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0558 - Aus dem Jenseits entlassen

0558 - Aus dem Jenseits entlassen

Titel: 0558 - Aus dem Jenseits entlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Ablage. Zwei Stäbchen steckten noch in der verknitterten Packung. Sie puhlte einen Glimmstengel hervor. Streichhölzer fand sie auch.
    Langsam wollte sie rauchen, es wurde ein hektisches Qualmen.
    Die Nervosität erfuhr auch nun noch eine Steigerung. Der Rauch bildete Nebel vor ihren Augen und erinnerte Gerty wieder an den furchtbaren Alptraum und an die Wunde.
    Es war ein Traum gewesen. Die Wunde konnte ihr nicht von einem Messer beigebracht worden sein. Wahrscheinlich hatte sie sich selbst, während des Traumes gekratzt.
    Ja, so mußte es gewesen sein. Durch die Intensität des Traums hatte sie, gesteuert durch das Unterbewußtsein, dermaßen überreizt reagiert und sich die Wunde zugefügt.
    Das war die Erklärung, und sie freute sich darüber, zu diesem Ergebnis gelangt zu sein.
    Die Asche fiel auf den flauschigen Bodenbelag. Der Teppich zeigte eine Himbeerfarbe. Nicht schön, aber selten. Zielsicher warf sie die Kippe in die offene Toilette und hörte, wie die Gut verzischte. Dann stand sie auf.
    Zwangsläufig mußte sie in den Spiegel schauen, weil dieser der Wanne gegenüberlag.
    Im nächsten Jahr wurde Gerty dreißig. Wenn sie jedoch ihr Gesicht im Spiegel sah, kam sie sich nun um fünf, wenn nicht um zehn Jahre älter vor. Die Falten zwischen Nase und Mundwinkeln schienen sich tiefer in die Haut eingegraben zu haben. Ihre dunkelbraunen Augen – fast farbgleich mit dem Haar – sahen trübe aus. Die Haut wirkte welk. Gerty hatte sich schon als Kind über ihre etwas zu große Nase geärgert. Jetzt trat sie noch stärker hervor.
    »Wie eine alte Frau«, flüsterte sie. »Du siehst tatsächlich aus wie eine alte Frau.« Sie schüttelte den Kopf und spürte leichte Schmerzen. Eine Tablette gegen Kopfschmerzen wollte sie auch noch nehmen. Aus dem Röhrchen rutschte die runde Pille in die Handfläche.
    Gerty warf sie in ihren Mund, schluckte sie und spülte mit kaltem Wasser nach. Dann drückte sie das Pflaster fest und drehte sich um.
    Sie hatte vorgehabt, das Bad zu verlassen, doch etwas irritierte sie.
    Die Frau blieb stehen. Draußen im kleinen Flur mußte sich jemand aufhalten.
    Sie vernahm Schritte.
    Nicht normal gesetzt, schlurfend und gleichzeitig vorsichtig, als würde ein Dieb durch die Wohnung schleichen.
    Gertys Hals verengte sich. Wenn sie Luft holte, tat es ihr weh. Was sie nun erlebte, war kein Alptraum, das entsprach der vollen Wahrheit. Da schlich jemand auf die Badezimmertür zu.
    Gerty wartete zitternd ab. Sie wollte durch ihre wirren Haare streichen, selbst das traute sie sich nicht und wurde regelrecht zu Eis, als sie das harte Kratzen außen an der Tür vernahm.
    Wie von einer Pranke oder Klaue…
    Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Sie dachte an die Türschlösser.
    Ein Einbrecher konnte die Wohnung nicht ohne Lärm betreten, es sei denn, er war durch das offenstehende Schlafzimmerfenster eingestiegen. Paul, ihr Mann, hörte so etwas zumeist nicht. Der besaß den Schlaf eines Toten.
    Ja, der Unbekannte war an der Tür, und er blieb auch dort. Gerty rief den Namen ihres Mannes, doch aus ihrer Kehle drang nicht mehr als ein Krächzen.
    »Paul…?«
    Er gab keine Antwort. Dafür sah sie, wie die Türklinke sehr bedächtig nach unten gedrückt wurde. Wenn der Schlüssel von innen gesteckt hätte, wäre ihr noch die Chance geblieben, abzuschließen.
    Aber sie selbst hatte den Schlüssel irgendwo verlegt.
    Die Klinke war unten.
    Noch zögerte der andere, die Tür aufzustoßen. Er ließ sie bewußt warten.
    Die Spannung und die Angst lagen wie Ringe um Körper und Seele der Frau. So etwas Furchtbares hatte sie noch nie erlebt. Erst dieser Traum und nun das…
    Die Tür glitt nach innen. Nicht vorsichtig und bedächtig. Mit einem harten Ruck wurde sie aufgestoßen, so daß Gerty die Person erkennen konnte, die auf der Schwelle stand.
    Es war ihr Mann!
    Paul trug nicht seinen Schlafanzug, sondern die dunkle Kleidung der Skelette aus dem Traum. Er hielt in der rechten Hand eine brennende Kerze. Das alles hätte sie nicht einmal nahe einer Ohnmacht herangebracht, wäre nicht Pauls Kopf…
    Nein, das war kein Kopf!
    Paul Camrum trug einen blanken Skelettschädel und flüsterte mit grabdumpfer Stimme: »Ich bin gekommen, Gerty, um dich zu holen…«
    ***
    Auf der kleinen Bühne tanzte Erica!
    Noch trug sie ihre Uniform. Eine rote Lederjacke, eine Schirmmütze auf dem schwarzen Haar, hochhackige Schuhe, fast schon Militärstiefel und ansonsten einen roten Strapsgürtel und hauchdünne Nylons, die

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