0553 - Geisterstunde
Angriff der Vampire überlebt hatten, und er winkte wütend seiner Sklavin, als er sie mit dem Druiden sah.
»Hierher, Reola, aber schnell! Wo hast du die ganze Zeit über gesteckt?«
Gryf trat ihm in den Weg.
»Sie ist nicht mehr deine Sklavin!« bellte er den Wirt an. »Siehst du nicht, daß der Sklavenring fehlt? Sie ist frei, es ist mein Wille!«
»Dein Wille geschehe«, murmelte Dafyd unterwürfig und zog sich zurück.
Gryf faßte nach dem Handgelenk des Mädchens. »Komm mit in meine Behausung, dort kannst du ruhen.« Aber er sah an ihrem sehnsüchtigen Blick und an dem Glühen ihrer makellosen Haut, daß ihr der Sinn jetzt nach ganz anderem stand.
Doch dazu war keine Gelegenheit…
In seiner Hütte wurden sie bereits erwartet.
Drei andere Druiden hatten sich selbst bei Gryf eingeladen und sich über seine Weinvorräte hergemacht, waren aber dennoch nüchtern. Helfend in den Kampf gegen die Vampire einzugreifen, war ihnen hingegen zuvor nicht eingefallen. Statt dessen machten sie ihm jetzt Vorwürfe!
»Gryf, dein Tun hat großen Schaden über Llandrysgryf gebracht, und daß du dich in die Privatdinge von Bürgern mischst, ist ungesetzlich!« Und dabei deutete der Sprecher auf Reola, die sich jetzt plötzlich sehr nackt vorkam.
»Störe meine Kreise nicht!« knurrte Gryf angriffslustig. »Ich bin gerade in der richtigen Stimmung, und vielleicht seid ihr auch zu Tageslicht-Vampiren geworden?«
»Tageslicht-Vampire!« schnob der andere. »So etwas gibt’s nicht, und du hast lediglich einen Grund gesucht, deine Aggressionen auszutoben! Du warst ja schon immer allzu temperamentvoll, doch daß du so weit gehen würdest…«
Meine Aggressionen tobe ich gleich an dir aus. dachte Gryf erzürnt. »Wer hat euch eingeladen, mein Haus zu betreten?«
»Es ist nicht länger dein Haus«, wurde ihm entgegengehalten, »denn um weiteres Unheil zu verhindern, mußt du diesen Ort verlassen.«
»Gryf, du ziehst Tod und Verderben an, wo auch immer du bist. Denke an Mona, die du auch verlassen mußtest!«
Gryf ballte die Fäuste. Er hatte Mona, die Insel an der kleinen Dorfküste von Wales, nicht verlassen, weil er Unheil anzog - sondern weil er den anderen Druiden dort unbequem geworden war. Er war ihnen allen überlegen, und das verkrafteten die eitlen Seelen nicht. Wer besser war als sie, den machten sie zum Außenseiter.
Das versuchte er jetzt in die Waagschale zu werfen. »Ich bin stärker als ihr alle, und wenn ich nicht gehen will, werdet ihr mich nicht aus Llandrysgryf vertreiben, auch wenn ihr Tatsachen verdreht und eine Vampirschlacht zu einem Völkermord umdichtet!«
»Gryf, wir sind zu dritt, und in wenigen Stunden können wir auch die drei anderen Druiden zusammenholen. Gryf, glaubst du, der vereinten Kraft von sechs Druiden standhalten zu können?«
Da ließ er die Schultern herabfallen. Sie hatten es geschafft.
»Ich gehe«, stieß er hervor. »Aber eines Tages werde ich wiederkommen, und dann wird meine Macht so groß sein, daß ich auch mit sechzig Druiden eures hinterlistigen Schlages fertig werde.«
Kichern wurde laut.
Gryf reagierte nicht darauf. Er unterdrückte den drohenden Wutausbruch, nahm seinen Silberstab in die linke und das Mädchen an die rechte Hand und verließ seine Hütte. Schweigend ging er mit Reola in die Nacht hinaus.
Drei Druiden sahen sich betreten an. Daß Gryf keinerlei Anstalten gezeigt hatte, sie anzugreifen, machte sie nachdenklich, denn er war stark genug, mit ihnen zu dritt leicht fertig zu werden.
Seine Abschiedsworte gingen ihnen nicht aus dem Kopf.
Eines Tages werde ich wiederkommen, und dann wird meine Macht groß genug sein, um auch mit sechzig Druiden fertig zu werden!
Und da begannen sie sich zu fürchten und voller Entsetzen die Stunde seiner Rückkehr zu erwarten, denn Gryf war in ganz Cymmerien dafür bekannt, seine Versprechungen zu halten.
***
Ich werde nach Scotland gehen , überlegte der Druide. Vielleicht werde ich dort gebraucht und nicht auf solche Undankbarkeit stoßen wie hier.
Scotland, das Land im Norden!
Und in einer Vision sah Gryf die mächtigen Mauern und Wehrgänge eines Caers in der Nähe des Tydh, am Rande des scotischen Bog, und er wußte, daß hier ein Mann lebte, dessen Begegnung mit Gryf zur entscheidenden Wende in dessen Leben führen würde.
Rhys Saris ap Llewellyn!
Zwischenspiel
»Und dort haben wir uns vor mehr als anderthalb Jahrzehnten dann kennengelernt, nicht wahr?« schmunzelte Ted Ewigk. »Das war auf
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