0553 - Geisterstunde
Llewellyn-Castle, bei Rhys Saris’ späten Nachfahren Bryont Saris ap Llewellyn. Lange bevor wir beide auf getrennten Wegen Zamorra kennenlernten und somit zu dieser munteren Runde stießen, um jetzt den jüngsten Sproß der Llewellyn-Erbfolge in Gestalt von Little Sir Rhett hier oben im Château Montagne bewundern zu dürfen… Ich war mit Eva Groote in Schottland, und es ging um den Teufelsdruiden Yago, der seine Tageslicht-Vampire auf uns und auch auf den Llewellyn hetzte! - Sag mal, gibt es da vielleicht Zusammenhänge zu deiner Geschichte? Eine uralte Rache, die Yago vollstrecken wollte?« [4]
Gryf schüttelte den Kopf. »Dafür liegt alles viel zu lange zurück.«
»Wie lange?« wollte Monica Peters wissen.
Gryf zuckte mit den Schultern. »Lange genug. Damals war ich noch sehr, sehr jung, es war ziemlich am Anfang meines Lebens.«
»Aber vor achttausend Jahren gab es doch auf den britischen Inseln noch kein zivilisiertes Leben, so wie du es eben geschildert hast!« hielt ihm die blonde Telepathin entgegen.
Gryf schmunzelte. »Behaupten die Archäologen und Historiker, aber die haben ihre bombenfesten Erkenntnisse doch schon immer in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen revidieren müssen. Warum sollte ich euch etwas vorschwindeln? Es ist nachprüfbar, in Merlins Saal des Wissens wird es Aufzeichnungen darüber geben.«
Vom Dorf her, aus der kleinen Kapelle, kam der Schlag der Glocke.
Zwölfmal.
Mitternacht.
Niemand hatte so recht bemerkt, wie spät es bereits geworden war. Immernoch brannte das Feuer, für das Zamorra, Tendyke und Ted Ewigk in einer Erzählpause Nachschub herangeschafft hatten.
Die tanzenden Flammen warfen ein sich pausenlos veränderndes Muster aus Licht und Schatten in die Gesichter der Menschen.
Es war Zamorra, der als erster den Neuankömmling bemerkte.
Ein unauffällig aussehender Mann hatte sich fast lautlos zu ihnen gesellt, jetzt hörte er schweigend mit zu.
Fooly betrachtete er etwas staunend, schien ihn jedoch zu akzeptieren, ohne zu fragen, was das für ein Wesen sei.
»Nur keine Hemmungen«, lud Gryf ihn ein, der ihn jetzt auch gewahr wurde. »Es ist noch Fleisch und Wein genug da. Nur von den Salaten sollten Sie die Finger lassen, junger Mann - es sei denn, Sie wollen unserem Jungdrachen Konkurrenz machen und Feuer speien. Jemand muß das Grünzeug gewaltig mit Pfeffer und Paprika überwürzt haben.«
Der Fremde schüttelte den Kopf. »Danke, ich bin nicht hungrig und nicht durstig. Ich möchte nur ein wenig in Ihrer Nähe sein. Hier ist es nicht so einsam.«
Rob Tendyke hob den Kopf. Er betrachtete den Fremden nachdenklich, schien etwas sagen zu wollen, ließ es dann aber.
»Was hast du in all den Jahrhunderten und Jahrtausenden zwischendurch erlebt, Gryf?« mischte sich jetzt Carlotta ein und nahm den unterbrochenen Faden wieder auf. »Du bist doch sicher nicht die ganze Zeit über auf Llewellyn-Castle geblieben.«
»Sicher nicht, obgleich ich oft da war«, erwiderte der Druide. »Aber das alles zu erzählen, würde eine ganze Romanserie füllen.«
»Vermutlich hat er seine Zeit damit verbracht, weitere Drachen zu erschlagen«, warf Fooly ihm vor. »Dabei sind Drachen, wie man an mir sehen kann, absolut harmlos! Und dieser Drachenmörder hat ja selbst zugegeben, daß die armen Flugwesen, die er umbrachte, unter dem Zwang eines Dämons standen!«
»Was hätte ich sonst tun sollen?« fragte Gryf kopfschüttelnd. »Mich von ihnen umbringen lassen?«
»Natürlich nicht!«
Fooly stampfte mit dem Fuß auf. Da er sehr nahe beim Lagerfeuer stand, trat er dabei auf einen angebrannten Ast, der dadurch funkensprühend hochwirbelte. Fooly fing ihn reaktionsschnell auf und hielt ihn wie eine Fackel empor.
»Es gibt immer eine andere Möglichkeit!« behauptete er. »Irgendwie kann man sich immer einigen. Wie in der Geschichte vom…«
Drachentöter
Ritter Gregor trat einen Schritt zurück und senkte sein Schwert.
»Sag, alter Freund, können wir uns nicht auf friedliche Weise einig werden?«
Der Drache stutzte und schnob vor Verwunderung eine Feuerwolke aus den Nüstern.
Gregor wich zurück und reckte vorsichtshalber seinen Schild empor, um die Flammen abzuwehren. Schwarzer Ruß legte sich häßlich über das aufgemalte Wappen in Blau, Rot und Gold. Der Knappe würde eine Menge Arbeit haben, das Wappen wieder auf Hochglanz zu polieren - falls der Ritter dieses Abenteuer überlebte.
Die Chancen dafür standen indessen, selbst bei freundlichster
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