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0563 - Totensturm der Geisterfrau

0563 - Totensturm der Geisterfrau

Titel: 0563 - Totensturm der Geisterfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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an diesem Abend. Zwar herrschte noch sehr viel Verkehr, doch es kam nicht mehr zu den langen Staus. Wir rollten immer, und in der Nähe des Friedhofs verloren sich die zahlreichen Fahrzeuge. Um diese Uhrzeit und in der abendlichen Dunkelheit hatten die Leute anderes zu tun.
    Vor dem Tor stoppte der Fahrer. »Darf ich Ihnen noch einen Rat mit auf den Weg geben?«
    »Gern.«
    »Geben Sie auf sich acht!«
    Ich lächelte. »Die Toten werden mir schon nichts tun, Monsieur.«
    Der Fahrer schaute durch die Scheibe in das bläulichweiße Licht der Laternen. »Die Toten habe ich auch nicht gemeint. Es gibt andere Dinge, die gefährlich werden können.«
    »Und welche?«
    Er wiegte den Kopf. »Man hörte nur Gerüchte. Sie wissen ja, als Taxifahrer hält man Augen und Ohren offen. Sie kennen den Bois de Bologne?«
    »Den Wald im Osten von Paris?«
    »Genau. Da haben sich in den letzten Jahren Zuhälter, Nutten und Dealer getroffen, bis die Bullen durchdrehten und den Bois de Bologne säubern wollten. Sie haben es nicht geschafft, das mal vorweg. Aber einige der zweibeinigen Ratten haben sich doch etwas kältere Orte ausgesucht.«
    »Damit meinen Sie den Friedhof hier?«
    »So ist es.«
    »Wer?«
    »Man redet von Dealern, die sich nicht gern in die Zuckertüten schauen lassen. Geben Sie also acht!«
    »Danke für die Warnung, Monsieur. Noch eine Frage. Sind Ihnen bestimmte Plätze auf dem Friedhof bekannt, wo sich die Dealer treffen?«
    »Nicht direkt. Ich kann mir vorstellen, daß sie dort zusammenkommen, wo die ältesten Gräber sind und alles am dichtesten zugewachsen ist. Dieses Gesindel scheut das Licht.«
    Ausgerechnet dort mußte ich hin, das aber sagte ich dem Fahrer nicht. Dafür bekam er ein gutes Trinkgeld. Er fragte: »Oder soll ich auf Sie warten?«
    »Nein, bitte nicht.«
    »Bon, alles Gute.«
    »Ihnen auch.« Ich hämmerte die Tür zu. Was mir der Mann gesagt hatte, gefiel mir überhaupt nicht. Ich konnte einfach keine Zeugen gebrauchen. Da war es egal, um wen es sich dabei handelte. Ob um Dealer oder harmlose Spaziergänger.
    Ich wartete, bis die Heckleuchten des Taxis in der Dunkelheit verglüht waren, und machte mich dann auf den Weg.
    Schon bei unserem ersten Besuch war mir der Friedhof mit zunehmender Dämmerung immer geheimnisvoller und düsterer vorgekommen. Dieser Eindruck verstärkte sich während der Dunkelheit noch. Ich bekam den Eindruck, durch eine Welt der Toten zu schreiten, was sie auch irgendwie war.
    Die Gräber und Grabsteine als stumme Zeugen der Vergangenheit. Das kahle Geäst der Bäume wirkte wie eine Decke aus braunen, ausgestreckten Totenarmen mit verkrümmten Händen und Klauen.
    Der Wind bewegte die kleinen Blätter der immergrünen Büsche oder streichelte das Gras wie mit sanften Händen. Manchmal riß die Wolkendecke am Himmel entzwei, und funkelnde Sterne tauchten auf.
    Die Luft war relativ feucht. Nebelbänke entstanden, die der Wind sanft über den Friedhof schob.
    Meine Schritte empfand ich als zu laut. Wer auf einem Parallelweg einherging, hatte keine Mühe, mich zu verfolgen.
    Aber wer hätte mir schon an den Kragen gewollt? Manon de Valois lag unter der Erde. Eine Frau, die ein schlimmes Leben geführt haben mußte, wenn das stimmte, was Sarah Goldwyn wußte.
    Ich hatte zum erstenmal von ihr erfahren. Hector de Valois hatte mir nie von ihr berichtet. Den Grund wußte ich nicht. Möglicherweise schämte er sich wegen seiner Schwester.
    Der Friedhof schwieg. Kein Grabstein gab mir die Antwort. Sie standen in der Stille wie dumpfe Klötze, manchmal von dünnen Dunstschleiern umschmeichelt, aber nie heller leuchtend, weil das Licht der Gestirne sie nicht erreichte.
    Später erst stellte ich fest, daß nicht alle Laternen leuchteten. Einige waren defekt. Zweimal konnte ich beim Hochschauen erkennen, daß die Glaskuppeln gewaltsam zerstört worden waren. Die Splitter lagen noch auf dem Boden verteilt.
    Ich mied den Laternenschein und suchte den Weg zum Grab der Frau.
    Lady Sarah hatte mir noch ihren Plan in die Hand gedrückt. An ihm konnte ich mich orientieren. Ohne die Zeichnung wäre ich verloren gewesen, auch wenn ich den Friedhof schon zum zweitenmal durchwanderte.
    Ich bog an den richtigen Stellen ab und erreichte das Gelände, vor dem mich der Taxifahrer gewarnt hatte. Wenn ich ehrlich sein sollte, mußte ich zugeben, daß dieses Gebiet für schmutzige Geschäfte ideal war. Hier wuchs das Unterholz dicht wie eine Mauer. Ein ausgezeichneter Sichtschutz.
    Selbst das Tropfen

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