057 - Sanatorium der Cyborgs
dem Eingeständnis ihrer Niederlage verhalten würden. Da General Fudoh und seine kleine Armee keine Anstalten machten, noch einmal Machtgelüste zu demonstrieren, war der Zeitpunkt des Aufbruchs nun gekommen.
»Es war mir eine Freude, Sir.«
Haank sah, wie die Barbarin in den kleineren Zwei-Mann-Gleiter stieg. Ohne sich von Takeo oder ihm zu verabschieden. Sie war seit Wochen so schweigsam und in sich gekehrt; seit den Vorgängen, die sie ihre telepathischen Kräfte gekostet hatten. [2] Haank konnte ihre Besorgnis nachvollziehen, solange sie nicht wusste, ob der Verlust zeitlich begrenzt oder für immer war. Es müsste schrecklich sein, plötzlich auf diese Weise »taub« zu sein.
»Hast du die Route in einer deiner Erweiterungen abgespeichert?«, erkundigte sich Takeo bei seinem Sohn.
»Natürlich, Vater.« Aiko tippte sich gegen die Schläfe. »Und zusätzlich habe ich die Karten studiert, für alle Fälle.«
Haank hörte die Spitze in der Bemerkung deutlich heraus. Auch Aiko besaß noch sein organisches Hirn, so wie er. Wenn es auch mit einigen zusätzlichen Chips aufgewertet war, in die sich über einen verborgenen Port Daten aufspielen ließen. So war Aiko wie viele Cyborgs in der Lage, zum Beispiel eine komplizierte Operationstechnik in Sekunden zu »erlernen«.
Commander Drax bestieg das Fluggerät, auf dessen Rücksitz Aruula auf ihn wartete, während Aiko Tsuyoshi den Lastengleiter erklomm. Das Gefährt ähnelte nur in der Frontpartie den normalen Zwei-Mann-Gleitern; hinter dem Pilotensitz verbreiterte es sich auf dreieinhalb Meter bei einer Gesamtlänge von knapp zehn Metern. Beide Maschinen hatten ein nach oben offenes Cockpit; entsprechend warm waren die Insassen gekleidet. Ende März waren die Temperaturen noch winterlich kühl, vor allem des nachts.
Die Motoren wurden gestartet. Das Magnetfeld baute sich auf und die Gleiter hoben sich um zwei Meter in die Höhe. Maximal konnten sie fünfzehn Meter erreichen; die normale Reisehöhe lag bei zehn. Dabei nutzten sie die Magnetfeldlinien der Erde für vertikale Ausrichtung und Balance. Für den Antrieb sorgte dagegen eine Kombination aus magnetischer Abstoßung und konventionellen Schubdüsen. War eine gewisse Geschwindigkeit erst erreicht, konnten diese Düsen auf ein Minimum gedrosselt werden. Dabei ließ sich eine Geschwindigkeit von bis zu achtzig Stundenkilometern erreichen.
Takeo gab Haank ein Zeichen, die Tore zu öffnen. In der gleichen Bewegung winkte er den drei Abenteurern zu. »Gute Reise!«
Aiko und Matt Drax gaben den Gruß zurück; Aruula schien ihn gar nicht bemerkt zu haben.
Haank tippte die Kombination für die Türöffnung in ein Paneel. Mit lautem Knirschen schoben sich die Hangartore auf; kühler Wind fauchte hinein. Automatisch regelte Haank seine Körpertemperatur um zwei Grad herauf. Auch das ein Vorteil seines künstlichen Körpers: Besondere Kleidung gegen die Kälte war nicht notwendig, solange das organische Material keine Frostschäden nahm.
Das Surren der Generatoren steigerte sich, als erst Drax' und dann Aikos Gleiter Fahrt aufnahmen und aus der Halle schwebten. Haank musterte seinen Herrn, aber natürlich war in dessen Gesicht aus gehärtetem Plysterox keine Regung auszumachen. Nur dass er die zum Gruß erhobene Hand nicht mehr ganz senkte, ließ erahnen, dass er schweren Gedanken nachhing.
Machte er sich Sorgen? Würde er seinen Sohn tatsächlich vermissen? Haank war sich unsicherer als je zuvor, wie es um seinen Herrn bestellt war. Dass sich Takeo um mehr Menschlichkeit bemühte war offensichtlich.
Begonnen hatte es, als Lynne Crow hier Patientin war. Damals hatte Takeo tatsächlich eine Art Zuneigung zu der rothaarigen Schönen entwickelt - oder war auch dies nur eine Simulation gewesen?
Nun, spätestens seit klar war, dass Miss Crow für die dramatischen Vorgänge in Amarillo verantwortlich zeichnete - sie hatte der Enklave, der Takeo früher angehörte, einen Computervirus des Weltrats untergeschoben -, war das Verhältnis zu der WCA-Agentin getrübt. Vorsichtig ausgedrückt. Mit anderen Worten; Sollte Takeo jemals wieder Lynne Crow gegenüber stehen, würde er sie zur Verantwortung ziehen.
Haank riss seinen Blick vom Gesicht seines Herrn los und schloss das Tor wieder. Die beiden Gleiter waren längst in der Dunkelheit jenseits des Klinik-Komplexes verschwunden.
Ihr erstes Ziel, San Francisco, würden sie in etwa drei Tagen erreichen.
Wenn alles nach Plan verlief.
Aber Haank lebte lange genug in
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