058 - Sub Sisco
doch seine Haut war glatt und grau wie die eines Delfiin. Schwimmhäute glitzerten zwischen Fingern und Zehen. Die Schädelform wirkte ungewöhnlich langgezogen und wurde von zwei spitz zulaufenden Ohren flankiert.
Seine nackten Fußsohlen schienen unempfindlich gegenüber den spitzen Steinen zu sein, über die er lief, während er, nur mit Lendenschurz und Armreifen bekleidet, eine feucht glänzende Klippe empor kletterte. Doch so behände der Kleine auch war, die blau geschuppte Kreatur, die ihm an den Fersen klebte, lief schneller.
»Komm sofort zurück, du freche Sprotte«, schimpfte sie, während sie ihn am Ohr packte und wieder hinab zog.
»Aua!« Lauter Kinderprotest hallte von den Felsen wider. »Ist das die berühmte Friedfertigkeit der Hydriten ? Oder bist du heimlich zum Mar'os-Kult übergetreten?«
»Mach nur so weiter«, warnte die barbusige Nixe, die den Kleinen zur Raison brachte.
»Ich werde Joshna erzählen, dass du schon wieder fortlaufen wolltest.«
»Pffff! Vor dem aufgeblasenen Wichtigtuer habe ich auch gerade Angst! Der kann ja nicht mal die Wanderer erschrecken, die in unser Gebiet eindringen.«
Skurog kicherte leise vor sich hin, während die Stimmen der Kreaturen sich entfernten.
Zum einen, weil ihn das vorlaute Spitzohr an seine eigenen Söhne erinnerte, zum anderen, weil durch sein Auftauchen vieles einfacher geworden war.
»Glück gehabt«, zischte er Rayy zu. »Der brennende Mann ist mit uns.«
Gemeinsam folgten sie dem seltsamen Pärchen, das nach zweihundert Schritten in einem unscheinbaren Felseinschnitt verschwand. Dahinter musste sich eine Höhle befinden.
Sie brauchten einige Zeit, bis sie den Wächter im Halbdunkel des Eingangs ausmachen konnten, ansonsten schien es keine Sicherheitsvorkehrungen zu geben. Die Fishmanta'kan fühlten sich auf ihrem Gebiet sehr sicher. Zu sicher.
»Hol die anderen her«, befahl Skurog. »Ich passe auf, dass es keine unliebsamen Überraschungen gibt.«
Während Rayy verschwand, überschlug das Oberhaupt die Chancen des Clans. Zwanzig kampferprobte Männer begleiteten diesen Raubzug. Genug für ein einfaches Faamadorf, doch viel zu wenig für eine Stadt, die sich über eine ganze Bucht erstreckte. In einem offenen Angriff hatten sie keine Chance gegen die Seeteufel, vor allem, wenn sie sich auf deren ureigenstes Terrain wagten.
Mit ein paar Geiseln sah die Welt dagegen schon ganz anders aus…
Rayy tauchte mit den übrigen Kriegern auf. Skurog teilte sie routiniert ein. Zu brandschatzen, zu morden und zu plündern war seine Profession. Skurog wusste, wie er am Besten vorzugehen hatte.
Für den Vorstoß wählte er Rayy und Marv aus. Die beiden Männer umrundeten, seinen Anweisungen gemäß, weiträumig das Felsengewirr und schlichen sich von der Seite an den Einschnitt heran. Blanker Stahl schimmerte in ihren Händen. Ein letztes, fast instinktives Zögern, dann stürzten sie mit gezückten Klingen ins Dunkel hinein. Für die Dauer eines Lidschlags blitzte etwas im Eingang auf, dann erklangen lautes Keuchen und ein dumpfes Klatschen; typisch für einen Körper, der zu Boden schlug.
Noch während der Tumult andauerte, führte Skurog die übrigen Männer heran. Als sie die Höhle erreichten, fanden sie Marv bewusstlos am Boden. Gleich neben ihm lag ein Fis hmanta'kan, dem zwei Handbreit Stahl aus der Brust ragten. Rayy zog die Klinge gerade in einer Drehung hervor und sah sich nach einer Möglichkeit um, sie vom Blut zu reinigen.
Er entschied sich für den Lendenschurz der Kreatur, die sich darüber nicht mehr beschweren konnte.
Mit dem Ergebnis sichtlich unzufrieden - einige rote Schlieren waren auf dem Stahl verblieben - wandte Rayy sich der Nosfera zu, die unter den Kriegern war. »Hast du nicht behauptet, die Fishmanta'kan wären in Wirklichkeit völlig harmlos?«, blaffte er Blair an.
»Sieh dir an, was ihr Wächter mit Marv gemacht hat…«
»Er ist nicht verletzt«, gab die Nosfera ungerührt zurück. »Auch Aiko hat sich mühelos von einem Blitztreffer erholt, das habe ich mit eigenen Augen gesehen.«
»Und falls nicht, ist es auch nicht weiter schlimm«, mischte sich Skurog ein, bevor er Rayy anblaffte: »Ohne die Bluthexe wären wir nicht unbemerkt bei Nacht hierher gelangt, also halt gefälligst die Klappe!« Rayy sackte bei jedem Wort seines Anführers weiter in sich zusammen und wagte keinerlei Widerspruch.
Als Marv sich kurz darauf regte, genoss Blair umgehend alle Sympathien der Barbaren.
Vor allem, weil sie wegen
Weitere Kostenlose Bücher