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056 - Metropole der Angst

056 - Metropole der Angst

Titel: 056 - Metropole der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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teuflischer Herzlichkeit begrüßt.
    »Hallo«, sagte ich unverbindlich.
    Es war keine lange Vorrede nötig. Julie ließ mich sofort ein, und sie sagte mir unverblümt, daß ich zu jenen Männern gehörte, bei denen ihr ihr Job sogar Spaß machte.
    Ich lächelte. »Ich muß gestehen, so ein Kompliment habe ich noch nie bekommen.«
    »Du bist Engländer, nicht wahr?« sagte sie und sank malerisch auf eine Couch. Sie nahm die Schultern zurück, damit sich ihr Busen noch weiter vorwölbte. Unübersehbar war er.
    Ein richtiger Blickfang.
    Mit der flachen Hand klopfte sie neben sich auf die Couch und forderte mich auf, neben ihr Platz zu nehmen.
    Ich blieb stehen, und sie hielt mich wahrscheinlich für schüchtern, war aber bestimmt zuversichtlich, daß wir das Ziel, um das sich in ihrem Leben alles drehte, gemeinsam erreichen würden.
    »Woher kommst du?« fragte sie mich interessiert.
    »London.«
    »Schöne Stadt. Tower, Big Ben, Piccadilly Circus…«
    »Warst du schon mal da?«
    »Ja, vor fünf Jahren. London ist eine Stadt, in der ich leben könnte. Es ist nicht so groß, nicht so feindselig wie New York. Wenn du hier nicht aufpaßt, frißt dich die Stadt mit Haut und Haaren, und du kommst nie wieder zum Vorschein. Sag mir noch einmal deinen Namen.«
    »Tony Ballard.«
    »Nun komm schon, Tony, zier dich nicht. Setz dich neben mich, und laß uns beginnen, weshalb du gekommen bist. Wir sind beide über einundzwanzig. Niemand kann etwas dagegen haben.«
    »Kennst du Patrick Blackthorn?«
    Sie schmunzelte. »So fragt man Leute aus.«
    »Kennst du ihn?«
    »Natürlich kenne ich ihn. Es gibt wohl kaum jemanden in Amerika, der nicht weiß, wer die Blackthorns sind. Schließlich berichten die Medien mit großer Regelmäßigkeit über sie und ihre dicken Geschäfte. Außerdem überspannt ihr Tankstellennetz den ganzen Kontinent.«
    »Mich interessiert, ob du Patrick Blackthorn persönlich kennst.«
    Julie Ross überlegte, ob sie darauf antworten sollte. Schließlich nickte sie, aber ich sah, daß sie langsam vorsichtig wurde. »Ja, auch das«, sagte sie.
    Vorhin hatte sie sehr offen gewirkt. Sie hatte sich den Anschein gegeben, als wäre ihr niemand willkommener als ich, doch nun fing sie an, sich vor mir zu verschließen.
    Sie konnte keinen Ärger gebrauchen, und sie schien mit welchem zu rechnen, wenn sie Geschäftsgeheimnisse ausplauderte.
    »Wann war Patrick Blackthorn zum letzten Mal hier?« wollte ich wissen.
    »Ist schon eine Weile her.«
    »Hast du kürzlich mit ihm gesprochen?«
    Jetzt verlor Julie die Geduld. »Hör mal, was soll das alles? Warum stellst du mir so viele Fragen? Bist du so was wie ein Bulle? Oder ein nachgemachter James Bond?«
    Ich sagte dem Mädchen mit dem schönen tizianroten Haar, was sich in meinem Hotelzimmer zugetragen hatte.
    Als ich geendet hatte, starrte sie mich wütend an und sprang auf. Sie wollte ab sofort nichts mehr von mir wissen, und sie spielte auch nicht mehr die feine Dame.
    »Sag mal, willst du mich verscheißern?« fauchte sie mich unfein an. »Du tickst wohl nicht richtig! Bist du 'n Irrer, oder was?«
    Ich konnte verstehen, daß sie mir nicht glaubte. Es war ja auch ein ziemlich haarsträubender Brocken, den ich ihr zu schlucken gegeben hatte. Fast wurde auch sie zur Furie.
    Ich bat sie, sich wenigstens Mühe zu geben, mir zu glauben, doch sie schrie mir ins Gesicht, ich solle abhauen, verschwinden, verduften - und sie gebrauchte ein paar Kraftausdrücke, die sich aus ihrem hübschen Mund doppelt so häßlich anhörten.
    Da ich nicht ging, fuhr sie mit dem schwersten Geschütz auf, über das sie verfügte: Sie rief ihren Zuhälter, der sich im Nebenzimmer aufhielt.
    Der mittelgroße Bursche sah aus wie ein Catcher. Mit kalten, schwarzen Schlangenaugen starrte er mich an, und ein Springmesser befand sich in seiner Hand.
    »Was ist, Baby?« knurrte er. »Will er nicht zahlen?«
    »Ich will, daß er geht! Schmeiß ihn raus, Johnnie!«
    Der Catcher fragte nicht, ob ich seine Nutte tätlich oder verbal beleidigt hatte. Es war ihm egal. Er hielt anscheinend große Stücke auf sein wertvolles Pferdchen, und wenn sie mal einen Freier ablehnte, hatte sie dafür garantiert gute Gründe.
    Johnnie wies mit dem Messer auf die Tür. »Raus, Mann!«
    Ich versuchte ihm zu erklären, weshalb ich nicht gehen könne, doch er wollte nichts hören.
    »Raus!« sagte er noch einmal, und als ich dann immer noch keine Anstalten machte, mich zu verziehen, stampfte er mit gesenktem Schädel, wie ein

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