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057 - Schreckensmahl

057 - Schreckensmahl

Titel: 057 - Schreckensmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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etwas zu sagen. So etwas hatte ich hier
in diesem halbzerfallenen Haus nicht erwartet. Auch Patrick war wie vor den
Kopf geschlagen. Der Alte war ein Künstler. Nur anhand von Beschreibungen und
gelegentlichen Abbildungen hatte er sich dieses private Kabinett geschaffen.
Sogar die Kleider jener Zeit waren stilgerecht nachempfunden. Hier konnte ich
mir ein einwandfreies Urteil erlauben.
    Wir gingen an der Ausstellung der schönen Frauen entlang.
    Zu jeder Figur gab es eine Geschichte – die eine oder
andere erzählte uns der Alte.
    »… alle haben eines gemeinsam«, schloß er. »Sie waren
jung, schön und mußten sterben. Unschuldig!«
    »Es war eine fürchterliche Zeit«, murmelte Patrick. »Ich
kann nicht begreifen, wie Menschen …«
    »Es waren keine Menschen. Es waren Ungeheuer«, warf der
Alte ein. »Eines dieser Ungeheuer war Jonathan Peter Dolan, der Hexenjäger.« Es
klang wieder wie ein Angriff.
    »Dies hier ist Joan«, sagte der Alte. Wir standen vor
einem schlanken, hübschen Mädchen. Langes, schwarzes Haar rahmte das feine,
edle Gesicht. Das Kleid war so raffiniert geschnitten, daß die kleinen festen
Brüste fast zur Hälfte bloß lagen.
    »Neben ihr Sally, ihre Schwester.«
    Sally war blond. Sie hatte wunderbare blaue Augen, tief
und klar wie ein Bergsee. Zwei Schönheiten, wie sie im Buch standen.
    »Beide wurden zu Tode gequält – und schließlich als Hexen
verbrannt … Joan war neunzehn, Sally zwei Jahre älter …«
    Das Kabinett dieser attraktiven Schönheiten wurde zu
einem Schreckensbild, je länger wir darin blieben. Der Alte hatte 40 der
insgesamt 287 Hexen nachgebildet, die auf das Konto Jonathan Peter Dolans
gingen.
    Fast schweigend kehrten wir ins Wohnzimmer zurück. Das
Feuer im Kamin war abgebrannt, und der Alte legte ein paar frische Scheite auf.
Knisternd stoben die Funken auf.
    Die drei Männer tranken ihren Punsch. Ich spürte wieder
die ermüdende Wirkung. Mir kam es so vor, als würde auch Patricks Stimme leiser
und schwächer. Wie spät war es eigentlich? Irgendwie kam mir zu Bewußtsein, daß
Mitternacht angebrochen war, aber so genau kann ich das heute nicht mehr sagen.
    Mit einem Mal schreckte ich auf. Ich hörte ein Geräusch.
    Jemand stand zwischen den Türpfosten … eine junge Frau. Die
Ähnlichkeit mit der Wachsfigur, die ich vorhin in der Kammer unten gesehen
hatte, war frappierend. Joan! Die hübsche Schwarzhaarige. Aber sie trug nichts
auf dem Leib. Nackt, wie sie war, huschte sie in das Zimmer – beugte sich über
meinen, wie erstarrt sitzenden Freund, streichelte und liebkoste ihn.
    Dann spürte ich die warmen, harten Hände einer Frau. Die
blonde Sally! Ich versuchte die Benommenheit abzuschütteln.
    Der verdammte Punsch nahm meine Sinne gefangen. Ich habe
etwas zu tief ins Glas geschaut, konnte mich aber beim besten Willen nicht
daran erinnern, zuviel getrunken zu haben. Ich erinnerte mich an das alte Haus,
hörte noch das Knistern der brennenden Holzscheite im Kamin, kannte die Umgebung

    aber der Alte, wo war der Alte …? Meine Erinnerung setzte
aus, als Sallys Arme sich um meinen Hals schlangen, als ich ihre heißen,
verführerischen Lippen auf meinem Mund spürte.
    Ein Gefühl von Zärtlichkeit und Verlangen durchströmte
meinen Körper.
    Ihr Leib war mir plötzlich ganze nahe. Ich küßte ihr
Gesicht, ihren Hals, ihre Brüste, streichelte den makellosen Körper. Es war
alles wie ein Traum, in dem das Sexerlebnis alles beherrscht. Ich rutschte vom
Sessel, beugte mich über Sally, die sich plötzlich mit sanfter Gewalt von mir
löste und davonhuschte, ehe ich es verhindern konnte. Aber ich wollte sie nicht
gehen lassen!
    Ich sah wie durch Nebel auch Patrick, der hinter Joan herrannte,
die durch die Tür verschwand, sich dem kahlen Kellergewölbe näherte. Er war
weit voraus. Ich hörte seine Stimme, sein Lachen.
    Joan erwiderte etwas und lockte ihn – dann Stille.
    Ich war mit mir und Sally beschäftigt.
    Sie rannte mir auf Reichweite voran. Als meine
Fingerspitzen sie berührten, zuckte sie zusammen.
    Alles ein Traum, grellte es in meinem Bewußtsein auf.
Dieser verrückte Abend und jetzt dieses ungewöhnliche Erlebnis – das konnte und
durfte doch einfach nicht wahr sein? Die Tür zum Wachsfigurenkabinett des Alten
stand weit offen. Um nach dort zu kommen, mußten wir die Folterkammer
passieren.
    Mein Herz krampfte sich zusammen, und mein Magen drehte
sich um, als ich sah, was dort vorfiel. Die Folterkammer war voll von jungen
Frauen in zerfetzten

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