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0556 - Odem des Bösen

0556 - Odem des Bösen

Titel: 0556 - Odem des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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fünf Himmelsrichtungen wurde der Schatten umgeben von hellem Sonnenlicht. Die Sonne schien über dem Nebelfeld und über den dichten, schattenwerfenden Wolken. Aber sie drang nicht hindurch. Die Wolken verhinderten, daß das Sonnenlicht den Boden berührte.
    Im Schatten lebte Lanitha.
    Seit Jahrhunderten schon. Sie lebte in ihrer Höhle, und nachts verließ sie ihre dunkle Behausung, um auf Beutezug zu gehen. Manchmal auch bei Tage, wenn sie stark genug war oder lohnende Opfer in ihrer Nähe wußte. Die Karawanen ahnungsloser Händler zum Beispiel, nur schwach geschützt von wenigen Kriegern, weil sie sich sicher fühlten in diesem Teil des Landes.
    Lanitha brauchte den Schatten. Sonnenlicht schadete ihr.
    Sie war Lanitha-die-die-Sonne-fürchtet…
    ***
    Die Priester hatten mit ihrer Gefangenen die Plattform des Turms erreicht. Der Turm überragte selbst die höchsten Zinnen des benachbarten Palastes des Großmoguls. Damit war der Tempel des OLYMPOS das am höchsten aufragende Bauwerk der Stadt.
    Hier oben, in schwindelnder Höhe, ließen die ORTHOS-Priester Byanca wieder los. Gleichzeitig wich die durch Dhyarra-Magie hervorgerufene Lähmung von ihr.
    Aber was nutzte ihr das jetzt noch?
    Vor ihr schälte sich eine riesige Gestalt aus dem Nichts. Eine Kreatur, die aussah wie ein Mann mit eigenartig leuchtender blauer Haut und von einer ebenfalls blauen Aura umgeben…
    Bisher hatte er sich auf der Dachplattform des Tempelturms unsichtbar verborgen. Jetzt zeigte er sich. Und er besaß die Aura eines Gottes aus dem finsteren ORTHOS.
    Nur für wenige Augenblicke zeigte er sich Byanca in diesem Aussehen.
    Dann begann er sich zu verwandeln.
    Seine Gestalt veränderte sich, wurde zu einem Ungeheuer.
    Unwillkürlich stöhnte Byanca auf.
    Das Monstrum vor ihr war dreimal so groß wie ein Pferd. Es besaß einen kantigen Drachenschädel. Nein, schlimmer noch, so entsetzlich sah keiner vom Drachenvolk aus. Heimtücke und Bosheit glitzerten in den glühenden Augen, unterarmlange Fangzähne blitzten in dem klaffenden Maul, aus dem der Geifer troff. Riesige, ledrige Schwingen wuchsen aus dem Rücken der Kreatur und peitschten die Luft, die um dieses schreckliche Wesen zu gefrieren schien.
    »Wer - wer bist du?« keuchte Byanca, obgleich sie es bereits ahnte.
    Sie wollte ihre wiedergewonnene Bewegungsfreiheit nutzen und zurückweichen. Doch hinter ihr standen die Priester am Treppenaufgang, stießen sie wieder vorwärts, dem Ungeheuer entgegen.
    »Ich bin Wokat«, krächzte die Bestie. »Ich bin - dein Tod!«
    Wokat - der Gott des Verrats!
    »Damon«, flüsterte sie. »Damon, hast du mich so verraten?«
    Aber gleichzeitig wußte sie, daß Damon ahnungslos sein mußte. Auch wenn er für den ORTHOS kämpfte, so war doch die Liebe zwischen ihnen stärker als alles andere. Sie war das einzige, was wirklich Bestand hatte in dieser Welt, in dieser Zeit.
    Der Geflügelte erhob sich mit dem Schlag seiner Schwingen einige Handbreiten über den Boden.
    »Wie gefällt dir der Tod in den Lüften?« krächzte er. »Doch was frage ich? Ich werde ja gleich sehen, wie er dir gefällt!«
    Er lachte hämisch und schlug kräftiger mit den Schwingen aus. Die aufgepeitschte eisigkalte Luft ließ die Kutten der Priester wehen.
    Byanca sah sich um. An den drei ORTHOS-Priestern kam sie nicht vorbei. Nicht ohne Kristall. Ihr mächtiger Dhyarra aber befand sich im Schwertgriff, und ihr Schwert war ihr genommen worden.
    Sie war hilflos, während ihre Gegner Magie einsetzen konnten.
    Was blieb ihr noch?
    Ein Sprung über die Turmkante… Es würde die einzige Möglichkeit sein, den Zähnen und Klauen Wokats zu entgehen, der sich jetzt als das Ungeheuer zeigte, das er in Wirklichkeit war. Aber sterben würde sie auch dann. Ohne Magie vermochte sie einen Sturz aus dieser gewaltigen Höhe nicht aufzufangen oder abzudämpfen.
    Und doch, es wäre, ein besserer Tod, als von Wokat zerfetzt zu werden…
    Nie hätte Byanca gedacht, daß ihr Lebensweg einmal auf diese Weise enden würde. So lange hatte sie gegen die dunklen Mächte des ORTHOS gestritten. Und jetzt…
    Jetzt war gleich alles vorbei!
    Wokats Klauenhand schoß vor, packte nach ihr.
    Mit einem Aufschrei sprang Byanca zurück. Doch sie war nicht schnell genug. Zwei Krallen erfaßten sie, zerfetzten ihr Lederkampfkleid, ritzten ihre Haut.
    Sie spürte den Schmerz nicht, nur das namenlose Entsetzen. Der Düstergott hatte sie berührt!
    Und schon setzte er nach, ergriff sie jetzt richtig.
    Sie schrie, schlug

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