058 - Sub Sisco
aufzuschließen. Sofort bestürmte man auch ihn nach Auskünften über seine Herkunft und Vergangenheit. Menschen und Hydriten platzten fast vor Neugier. Ein deutliches Zeichen, dass sie nicht oft aus der selbst erwählten Isolation herauskamen.
Ihr Wissensdurst war so groß, dass Matt nicht einmal dazu kam, seine eigenen Fragen loszuwerden. Etwa, warum die Hydriten die Legende der Fishmanta'kan aufrecht erhielten, obwohl sie in friedlicher Koexistenz mit den Menschen lebten…
Ein Segler legte am Pier an. Über die Planke entstieg ihm ein ungleiches Pärchen. Die respektvolle Art, in der die Menge zurückwich, um eine Gasse zu bilden, machte deutlich, welch hohe Stellung sie innerhalb der Gemeinschaft besaßen. Der Mann war in den Vierzigern, besaß aber noch kein überflüssiges Gramm Fett an seinem durchtrainierten Körper. Nur der zurückgehende Haaransatz und die von Sonne und Salzwasser gegerbte Haut wiesen darauf hin, dass die Jugend weit hinter ihm lag. Das Alter der Hydritin ließ sich naturgemäß wesentlich schlechter beurteilen, da ihr Volk eine wesentlich höhere Lebenserwartung als die Menschen besaß und entsprechend langsam alterte. Ihre imposante Oberweite trotzte den Gesetzen der Schwerkraft in einer Weise, wie sie nur durch einen häufigen Aufenthalt im Wasser zu erklären war.
»Platz für die Ratsmitglieder Ul'ia und Clay«, forderte ein hagerer Asket, der ihnen auf dem Fuße folgte. Matt erkannte seine Stimme, obwohl sie diesmal nicht durch einen Ve rzerrer manipuliert wurde.
Joshna, der Kuttenträger. Ein Mittzwanziger mit kahl rasiertem Schädel und zwei langen, ineinander verschlungenen Tätowierungen, die sich von den Ohren bis zum Hinterkopf zogen. Der funkelnde Blick, mit dem er Matt begegnete, wirkte genauso martialisch wie sein Äußeres, doch es bedurfte schon mehr als eines barfüßigen Typen im Lendenschurz, um den Piloten einzuschüchtern.
Besonders angesichts der Herzlichkeit, die ihm sonst von allen Seiten entgegen schlug.
»Du bist also Maddrax, der Kiemenmensch«, stellte Ul'ia nach dem Austausch der üblichen Höflichkeitsfloskeln fest. Ihre schwarzen Pupillen glitzerten belustigt. »Bel'ar hat wirklich nicht zu viel versprochen.«
»Ihr kennt euch?«, fragte Matt verblüfft.
»Wir haben uns erst zwei Mal gesehen«, schränkte die Hydritin ein. »Aber auf dem letzten Beobachtertreffen war ihr Bericht über deinen Aufenthalt in Hykton eine wahre Sensation. Ich habe ihn mit besonderer Freude gehört, denn gerade im Allatis stand man Sub -Sisco bisher sehr distanziert gegenüber. Nicht wenige warfen uns vor, die Ideale unseres Volkes zu verraten, weil wir ein Zusammenleben mit den Menschen anstreben. Zumindest in Hykton scheint der HydRat inzwischen umzudenken. Das haben wir dir zu verdanken!«
Matt ging nicht weiter auf das Lob ein, schließlich hatte er damals nichts weiter getan als einigen Freunden zu helfen.
»Menschen und Hydriten leben in einer Stadt zusammen?«, fragte er statt dessen. »Wie kann das angehen, schließlich kann sich dein Volk nur begrenzte Zeit an der Oberfläche aufhalten.«
»Warum siehst du es dir nicht mit deinen Freunden an?«, mischte sich Clay in das Gespräch ein. »Wir würden uns freuen, euch als unsere Gäste begrüßen zu dürfen.«
Matt hätte am liebsten sofort bejaht, wollte diese Frage aber nicht über die Köpfe seiner Begleiter hinweg entscheiden. Als er sich umwandte, spiegelte sich in Aruulas Gesicht die Neugier wieder, die er selbst empfand. Aiko hob hingegen die Augenbrauen, um an den nächtlichen Überfall zu erinnern. »Nur wenn wir nicht wieder mit einem Blitzgewitter empfangen werden«, brummte er, bevor sich eine peinliche Stille ausbreiten konnte.
Joshna wuchs bei diesen Worten einige Zentimeter in die Höhe und pumpte seine Wangen auf, wie ein Frosch kurz vor dem Losquaken. Ob er sich persönlich angesprochen fühlte oder nur Aikos mangelnden Respekt für die Mitglieder des hohen Rates reklamieren wollte, blieb unklar, denn Ul'ia antwortete sofort: »Wir bedauern sehr, falls du letzte Nacht Schaden erlitten hast. Das lag nicht in unserer Absicht; wir wollten euch nur erschrecken. Sub'Sisco ist ein ozeanweit einmaliges Projekt, das von den übrigen Städten nur unter der Voraussetzung genehmigt wurde, dass wir das Geheimnis unseres Volkes bewahren.«
»Außerdem wäre es mit dem Frieden an diesem Küstenabschnitt schnell vorbei, wenn die Steppenreiter von der Existenz unserer Stadt erfahren würden«, fügte Clay
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