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057 - Schreckensmahl

057 - Schreckensmahl

Titel: 057 - Schreckensmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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abverlangte.
    Sie war der Meinung, daß es egal sei, ob es nun
vollgestopft mit alten Möbeln und Kisten wäre, oder ob ein strebsamer junger
Kunstmaler, der nicht viel Geld hatte, es nützen würde.
    Patrick Dolan ließ an jenem denkwürdigen Abend keine zehn
Minuten auf sich warten.
    Ich öffnete ihm, als die Klingel ertönte.
    Sein Gesicht war gerötet, sein Blick ein wenig unstet.
    Er war nervös und aufgeregt. In der Hand hielt er eine
kleine Papierrolle.
    »Du siehst aus, als hättest du am Marathonlauf
teilgenommen«, sagte ich. »Setz dich erst mal und nehm’ einen Drink zu dir …«
    Dolan nickte. »Das kann ich jetzt gut gebrauchen.«
    Er schüttete den Whisky wie Wasser hinunter, schüttelte
sich, schnappte nach Luft und lehnte sich in den Sessel zurück. Er kam sofort
zum Wesentlichen.
    »Ich bin einen großen Schritt weitergekommen, Dave«,
sagte er. Sein Gesicht glühte. »Du wirst dich wahrscheinlich die ganze Zeit
über gefragt haben, warum ich mich wochenlang hier in Barnstaple aufhalte.
Jetzt kann ich es dir sagen: Ich hatte in London einen Tip bekommen, daß hier
in der Gegend von Davon etwas sein soll, was mit meiner Familie zu tun hat.
    – Irgendwo hier im Moor müsse ein altes Haus stehen, in
dem einer meiner Vorfahren lebte. Und zwar im Jahre 1582! Aus dieser Zeit muß
auch das Haus sein.«
    »Wenn es noch steht«, warf ich ein.
    »Hier …«, er schien meine Worte gar nicht vernommen zu
haben. Mit fahrigen Fingern faltete er die Rolle auseinander, die er in der
Hand trug, glättete das vergilbte Papier. »Ein alter Lageplan. Hier ist
Barnstaple eingezeichnet …«, seine Finger glitten nervös über die einzelnen
Markierungen. »Wenn man diese Straße fährt, gelangt man ziemlich tief ins Moor
hinein.
    Hier befindet sich nur noch ein befestigter Weg –
unmöglich, mit dem Auto weiterzukommen …«, und genau an dieser Stelle war ein
rotes Kreuz deutlich, groß und auffällig eingezeichnet.
    Ich war skeptisch. »Der Plan ist mit Hand gezeichnet.«
    Patrick nickte. »Das ist richtig. Ich habe ihn von
privater Seite erhalten.« Er ließ sich nicht darüber aus. Statt dessen sagte
er: »Der Vorfahre, der hier in dieser Gegend gelebt haben soll – hieß Jonathan
Peter Dolan! Stell dir das vor. Nachdem, was mir vertraulich mitgeteilt wurde,
war dieser Mann – einst ein Hexenjäger gewesen.«
    Ich fingerte nach einer Zigarette. »Das ist ja toll«,
entfuhr es mir. Ich muß ehrlich eingestehen, daß Patricks Begeisterung und
Stimmung mich irgendwie ansteckte. Ich habe manchmal darüber nachgedacht, wie
das wohl sein müßte, alles über seine Vorfahren zu wissen. Haben Sie sich auch
schon einmal darüber Gedanken gemacht? Eine faszinierende Vorstellung, daß es
da Menschen gab, die mit einem blutsverwandt sind und in der Vergangenheit
vielleicht persönliche Kontakte zu historischen Persönlichkeiten hatten, die
Kolumbus’ historische Reise miterlebten, die vielleicht irgendwo in einer
finsteren Burg als Raubritter lebten – was wissen wir von der Vergangenheit?
Die Eltern unserer Eltern bilden meistens schon das Endglied unseres
Stammbaumes.
    Patrick redete mit einer solchen Begeisterung, war so
aufgeregt, daß man das Gefühl haben konnte, er hätte einen Schatz gefunden.
    »Ich kann heute nacht nicht schlafen«, gestand er mir
ein.
    »Am liebsten möchte ich sofort losfahren und einen Blick
auf dieses Haus werfen. Warum eigentlich nicht?« fragte er sich plötzlich
selbst, während er gedankenverloren nach seinem Glas griff, feststellte, daß es
schon leer war, dennoch den letzten Tropfen über die Zunge rollen ließ.
    »Was hindert mich eigentlich daran?«
    Diese Frage war wieder mehr an mich gerichtet, und in
diesem Augenblick glaubte ich zu wissen, weshalb Patrick Dolan mich an jenem
trüben, regnerischen Abend noch einmal angerufen hatte: Er wollte, daß ich ihn
begleitete.
    »Du bist schon länger hier als ich«, kam es über seine
Lippen.
    Er erhob sich, ging unruhig auf und ab. »Du kennst dich
hier besser aus. Vielleicht hast du dieses alte Haus sogar schon gesehen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe zwar schon einige
Moorwanderungen hinter mir und kenne auch verschiedene abseits und einsam
stehende Gehöfte. Aber an dieser Stelle ist mir noch kein Haus aufgefallen.«
    »Vielleicht ist es schon mehr eine halbe Ruine …«
    »Dann wäre es mir erst recht aufgefallen. Ich suche
ungewöhnliche Motive.«
    »Vielleicht liegt das alte Haus so hinter Buschwerk und
Gestrüpp verborgen,

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