich erstmals in vollem Umfang darüber klar, was die wenigen natürlich Immunen und die künstlich immunisierten Menschen in letzter Zeit wirklich geleistet hatten, um der solaren Menschheit eine gute Ausgangsposition für den bevorstehenden Existenzkampf zu geben.
Der Arkonide schaute wieder durch die Fenster. Zeitweise erblickte er ein kurzes flüchtiges Aufblitzen, wenn eines der feindlichen Raumschiffe seinen Kurs korrigierte. Die Ortungsgeräte zeigten an, daß das alte Schiff inzwischen von vierundfünfzig Wachschiffen des Schwarms begleitet wurde.
Atlans Blick verdunkelte sich, als er daran dachte, daß die Besatzungen der Schwarmschiffe in Wirklichkeit nicht die Feinde der Menschheit, sondern unschuldige Opfer der Götzen waren.
Möglicherweise gefiel einigen Völkern die Rolle, die sie jetzt innerhalb des Schwarms spielten, aber sie hatten sie sich nicht selber ausgesucht.
Wir werden nicht zerstören, wo wir nicht müssen - und wir werden nicht töten, wo es sich vermeiden läßt! schwor sich der Arkonide. Und wir werden nicht richten!
Er seufzte schwer, lehnte sich zurück und dachte nach: über die Vergangenheit, die Gegenwart - und über die Zukunft. Und er fragte sich, warum einst und jetzt so viel Kampf gewesen war und so wenig Freude - und so wenig Liebe.
Und er fragte sich auch, ob er etwas sentimental würde. Aber nach ernsthafter Durchforschung seines Selbst erkannte
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