Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0571 - Die Legende vom grauen Riesen

0571 - Die Legende vom grauen Riesen

Titel: 0571 - Die Legende vom grauen Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
mich langsam. Der Wind war kühl, ich hatte den Kragen der Jacke hochgestellt. Es blies mir in den Nacken, dann gegen das Gesicht, als ich in die Richtung blickte, wo die Mulde liegen mußte.
    Ich entdeckte sie auch, nur war sie leer. Die Frauen hatten sie verlassen.
    Ich fühlte mich ausgetrickst. Morna Clayton hatte wahrscheinlich nur darauf gewartet, daß ich meinen eigenen Weg ging. Bei dem Gedanken, daß sie mit den Frauen ihren eigenen Weg ging und sie in eine Falle führen konnte, rieselte es mir kalt den Rücken hinab.
    Es war nicht die einzige Überraschung, die ich erlebte. Ungefähr dort, wo wir angelegt hatten, pflügte ein Gegenstand durch das Wasser. Erst als er sich aus dem Uferschatten löste, erkannte ich ihn genauer.
    Es war das Schiff, das die Insel verlassen hatte. An Deck standen nur zwei Frauen. Aus meiner Perspektive betrachtet wirkten sie klein wie Spielzeugfiguren.
    Ich ballte die rechte Hand zur Faust. Ein Gedanke kam automatisch. Wenn hier tatsächlich ein grauer Riese existierte, dann hatte er freie Bahn.
    Wieder gab es keine Zeugen…
    ***
    Gab es die tatsächlich nicht?
    Ich dachte darüber nach und kam selbst zu dem Entschluß, daß zumindest Lucy Freeman auf der Insel zurückgeblieben sein mußte.
    Sie sollte den Weg gehen, den schon viele vor ihr gegangen waren.
    Wo steckte sie?
    Für mich kam nur eines in Frage. Ich mußte die Insel absuchen und Lucy Freeman finden.
    So übersichtlich der Flecken Erde im Meer in seiner Gesamtheit auch war, wenn es darum ging, Einzelheiten zu entdecken, tat ich mich schwer. Es existierten einfach zu viele Verstecke, die auch normal gewachsene Personen aufnehmen konnten, ohne daß sie entdeckt wurden.
    Keine Spur von Lucy oder Morna, auch keine von irgendeiner schwarzen Schlange und erst recht nichts von einem grauen Riesen, der aus irgendwelchen unergründlichen Tiefen auferstehen sollte.
    Wenn Lucy mich suchte, konnte sie mich hier oben entdecken.
    Nur würde sie einen Teufel tun, wahrscheinlich stand sie unter dem Bann der Clayton.
    Also begab ich mich auf die Suche nach Lucy.
    Viel höher konnte ich nicht mehr laufen, ich bewegte mich talwärts und hielt mich nahe der Grenze zwischen den unterschiedlichen Bereichen der Insel.
    Nur meine Schritte waren zu hören. Hin und wieder ein Schleifen der Sohle auf glattem Gestein, wenn ich abrutschte. Farbloses Gestrüpp wuchs aus krummen Spalten. Hin und wieder zitterten die langen Spitzen der Grashalme im Wind.
    An manchen Stellen mußte ich schräg gehen, um das Gleichgewicht zu halten.
    Auf einem schmalen Felsband lief ich weiter, schaute nach unten, sah die Vertiefungen im Erdreich und hörte plötzlich eine leise Stimme, die ich kannte.
    Lucy Freeman!
    Was sie sagte, war nicht zu verstehen. Es waren auch keine Worte, sie murmelte oder sang irgend etwas vor sich hin.
    Ich war stehengeblieben, weil ich herausbekommen wollte, woher der Gesang kam.
    Jedenfalls unter mir, aber da sah ich nichts.
    Ich rief nach ihr. Erst beim zweiten Versuch verstummte der Gesang. »Lucy, wo stecken Sie?«
    »Ich spüre ihn.«
    Eine seltsame Antwort. »Wen spüren Sie?«
    »Den Geist des Riesen und Ihren.«
    »Wessen?«
    »Kommen Sie her!«
    Das hätte ich auch ohne ihre Aufforderung getan. Ich suchte nur nach einer Stelle, wo ich einigermaßen bequem den Hang hinabsteigen konnte. Die war schnell gefunden, obwohl ich sehr achtgeben mußte, um nicht auszurutschen.
    Es gab jedoch genügend Steine, auf denen ich mich abstemmen konnte. Lucy verhielt sich leider ruhig. Bevor ich sie noch einmal fragen konnte, erreichte ich wieder einen schmalen Grat.
    Einmal nur war er unterbrochen. Und zwar in meiner Höhe. Ich konnte in die Öffnung einer Höhle hineinschauen und sah Lucy im Schneidersitz auf dem Boden hocken.
    Ich ging trotzdem nicht auf sie zu, denn die junge Frau hockte inmitten eines Heers schwarzer Schlangen…
    ***
    Ich blieb stehen und spürte, wie es kalt meinen Rücken »hinabrieb«.
    Winzige Hagelkörner schienen gegen die Haut zu hämmern und immer mehr Nachschub zu bekommen.
    Lucy hob den Kopf.
    Sie saß noch im Bereich des Lichteinfalls, ihr Gesicht war gut zu erkennen. Der Ausdruck hatte gewechselt. Ein freudiger Schimmer der Erwartung breitete sich aus, die Augen strahlten mir entgegen.
    Lucy Freeman schien in ein Meer von Glück hineingetaucht zu sein.
    Und das bei den Schlangen!
    Sie waren überall. Schlängelten sich an ihren Armen hoch, lagen zusammengeringelt auf den Beinen, krochen über die Schultern

Weitere Kostenlose Bücher