0571 - Raumschiff der Besessenen
Überraschung der Versammelten ließ Rhodan auf der riesigen Projektionsfläche hinter dem Rednerpodest einen Film ablaufen, der den Asporc aus verschiedenen Perspektiven zeigte.
Spätestens jetzt erkannten die anwesenden Parlamentsmitglieder, daß Rhodan seinen Vortrag von langer Hand vorbereitet hatte und überhaupt nicht daran dachte, sich gegen die vorgebrachten Anklagen zu verteidigen.
Der Film zeigte ein zirka 1,70 Meter großes Wesen, dessen Haut abwechselnd in verschiedenen Farben schillerte. Es trug eine blaßrote Kombination, die die meisten Körperpartien bedeckte; sie spannte sich über die Arme, die durch ein stark hervortretendes Kugelgelenk geteilt waren, über den breiten, tonnenförmigen Oberkörper und über die unförmigen, dicken Beine, die bis in halbe Körperhöhe hinaufreichten.
Es besaß einen etwa ein Viertelmeter langen Birnenkopf, der auf einem kurzen, aber beweglichen Hals saß. In der schmalen, unteren Kopfpartie war ein vorgewölbter Mund zu sehen, darüber zwei vertikal angeordnete Nasenschlitze. Die Augen saßen auf der Vorderseite des ausladenden Schädels. Es schienen vier an der Zahl zu sein und waren vier Zentimeter lang und keilförmig, wobei auf jeder Seite zwei der Facetten mit den verdünnten Keilenden zusammenstießen und das untere Keilauge in einem Winkel von neunzig Grad aus der Gesichtsmitte hinausreichte.
„Die Augen gaben uns anfangs Rätsel auf", erklärte Rhodan dazu. „Wir sprachen von vier Augen, doch jetzt wissen wir, daß es sich um zwei zweigeteilte Augen handelt. Außer diesen beiden Sehorganen besitzt der Asporco noch zwei Kämme, die ihm als Sender und Empfänger von Ultraschall und Infrarotwellen dienen.
Er ist also nachtsichtig und ein Ultrahorcher."
Als Rhodan merkte, daß der Anblick des Fremdwesens seine Zuhörerschaft bannte, nutzte er die Gelegenheit und führte weiter aus.
„Der Asporco nennt sich Heydrac Koat und ist vom Wesen her friedliebend. Aber er wird von einer parapsychischen Macht beherrscht, die ihn in unregelmäßigen Zeitabständen zum Amokläufer macht. Alle unsere Mutanten, selbst Ribald Corello, waren gegen den psionischen Sturm machtlos, den Heydrac Koat entfesselte. Wir können von Glück sagen, daß Heydrac Koat am Höhepunkt der entfesselten Para-Gewalten in eine Art scheintote Starre verfiel, denn sonst hätte er seinen Einflußbereich auf andere Gebiete und vielleicht sogar über die ganze Erde erweitert. Wir mußten ihn durch hyperenergetische Schutzschirme isolieren, und obwohl er im Augenblick keine parapsychische Aktivität erkennen läßt, wissen wir nicht, ob diese Schutzmaßnahmen ausreichend sind. Auf die Dauer gesehen, ist die Isolierung keine befriedigende Lösung.
Heydrac Koats eigene Worte waren: ‚Helft meinem Volk, sonst werdet ihr untergehen.' Das kann er nicht ohne Grund gesagt haben. Unabhängig von dieser Warnung sind wir durch Berechnungen zu dem Schluß gekommen, daß hier eine Gefahr für die gesamte Menschheit im Entstehen begriffen ist. Wir müssen sie bannen, bevor sie akut wird."
Rhodan gab ein Zeichen, und ein zweiter Film lief auf der Projektionsfläche ab. Er zeigte das Innere der Ex-887-VRT und ließ das Ausmaß der durch den Psi-Sturm verursachten Zerstörungen deutlich erkennen; überall waren geborstene Wände, eingedrückte Decken, geknickte Stützpfeiler und zerstörte Maschinen zu sehen.
„Die Katastrophe hat fünf Menschenleben gefordert, von den Überlebenden sind achtzehn schwer verletzt, neun haben psychische Schäden erlitten. Wir müssen herausfinden, von welcher Macht Heydrac Koat beherrscht wird, denn sie könnte auch auf Menschen übergreifen. Wir haben es schon einmal erlebt. Ich habe vor drei Wochen die OSSATA ins Rattley-System entsandt, bisher jedoch noch keine Nachricht erhalten, obwohl eine Funkbrücke errichtet wurde. Die OSSATA ist überfällig.
Vielleicht kommt sie eines Tages zurück, aber dann könnte sie Menschen an Bord haben, die von einer fremden Macht beherrscht werden und sich gegen uns wenden. Aus all diesen Gründen habe ich beschlossen, ein Raumschiff auszurüsten und eine zweite Expedition ins Rattley-System zu entsenden."
Rhodan machte eine Kunstpause und gab dann seinen Entschluß bekannt, den er absichtlich bis zum letzten Augenblick für sich behalten hatte: „Ich werde diese Expedition persönlich leiten."
Wie nicht anders zu erwarten, wurde Rhodans Entschluß von allen Seiten kritisiert. Nicht nur die oppositionellen Gruppen warfen ihm vor, die
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