0551 - Im Licht der schwarzen Sonne
Eingriffs - im wahrsten Sinne des Wortes - reagiert. Die beiden Menschen waren Luft für Shirona und Taran.
Sie waren nur darauf konzentriert, einander Schaden zuzufügen. Alles andere war für sie nicht von Interesse, existierte vielleicht derzeit nicht einmal in ihrer Wahrnehmung.
Zamorra sah sich in dem verwüsteten Raum um. Er konnte sein Amulett, das er hier zurückgelassen hatte, nirgendwo erkennen, aber er sah ein anderes zwischen Shironas Brüsten vor ihrem roten Overall hängen.
Die sieben Amulette, die Merlin einst geschaffen hatte, glichen sich rein äußerlich wie ein Ei dem anderen. Die Unterschiede waren nur zu spüren, wenn man direkten Kontakt zu ihnen aufnahm und sie zu benutzen versuchte. Dennoch fühlte Zamorra in diesem Augenblick, ja er wußte es definitiv, daß es sich bei dem Amulett Shironas nicht um sein eigenes handelte.
Wo aber war dann Merlins Stern geblieben?
Vielleicht würden es ihm diese beiden Wesen sagen können, die scheinbar im Vorgeplänkel ihres jetzigen, tödlichen Kampfes das Kaminzimmer verwüstet hatten. Doch dazu mußte er sie zunächst aus ihrer mörderischen Selbstversunkenheit reißen.
Er wollte den Dhyarra-Kristall aus der Tasche holen, um ihn einzusetzen. Gegen Dhyarra-Energie hatte sich zumindest Shirona schon einmal recht allergisch gezeigt, und auch Merlins Amulette schienen sich mit der Kraft der blau leuchtenden Sternensteine nicht so ganz abfinden zu wollen; das siebte Amulett mußte zu einem Zusammenwirken mit einem Dhyarra regelrecht gezwungen werden.
Aber da war kein Dhyarra-Kristall.
Vage entsann sich Zamorra, daß er draußen versucht hatte, ihn gegen Lucifuge Rofocale einzusetzen. Dann war der Schlag des Dämons erfolgt, durch die aufgerissene Schutzkuppel, die nicht mehr schützen konnte.
Und nun war der Kristall fort.
Er fragte Nicole danach.
Die entsann sich, ebenfalls nach dem Sternenstein gegriffen zu haben, allerdings war auch in ihrem Fall der Erzdämon schneller gewesen.
Demzufolge lag der Dhyarra wahrscheinlich noch draußen am Tor - sofern ihn niemand sonst an sich genommen hatte. Aber das bedeutete im Augenblick nichts; genausogut hätte er sich am Ende der Welt befinden können. Es sah nicht danach aus, als bliebe Zamorra oder Nicole noch genügend Zeit, ihn herbeizuholen, um den Kampf der beiden Wesen noch rechtzeitig zu beenden.
In den wenigen Minuten, in denen die Menschen ihren Kampf beobachteten, vollzog sich mit Shirona und Taran eine rapide Wandlung.
Sie bekämpften einander mit all ihrer Macht - und starben!
Hatte nicht selbst Merlin behauptet, zu spät eingetroffen zu sein, um es noch verhindern zu können?
Was können wir tun? fragte sich Zamorra. Es mußte eine Möglichkeit geben, es zu verhindern. Irgendeine Chance.
Aber wie, wenn die beiden Kontrahenten in ihrem Wahn auf nichts reagierten?
***
Lucifuge Rofocale war zum Titanen geworden. Zehnmal so groß wie ein normaler Mensch, hielt er in seiner riesigen Faust die Silbermond-Druidin Teri Rheken und drückte erbarmungslos zu. In seiner Faust wollte er sie zerquetschen, damit sie seine Kreise nicht weiter stören konnte.
Diesmal war sie ihm erheblich in die Quere gekommen!
Etwas war geschehen, das beispiellos war. Die Druidin und der Erzdämon hatten gleichzeitig versucht, Château Montagne zu verlassen - der Dämon mit seiner eigenen höllischen Magie, und die Druidin mittels des zeitlosen Sprunges. Aber auf irgendeine rätselhafte Weise hatten sich die beiden Vorgänge und auch die beiden magischen Energien miteinander vermischt. Beide hatten ihr eigentliches Ziel nicht erreicht, sondern waren gemeinsam an einem völlig anderen Ort angekommen.
Vielleicht hatte das siebte Amulett seine »Hand« im Spiel? Immerhin hatte Lucifuge Rofocale es gestohlen.
Wie auch immer - der Erzdämon war nicht nur verärgert, sondern geradezu rasend vor Wut.
Teri Rheken wußte, daß sie gegen ihn praktisch keine Chance hatte.
Vielleicht hätte sie versuchen können, ihm einen Handel anzubieten - einen Verrat für ihr Leben. Immerhin wußte sie, wo der Erbfolger Rhett Saris jetzt untergebracht war, den so mancher hochrangige Dämon in seinem derzeitigen Stadium der Verletzbarkeit gern angegriffen und ausgelöscht hätte. Damit hätte die Druidin sich vermutlich freikaufen können.
Aber sie war keine Verräterin.
Schon gar nicht an einem Kind.
Also mußte sie ihr Schicksal in Kauf nehmen…
Doch auch dazu war sie nicht bereit. Sie wollte weiterleben, nicht von einem Dämon,
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