0560 - Gucky, der Tambu-Gott
Mündung der Waffe auf den Rand der Felsplatte. „Tretet zurück, damit niemand verletzt wird."
Trotz aller dramatischen Vorbereitungen geschah eigentlich nur das, was inzwischen jedermann erwartete. Ein schmaler Spalt entstand, das flüssige Gestein tropfte nach unten und erstarrte sofort wieder. Hinter dem Spalt wurde eine glatte, solide Metallfläche sichtbar. Der Rest des Felsens blätterte von selbst ab, als Halong mit dem Stiefel dagegen trat.
Nun lag die Metallplatte ungeschützt vor ihnen.
Major Delta trat vorsichtshalber zwei weitere Schritte zurück.
Er schaltete den Telekom ein und rief die CMP-29.
„Wir haben eine Entdeckung gemacht", berichtete er, nachdem sich der Emotionaut gemeldet hatte. „Von der Schlucht aus führt anscheinend ein Gang in den Berg hinein. Wir haben den Eingang gefunden, müssen ihn jedoch noch gewaltsam öffnen.
Könnten Sie Rhodan um Erlaubnis fragen? Wir möchten nicht selbständig handeln."
„Ich habe keine Verbindung mit Rhodan. Sie sind in das Trümmerfeld der Kuppel eingedrungen, dann brach jeder Kontakt ab. Wir nehmen an, daß die Strahlung dort so stark ist, daß alle Funkimpulse absorbiert werden."
„Was sollen wir tun?"
„Den Eingang öffnen, selbstverständlich! Aber seien Sie vorsichtig!"
„Gut, wir werden es versuchen."
Ragos Delta nickte Sergeant Halong zu.
Der Gang schien endlos zu sein.
Atemlos blieb Gucky stehen und keuchte: „He, Y'Xamara, wie weit ist es denn noch? Der Angriff ist längst vorüber, und wenn mich nicht alles täuscht, wurde die Kuppel zerstört. Hier sucht uns doch niemand, warum also die Eile?"
„Mein Vorgänger hat vorgesorgt", erwiderte der Götze und blieb stehen, um selbst Atem zu schöpfen. „Es handelt sich bei diesem Versteck nicht nur um eine Sicherheitsmaßnahme gegen einen eventuellen Angriff aus dem All, sondern um eine Ausweich-Kontrollstelle. Wir müssen sie erreichen, denn umkehren können wir auch nicht mehr. Der Eingang ist verschüttet oder zugeschmolzen."
„Schön, aber nicht so schnell! Wie weit ist es noch?"
„Nicht weit. Wir sind jetzt fast fünfzig Meter unter der Oberfläche und in Sicherheit. Die Luft ist gut. Es gibt eine eigene Versorgung."
„Muß wohl so sein, sonst würde kein Licht brennen", bemerkte der Mausbiber einigermaßen beruhigt.
Sie erreichten eine zweite Metallwand, fugenlos und glatt. Wie auch bei der ersten genügte eine Handbewegung Y'Xamaras, das Hindernis zu beseitigen. Es glitt in die Decke hinauf und kam erst wieder herab, als sie beide weitergegangen waren.
Hinter der zweiten Wand lag eine Halle, in der das Licht automatisch aufflammte, als sie sie betraten. Gucky blieb verblüfft stehen. Trotz seines nicht mehr einwandfrei arbeitenden Verstandes konnte er noch feststellen, daß er in einer gut eingerichteten und technisch auf den letzten Stand gebrachten Kontrollzentrale stand, welchen Zwecken auch immer sie dienen mochte. Die Wände waren mit Bildschirmen bedeckt, darunter die Kontrollinstrumente und andere Geräte, deren Sinn Gucky nicht einmal erraten konnte.
Auf der gegenüberliegenden Seite setzte sich der Gang fort.
Y'Xamara deutete zu einer zweiten Tür.
„Dahinter befinden sich die Aufenthaltsräume, Tambu-Gott.
Niemand vermutet uns hier, denn man hält uns für tot. Aber wenn wir wollen, können wir schon von hier aus den ganzen Planeten kontrollieren."
Tot...!
Wieder regte sich etwas im Unterbewußtsein des Mausbibers.
Man durfte ihn nicht für tot halten - aber wer? Und warum nicht?
Die angekündigten Räume waren äußerst komfortabel eingerichtet und mit allem versehen, was man zum Leben benötigte. Die automatische Küche und das Bad weckten angenehme Erinnerungen in Gucky, die aber nicht klar zum Durchbruch kamen. In nebenan gelegenen Kühlräumen lagerten Lebensmittel für Jahre.
„Ich werde mich inzwischen informieren, was auf der Oberfläche geschieht", sagte Y'Xamara und setzte sich vor die Bildkontrollen.
Gucky zuckte die Schultern und begann, sich auszuziehen.
Er würde ein heißes Bad nehmen.
Als Sergeant Halong die letzte Verbindung zerschmolz, schwankte die Metallplatte und kippte nach außen. Mit einem schnellen Sprung rettete sich der Sergeant davor, zerquetscht zu werden. Er stolperte über Leutnant Demokrit, der ihm im Weg stand.
„Passen Sie doch auf, Sergeant!"
„Entschuldigen Sie, aber hinten fehlen mir die Augen.
Der Eingang ist jedenfalls geöffnet. Wollen Sie vorgehen?"
Das allerdings hatte Demokrit nicht im Sinn.
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