0551 - Im Licht der schwarzen Sonne
weshalb schon ihre erste »Exkursion« sie ausgerechnet mit dem Träumer zusammengebracht hatte.
Hing es damit zusammen, daß einst das sechste Amulett seinen damaligen Besitzer Yves Cascal geradezu zwanghaft nach Florida gelenkt hatte, zu jenem Krankenhaus in Miami, in dem Uschi Peters ihren Sohn Julian auf die Welt gebracht hatte?
Shirona suchte nach der Wahrheit. Sie wollte wissen, warum diese Verbindungen existierten und welchen Sinn sie hatten.
Aber sie mußte jetzt zuerst Taran unschädlich machen.
Sie war einmalig, und sie wollte einmalig bleiben.
Sie war schließlich die erste gewesen…!
Irgendwo tief in ihrem Unterbewußtsein signalisierte etwas, daß ihr Verlangen, Taran zu töten, völlig irrational war.
Doch sie ignorierte dieses Signal, achtete nicht darauf.
Sie mußte eine Methode finden, ihm zu schaden, ohne sich selbst Schaden zuzufügen. Und sie mußte die Kraft, die sie bei dem nutzlosen ersten Versuch, ihn zu vernichten, verbraucht hatte, wieder erneuern.
Das fiel ihr jetzt schwerer als früher.
Früher hatte sie nur darauf zu warten brauchen, daß die ersten fünf Amulette benutzt wurden, um deren gespiegelte Energie in sich aufzunehmen und dadurch jedesmal wieder etwas stärker zu werden. Jetzt ging das nicht mehr.
Sie fühlte noch, daß gerade in diesem Moment Amulette benutzt wurden. Dieses Gefühl war jedoch viel schwächer als früher, und sie ahnte, daß sie es eines Tages ganz verlieren würde. Und vor allem konnte sie an der freigesetzten Energie nicht mehr partizipieren. Sie war jetzt auf sich selbst angewiesen. Die Möglichkeiten von einst gab es nicht mehr. Das war der Preis, den sie dafür zahlen mußte, jetzt nicht mehr ein körperloses Bewußtsein zu sein, das nur hin und wieder eine Inkarnation freisetzen konnte, um sie nach einer bestimmten Zeitspanne wieder in sich aufnehmen zu müssen. Jetzt war ihre Inkarnation, ihre Existenz, endgültig dauerhaft. Mit allen Vor- und Nachteilen dieses Daseins…
Daran mußte Shirona sich erst einmal gewöhnen.
Mochte Taran in der Zwischenzeit glauben, er sei in Sicherheit…
***
Von einem Moment zum anderen waren Teri Rheken und Lucifuge Rofocale von grellstem Feuer umgeben. Das Licht sprengte sie auseinander - sprengte den mörderischen, tödlichen Griff, mit dem der Erzdämon die Silbermond-Druidin umklammert hatte. Schleuderte sie beide auseinander, in verschiedene Bereiche des Multiversums.
Etwas in Teri schrie.
Nicht schon wieder . … Nicht schon wieder in ein schwarzes Nichts ohne Hoffnung… Noch einynal findet dich Julian nicht, um dich wiederzubeleben und…
Dann verstummte auch dieses Etwas…
Lucifuge Rofocale aber brüllte!
Er tobte in irrwitzigem Zorn, als sein Opfer ihm so plötzlich entrissen wurde, gerade in dem Moment, als er schon glaubte, die entweichende Seele packen und in die Abgründe der Schwefelklüfte schleudern zu können.
Er tobte und brüllte noch weitaus mehr, als er feststellte, daß die Amulette gegen ihn gearbeitet hatten. Daß die Druidin trotz ihres erbarmungswürdigen, todesnahen Zustandes diese Amulette hatte einsetzen können! Er fragte nicht nach dem Grund, nicht danach, ob er nicht vielleicht selbst dieses Einsetzen ermöglicht hatte, indem er die Kontrolle über die sechs Llyrana-Sterne vernachlässigte.
Er zürnte den Amuletten.
Er überlegte nicht, er handelte im Affekt, als er sie von sich warf. Er fühlte sich verraten!
Schleuderte sie in unbändigem Zorn davon, hinaus in die Welt, hinaus ins Nichts, hinaus in alle Bereiche des Multiversums!
Alle sechs, in einem unkontrollierten Akt unsinniger Tobsucht!
Und von diesem Augenblick an war alles anders…
***
»He«, drängte Fooly und stupste Merlin an. »Man hat dich was gefragt, Weißbart. Meinst du nicht, daß es höflich wäre, zu antworten? Wenn dir nix einfällt, mach es doch wie die Politiker und erzähl irgendwas, was erstens nichts mit dem Thema zu tun hat und was zweitens niemand versteht. Aber steh hier nicht rum wie Urvater Lots Frau nach dem letzten Blick auf Sodom und Gomorrha. Als stummes Standbild bist du nicht dekorativ genug!«
»Fooly!« entfuhr es Nicole tadelnd.
»Ist doch wahr!« maulte der Drache. »Der Typ scheint schon so alt und vergreist zu sein, daß er seine gute Kinderstube vergessen hat. Nicht mal die Sphinx oder die Sibylle von Cumae haben sich so rätselhaft gegeben!«
»Laß die Sibylle aus dem Spiel, die habe ich nämlich bei einer Zeitreise noch selbst kennengelernt«, entfuhr es
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