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0573 - Tanzplatz des Teufels

0573 - Tanzplatz des Teufels

Titel: 0573 - Tanzplatz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sich die Hummel nicht darum und fliegt trotzdem, und das gar nicht mal schlecht.«
    Zamorra und Nicole grinsten sich an. Sie kannten da einen gewissen Jungdrachen, dessen Flügel ebenfalls viel zu klein waren und der trotzdem flog…
    »Dürfen wir den Zeitungsartikel sehen? Und zeigt uns jemand den Weg nach Thale?« fragte Nicole.
    »Sie dürfen«, sagte Brass, erhob sich und kramte ein Exemplar der ›Goslarsche Zeitung‹ hervor.
    »Erst einmal zeigt euch jemand den Weg in euer Quartier«, sagte Möbius.
    »Ich dachte, wir kommen in deinem Hotel unter«, wunderte sich Zamorra.
    »Das ›Seela‹ ist derzeit ausgebucht, aber ich habe da was anderes für euch ausbaldowert. Das ›Glück auf‹ in Vienenburg dürfte für euch genau das richtige sein. Ich habe schon ein Doppelzimmer reservieren lassen. Von hier aus ein Katzensprung, und von dort bis zu mir sind es vielleicht zwölf, dreizehn Minuten Fahrt.«
    »Acht Minuten mit dem Porsche«, behauptete Brass. »Man muß nur einen Riecher dafür haben, wann die Polizei Tempokontrollen macht.«
    »Mit dem Cadillac also unter Einhaltung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit zwölf, dreizehn Minuten«, sagte Nicole.
    »Fahren Sie wirklich so lahmarschig, Fräulein?« staunte Brass. »Und was heißt hier Cadillac? Den muß ich sehen.«
    »Na schön.« Möbius erhob sich. »Gehen wir, besichtigen den Cadillac und fahren dann nach Vienenburg. Wir zwei«, er streckte den Arm aus gegen Brass wie ein Schwert, »sehen uns ja sowieso heute abend noch.«
    »Diesmal bist du wieder mit dem Bezahlen dran«, schmunzelte Brass.
    »Ich lehne es ab, das gehört zu haben«, knurrte Möbius. »Zamorra, Nicole - laßt euch von diesem alten Knacker nie zu einem solchen Wechselspiel überreden. Wenn er zahlen muß, verabschiedet er sich schon nach fünf Minuten. Zahle ich, hat er unheimlich viel Zeit und bestellt nur das teuerste.«
    »Auch das habt ihr Wessis uns beigebracht«, grinste der fast Hundertjährige.
    Als sie zum Wagen gingen, beobachtete Zamorra die beiden Männer, der steinalte Brass war wesentlich flotter auf den Beinen als Möbius.
    War er wirklich schon so alt? Zamorra wollte es kaum glauben.
    »Ob Brass ein Auserwählter ist?« flüsterte er Nicole zu.
    »Keine Ahnung«, gab sie leise zurück. »Vielleicht…«
    Das war zumindest eine Erklärung für die körperliche und geistige Fitneß des Mannes. Auserwählte waren Menschen, die entschieden länger und zäher lebten als alle anderen, ihre Zahl ließ sich weltweit pro Jahrhundert an den Fingern einer Hand abzählen. Einigen aber wurde der Weg zur Quelle des Lebens gewiesen, und wiederum einer von ihnen bekam die Chance, unsterblich zu werden.
    Zamorra und Nicole gehörten zu den Auserwählten und hatten beide die relative Unsterblichkeit erlangt, weil Zamorra es fertiggebracht hatte, die Regeln zu übertreten. Allerdings hatte er einen hohen Preis dafür bezahlen müssen. [3]
    Wenn auch Brass zu den Auserwählten gehörte, dann hatte er das Pech gehabt, daß er zur falschen Zeit am falschen Ort geboren und aufgewachsen war. Für die nächsten ein, zwei Jahrhunderte bestand keine Chance mehr, daß ein weiterer Auserwählter unsterblich wurde, denn der einzige Mann, der den Auserwählten den Weg zur Quelle des Lebens zeigen konnte, war momentan ein noch nicht einmal dreijähriges Kind. Und wenn dieses Kind später als Erwachsener klug handelte, würde es seine Lebensspanne durchlaufen und frühestens gegen deren Ende die Wahl treffen, welche Auserwählten zur Quelle gelangten.
    Auch wenn die Auserwählten von Natur aus schon recht langlebig waren - die Natur ließ sich nur innerhalb eines bestimmten Rahmens überlisten. Menschen wie Abraham oder Noah, die bis zu achthundert Jahre alt geworden sein sollten, waren die absoluten Ausnahmen. Und vielleicht hatten sie sogar zu den Unsterblichen gehört wie Zamorra und Nicole…
    Die Ankunft an Nicoles Cadillac riß Zamorra aus seinen Überlegungen.
    »Der sieht ja wie ein aufgeblasener Trabbi aus«, bemerkte der alte Mann.
    Nicole schnappte nach Luft. »Darf ich Ihnen die Augen auskratzen?« fragte sie und fuhr schon mal die Krallen aus.
    »Na, er hat doch Heckflossen wie der 601, nur ein wenig größer. Aber bei euch Wessis war ja alles immer etwas größer. Deshalb habt ja auch ihr uns einkassiert und nicht wir euch.«
    »Frankreich hat damit nichts zu tun!« protestierte Nicole.
    »Ach, ich hab’s vergessen, Sie sind ja Franzosen… Reden Sie gefälligst mit französischem

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