0551 - Im Licht der schwarzen Sonne
bitten«, sagte Merlin vage.
Zamorra schüttelte den Kopf. »Du weißt selbst nicht, wann du Hilfe brauchst. Du hast das Gefühl für dich selbst verloren, du kennst dich nicht mehr. Ich möchte jederzeit zu dir kommen können, verstehst du? Du brauchst dabei die Abschirmung um Caermardhin, die Dimensionsbarriere, nicht einmal zu öffnen.«
»Und wie stellst du dir das vor?« fragte Merlin.
Zamorra fühlte, daß der Zauberer seine Worte als recht dreist und aufdringlich empfand, aber genau so waren sie gemeint. Nur so konnte er Merlin zwingen, ihm zuzuhören und zu begreifen, was überhaupt mit ihm - und mit ihnen allen - geschah.
»Sind dir die Regenbogenblumen ein Begriff?« fragte Zamorra.
Merlin schüttelte den Kopf.
»Das erstaunt mich allerdings«, gestand Zamorra. »Nun, es sind Blumen, die eine Transportfunktion besitzen. Man tritt zwischen die Blüten, wünscht sich an sein Ziel, und wenn sich dort ebenfalls Regenbogenblumen befinden, erreicht man es umgehend. Wir werden Regenbogenblumen bei dir in Caermardhin anpflanzen, dann besteht eine unmittelbare Verbindung zwischen Château Montagne und Caermardhin, und zwar jederzeit und in beiden Richtungen. Verstehst du, was ich damit erreichen will?«
Merlin nickte. »Sicher. Du willst jederzeit unangemeldet zu mir kommen.«
»Ich will dir jederzeit helfen können. Ich entsinne mich dumpf, daß du den Druiden Teri und Gryf eine solche Option schon längst eingeräumt hast. Sie können bei dir ein und aus gehen, wie es ihnen beliebt.«
»Und du begehrst ebenfalls dieses Privileg.«
Zamorra atmete tief durch.
»Wenn du es unbedingt so sehen willst, kann ich dich daran nicht hindern«, sagte er. »Aber es geht mir darum, helfen zu können. Bist du einverstanden?«
»Sag ja«, drängte Fooly. »Sonst beiße ich dir den Blinddarm ab.«
Der alte Zauberer verdrehte die Augen.
Dann sah er Fooly an.
»Das«, murmelte er, »überzeugt mich allerdings. Einer solchen Gefahr darf ich mich nicht aussetzen. - Vielleicht ist das, was du sagst, Zamorra, richtig. Vielleicht habe ich zu lange nur auf mich selbst vertraut und jede Hilfe abgelehnt. Vielleicht ist es an der Zeit, einen neuen Anfang zu machen. Pflanze deine Blumen. Solltest du zu aufdringlich werden, verarbeite ich sie zu Salat.«
Zamorra atmete tief durch.
Er war so erleichtert wie selten zuvor.
Merlin nahm sein Angebot an. Das war vielleicht einer der größten Erfolge der letzten Zeit überhaupt.
Denn Merlin durfte nicht einfach aufgeben. Er war zu wichtig. Zamorra spürte es. Er konnte nicht sagen, warum, er fühlte es einfach nur.
Merlin war immer noch eine der wichtigsten Figuren im kosmischen Spiel…
***
Irgendwann später tauchte Teri Rheken wieder auf.
Sie war überrascht, daß Zamorra sein Amulett wieder besaß, und sie berichtete von ihrem beinahe tödlichen Erlebnis mit Lucifuge Rofocale.
Sie war dem schwarzen Nichts um Haaresbreite entkommen, in das der Erzdämon sie ein zweites Mal hatte schleudern wollen. Aber sie war nun schwach, hatte es gerade noch geschafft, Château Montagne zu erreichen; sie würde eine Weile brauchen, um sich zu erholen und ihre Kraft zurückzugewinnen. Zamorra nahm sie liebend gern als Gast auf.
Sie konnte auch berichten, daß die Amulette, die Lucifuge Rofocale besessen hatte, vermutlich nun in alle Winde verstreut waren. Mit Sicherheit konnte sie es nicht sagen, doch sie hatte im Dahinschwinden noch einen Teil seiner Zornexplosion wie einen Echo-Hauch gefühlt. Wenn es stimmte, was sie erzählte, waren die Amulette jetzt wieder frei.
Wieder einmal…
Sie berichtete auch, daß sie unmittelbar vor dem Eindringen des Erzdämons ins Château Lady Patricia und ihren Sohn in Gryfs Hütte auf die Insel Anglesey gebracht hatte. Jetzt, da die große Auseinandersetzung vorbei war, konnten die beiden durchaus wieder zurückgeholt werden.
Zamorra aber fragte sich, was nun aus Shirona und Taran wurde, den beiden unversöhnlichen Amulettwesen. Eine Lebensform, wie es sie nie zuvor gegeben hatte… Er hätte sie beide gern seine Freunde nennen wollen, aber das schien derzeit noch nicht möglich zu sein.
Vielleicht in ferner Zukunft…?
Vielleicht…
***
Baton Rouge, Louisiana, USA
Plötzlich stand er mitten im Zimmer. Angelique Cascal erkannte ihn sofort.
»Asmodis«, stieß sie hervor.
»Sid Amos«, korrigierte er gelassen.
Er sah ein wenig zerrupft aus, doch das konnte täuschen.
»Was willst du hier. Teufel?« fragte Yves Cascal.
»Ich habe da etwas…
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