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0571 - Die Legende vom grauen Riesen

0571 - Die Legende vom grauen Riesen

Titel: 0571 - Die Legende vom grauen Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schiff. Sie zerrten an ihm. Wir mußten mit stärkerer Kraft fahren, um hindurchzukommen.
    Nun sah ich auch die Felsen, die an einigen Stellen aus dem Wasser lugten wie braungraue, spitze Köpfe und von einer schaumigen Gischt umspielt wurden. Diese Felsen waren mit ihren scharfen Kanten Fallen für Schiffe, denn sehr leicht konnten sie die Bordwände aufreißen. Um Celtic Island anzufahren, bedurfte es wirklich eines Fachmanns, der die Umgebung der Insel genau kannte.
    Ich konzentrierte mich lieber auf die Insel. Von dem grauen Riesen entdeckte ich nichts, dafür sah ich eine karge Landschaft, die an der Westseite so gut wie keine Vegetation aufwies, nur graubraune Erde, als wäre sie dort verbrannt worden.
    Nach Osten hin sah es anders aus. Da hatte sich ein grüner Teppich gebildet, der die einzelnen Gelände-Formationen genau nachzeichnete und den Betrachter an erstarrte Wellen erinnerte. Bäume wuchsen dort nicht. Ob Büsche ihren Platz gefunden hatten oder nur Gras und Bodendecker, das konnten wir ebenfalls nicht sehen.
    Wie schon erwähnt, die Vögel mieden die Insel. Sie umkreisten sie nur.
    »Sah die Insel so in Ihrem Traum aus?« fragte ich Lucy Freeman.
    Sie nickte nur. Lucy stand unter Spannung, das sah man ihr an. Sie war eine andere Person geworden. Der starre Blick ließ die Insel einfach nicht los. Hin und wieder fuhr die Zungenspitze zwischen den Lippen hervor und benetzte sie.
    Den übrigen Fahrgästen erging es nicht anders. Sie alle hatten die Insel in ihren Träumen gesehen und erlagen nun deren Faszination.
    Unser Kapitän vollbrachte eine Meisterleistung, als er das Schiff zwischen den Klippen in Richtung Hafen steuerte. Von einem künstlichen Hafen konnte nicht gesprochen werden. Die Wellen hatten eine kleine Bucht geschaffen, in die wir hineinfahren konnten.
    Dort wirkte das Gewässer fast so ruhig wie ein See.
    Morna Clayton sprach die Frauen an. »Ich hoffe, daß ihr alle gespürt habt, welch eine Atmosphäre auf diesem Eiland herrscht. Es ist eine besonders starke Kraft, die sich im Innern dieser Insel im Laufe der vielen Jahre gesammelt hat. Sie ist vorhanden, kaum erklärbar. Wer mehr über die alten Bräuche der Kelten weiß, der kann dieses Phänomen begreifen. Eine Kraft, die wir modernen Frauen nutzen müssen, denn sie strömt aus der Erde. Die Mutter Erde gibt und nimmt. Heute wird sie nehmen und geben. Ihr werdet lernen, eure Träume zu beherrschen, denn ihr könnt sie in den nächsten Stunden erleben. Ich war schon oft auf der Insel. Ich habe hier meditiert und bin mit der Kraft der Kelten gesegnet worden.«
    »War das nicht die des Götzen?« Ich hatte mich als einziger getraut, eine Frage zu stellen.
    Die Clayton fuhr herum. »Was soll das heißen, Mr. Sinclair?«
    »Ein Götze ist böse«, sagte ich. »Daran sollten Sie denken. Ich für meinen Teil würde es schlecht finden, mit der Kraft eines Götzen aufgefüllt zu werden, wie Sie gesprochen haben. Nein, meine Liebe, so etwas käme mir nie in den Sinn.«
    Sie schüttelte unwillig den Kopf. »Halten Sie sich als Mann daraus. Sie werden nichts tun…«
    »Doch, Mrs. Clayton. Auch ich möchte die Insel gern besichtigen und meine Ängste überwinden.«
    Morna verzog die Mundwinkel. »Sie?«
    »Wer sonst?«
    »Ich glaube kaum, daß der graue Riese Sie akzeptieren wird.«
    »Heißt das, daß er mich verschlingt?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Sie sollten jedoch mit dem Schlimmsten rechnen, Mr. Sinclair.«
    »Da bin ich aber gespannt.«
    Abrupt drehte sie sich herum. Kein Wort hatte sie von der Schlange auf meinem Koffer erwähnt. Mir war es egal, ich wußte auch so, woran ich war.
    Wir legten an. Letzte Wellen schaukelten uns an den natürlichen Kai. Besatzungsmitglieder waren von Bord gesprungen. Routiniert umwickelten sie die Trossen um die bereitstehenden Poller.
    Nicht weit entfernt hämmerten die schweren Wellen gegen die Felsen und schufen die hellen Gischtstreifen der Brandung. Wir bekamen davon kaum etwas mit. Letzte Ausläufer dieser Wellen erreichten die kleine Bucht und verliefen sich.
    Wir gingen von Bord. Ich machte dabei den Schluß, ließ Lucy Freeman aber vor mir gehen.
    Die Seeleute schauten mich an. Auch der Kapitän befand sich darunter. Er schüttelte den Kopf, als ich ihn passierte.
    »Was ist los?«
    »Ich an Ihrer Stelle würde nicht gehen, Sir.«
    »Nennen Sie mir den Grund.«
    »Die Insel ist verflucht. Kein christlicher Fahrensmann würde sie betreten und länger dort bleiben. Wir warten auf dem

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