0551 - Im Licht der schwarzen Sonne
Zamorra.
»Woher kennt der Bursche eigentlich Sphinx, die Sibylle und den biblischen Lot samt seiner neugierigen Salzsäule, vormals Ehegespons?« fragte Nicole.
»Ich kann ja schließlich lesen, und ihr habt ’ne Menge Bücher in der Bibliothek!« erklärte Fooly hoheitsvoll. »Nur die Lesezeichen muß man immer selbst reinkratzen, das nervt manchmal ganz schön. Ihr solltet Bücher aus haltbarerem Papier kaufen.«
»Ich bringe ihn um«, flüsterte Zamorra. »Wenn der uns die Bibliothek ruiniert hat, bringe ich ihn um! Ich werde ihn häuten und wenden, aufhängen, erschießen, erschlagen, zerhacken, grillen, kochen, ersäufen, vergiften…«
»In welcher Reihenfolge, bitte?« erkundigte sich Fooly recht gelassen.
Zamorra seufzte und winkte ab. »Wird dir hinterher ziemlich egal sein, Kleiner«, ächzte er. »Ich hoffe, daß du nur Unsinn erzählt hast.«
»Ich denke, ihr habt sowieso alle Bücher mittlerweile in eure Computer übertragen«, wehrte sich Fooly und ließ Zamorra damit erneut erblassen.
»Können wir vielleicht wieder zur Sache kommen?« ermahnte Nicole. »Merlin, wie ist das nun? Was ist aus dem Amulett geworden? Wie konnte das Bewußtsein darin überhaupt entstehen?« Sie sah zu Taran hinüber. »Und wie konnte es sich als eigenständiges Wesen manifestieren?«
»Das wüßte ich auch gern«, hakte Fooly ein. »Aber mir sagt ja keiner was. Übrigens, Professor: Eure Bücher sind wirklich unversehrt geblieben. Aber ich lese nun mal gern. Bin auch ganz vorsichtig beim Umblättern. Äh, Taran… so heißt du doch, oder? Wirst du jetzt auch Dauergast bei uns?«
Das Wesen, das aus dem Amulett-Bewußtsein entstanden war, schüttelte den Kopf.
»Wie ist dieses siebte Amulett überhaupt entstanden?« drängte Fooly weiter. »Und wie die anderen?«
Zamorra wechselte abermals einen Blick mit Merlin und sah dann Fooly an.
Erinnerungen erwachten.
Erinnerungen an damals, als er das Entstehen des siebten Llyrana-Sternes miterlebt hatte. An die Zeitreise, die ihn und Nicole nach Jerusalem geführt hatte, in die Zeit des ersten Kreuzzuges unter Gottfried von Bouillon. Die Eroberung Jerusalems durch die Kreuzritter, Leonardo deMontagnes Intrigen, und dann Merlin, der doch eigentlich erst zur Zeit des britannischen Sagenkönigs Artus namentlich in Erscheinung getreten war… Längst wußte Zamorra, daß Merlin viel, viel älter war, daß er schon Jahrtausende vorher über die Menschen gewacht hatte.
Aber damals, in Jerusalem, war das geschehen, was schließlich zu den jetzigen Ereignissen geführt hatte…
***
Die Amulette wirbelten durch das Multiversum!
Sid Amos registrierte es!
Er spürte die magische Explosion und die wildwütende Wahnsinnstat des Erzdämons, als er nach Lucifuge Rofocale suchte. Seine »Fingerschau« zeigte ihm im magischen Dreieck, was sich abspielte.
Im gleichen Moment war für ihn der Erzdämon selbst unwichtig geworden. Sid Amos ging es jetzt nur noch um die Amulette, um sonst nichts!
Sie strebten auseinander, rasten davon!
Schon einmal hatte er etwas Ähnliches erlebt. Damals, als er noch Fürst der Finsternis gewesen war und dennoch einmal mit seinem damaligen Gegner Zamorra zusammengearbeitet hatte. Es ging damals gegen die DYNASTIE DER EWIGEN. Damals hatten sich auch alle Amulette an einem Ort befunden, aber ehe es zur Konfrontation kam, hatte Asmodis sich gegen die Ewigen gestellt und die Phalanx der sechs Amulette gesprengt. Damals waren sie auf fast die gleiche Weise verstreut worden wie jetzt. [3]
Unwillkürlich konzentrierte er sich auf die auseinanderstrebenden Amulette - und schnappte zu!
Dazu schleuderte er seine rechte Hand einen Gedanken weit, und sie bekam eines der Amulette zu fassen, umschloß es -und kehrte mit ihm zu Sid Amos zurück.
Damals, nachdem Nicole Duval dem Fürsten der Finsternis in den Felsen von Ash’Naduur mit dem Zauberschwert Gwaiyur die rechte Hand abgeschlagen hatte, fertigte der Schwarzzauberer Amun-Re eine künstliche Hand für Asmodis an. Eigentlich hatte er ihn damit unter Kontrolle zwingen wollen. Aber das war ihm niemals gelungen. Asmodis war cleverer als der Diener des Krakenthrons aus dem untergegangenen Atlantis…
Asmodis konnte diese künstliche Hand einen Gedanken weit von sich schleudern und an einem anderen Ort etwas für sich tun lassen, als sei er selbst dort. Voraussetzung war, daß er das Ziel sehen konnte.
Die Fingerschau, dieses magische Dreieck, zeigte ihm das Ziel - er konnte es sehen!
Und so holte er das
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