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0556 - Milenas Opferstätte

0556 - Milenas Opferstätte

Titel: 0556 - Milenas Opferstätte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Eindruck nicht los, daß sich da einfach etwas tun mußte.
    Die Wirtin hatte für uns gedeckt. Einige Fischer saßen ebenfalls an den Tischen. Die Frau wurde Anna gerufen. Ihren Mann sahen wir nicht. Ein junges Mädchen bediente noch. Es wirkte seiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten.
    Wir bekamen unseren Bratfisch. Dazu gab es eine Schüssel mit frischem Salat, über den noch rosafarbene Krabben gestreut waren.
    Der Fisch war köstlich, selbst die Panade schmeckte hervorragend, der Salat ebenfalls. Der trockene Wein, den wir dazu tranken, war spitze.
    Die Waliser sind sehr still, oft eigenbrötlerische Menschen. Das merkten wir auch hier. In eine Unterhaltung mit einbezogen wurden wir nicht. Man blieb unter sich und sprach auch nur miteinander.
    Ab und zu streiften neugierige Blicke die auf einem freien Stuhl zwischen uns stehende Vase. Selbst die Wirtin wunderte sich.
    »Ist sie wertvoll?«
    »Ja«, sagte Bill. »Sehr sogar.«
    »Aha.«
    Der Reporter lächelte die Frau an. »Wir werden sie nach Wales bringen, wo sie auch gefunden wurde.«
    »Ist sie keltisch?«
    »Ja. Wir sind Archäologen. Man hat sie uns nach London zur Untersuchung gebracht.«
    Die Wirtin beugte sich vor. »Darf ich sie mal anfassen?«
    »Bitte.«
    Ich sagte gar nichts. Bill trieb es mal wieder auf die Spitze. Er konnte es einfach nicht lassen.
    Mit beiden Handflächen umfaßte die Frau die Vase, als sollte das Gefäß von ihr gestreichelt werden. Schon kurz nach der ersten Bewegung zuckten die Hände zurück. Sie wischte die Flächen hastig an ihrer Schürze ab und hob die Schultern.
    »Haben Sie etwas?« fragte Bill.
    »Eigentlich nicht.« Die Frau war plötzlich verlegen. »Ich bin kein Fachmann, aber ich habe das Gefühl gehabt, als würde in der Vase etwas kochen. Die Außenhaut ist sogar warm.«
    »Das liegt am Material«, sagte Bill schnell.
    »Wenn Sie das sagen…« Die Wirtin lächelte uns scheu zu und ging zu den anderen Gästen.
    »Tut sich da etwas?« fragte Bill.
    »Ich glaube, wir sollten gehen.«
    »Okay.«
    Ich trank noch mein Glas leer. Das Essen sollte auf unsere Rechnung gesetzt werden.
    »Den Weg finden Sie ja allein, oder?«
    »Selbstverständlich.«
    Ich ging vor und trug die Urne unter dem Arm. Die Wirtin hatte sich nicht getäuscht. Das Material war wärmer geworden. Ich beeilte mich, auf das Zimmer zu kommen.
    Als Bill die Tür schloß, hatte ich bereits den Deckel abgenommen.
    Ja, es brodelte, es kochte, und zum erstenmal sahen wir den dunklen Rauch, der durch das Urnen-Innere zog.
    Er besaß eine ungewöhnliche Farbe. Zwar dunkel, schon mehr zum Schwarzen hin tendierend, aber gleichzeitig mit dunkelroten Schlieren durchzogen. Das klumpige Gesicht hatte dieselbe Farbe gehabt.
    »Was tut sich da?« flüsterte Bill. Selbst das Licht meiner Leuchte gab uns nicht mehr Klarheit, weil der Rauch einfach zu dick im Innern umherquoll.
    »Ich weiß es nicht.«
    Bill dachte schon weiter. »Schätze, daß es eine lange Nacht für uns beide werden wird.«
    »Den Schlafanzug kannst du eingepackt lassen.« Ich setzte den Deckel wieder auf die Öffnung. »Bill, wir werden abwechselnd schlafen und Wache halten.«
    »Okay, wer fängt an?«
    »Du.«
    »Der Schlaf vor Mitternacht ist wohl der beste, wie?«
    »Wir können es auch umgekehrt machen?«
    »Nein, nein, ich werde dich um kurz vor oder nach Mitternacht wecken. Falls du schlafen kannst.«
    »Mal sehen.«
    Ich wusch noch mein Gesicht und legte anschließend nur die Jacke ab. Auch die Schuhe zog ich aus, ansonsten fand ich meinen Platz angezogen auf dem Bett.
    Bill Conolly hatte die Urne auf einen kleinen Tisch gestellt. Er selbst hatte es sich im Sessel bequem gemacht und nur die Stehlampe mit dem gebogenen Schirm aus Pergament eingeschaltet. Das Licht fiel wie aus einem Trichter nach unten und überdeckte die Urne mit seinem warmgelben Schein. Bill blieb dabei im Schatten. Er saß so, daß er dabei zum Fenster schauen konnte.
    »Schlaf nur nicht ein«, meldete ich mich vom Bett her.
    »Im Gegensatz zu dir. Ich wünsche dir übrigens noch ein paar schöne Träume.«
    »Danke. Von wem soll ich träumen?«
    Er schob das Gesicht vor, so daß ich sein Grinsen sehen konnte.
    »Von Milena natürlich.«
    »Die Zeiten sind vorbei.«
    »Oder fangen wieder an.«
    »Das will ich nicht hoffen, Alter.«
    Bill lachte. »Mit einer Toten zu flirten, ist mal was ganz anderes. Findest du nicht auch?«
    Ich gab schon keine Antwort mehr, denn ich gehörte zu den Menschen, die auf der Stelle und

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