0580 - Ginas Mörderschloß
nachgedacht, war leider zu keinem Ergebnis gelangt.
Ich konnte mir ungefähr vorstellen, was ein Blutstein war, wußte aber nicht, zu welchem Zweck ihn der Vampir Mallmann einsetzen wollte. Daß der Stein für ihn sehr wichtig war, stand außer Frage.
Möglicherweise wichtiger, als meine Mutter zu einem Vampir zu machen. Der Name begegnete mir nicht zum erstenmal, auch Mallmann hatte ihn mir gegenüber schon öfter erwähnt. Eine genaue Definition allerdings hatte er verschwiegen.
Nun wollte ich nach Germany fahren, einen Jungen namens Dennis in einem Internat suchen und ihn nach dem Blutstein befragen.
Wußte der Junge tatsächlich etwas darüber? Wenn ja, weshalb fragte Mallmann ihn nicht selbst? Irgend etwas war faul an der Sache. Da lief einiges quer, das konnte ich mir gut vorstellen.
Ich mußte noch einmal mit meinem Vater reden, tippte die Nummer wieder ein und hatte diesmal Glück.
»Ich wußte, daß du es bist, John«, sagte mein alter Herr, noch bevor ich meinen Namen hatte nennen können.
»Ich hatte schon einmal…«
»Natürlich, John.« Wieder hörte ich ihn atmen. »Ich habe bewußt nicht abgehoben.«
»Weshalb nicht?«
»Weil ich dir erst eine kleine Pause des Nachdenkens geben wollte. Das ist der Grund.«
»Habe ich denn nachgedacht?«
»Sicher. Sonst hättest du nicht angerufen. Meine Worte werden dir nicht aus dem Kopf gegangen sein.«
»Stimmt, Dad!«
»Und wie sieht dein Entschluß aus, Junge? Steht er schon fest?«
»Ich weiß es noch nicht«, gab ich ehrlich zu.
Eine Sprechpause entstand, doch ich hörte meinen Vater scharf atmen.
»Denkst du dabei auch an deine Mutter, John?«
»Natürlich.«
»Das scheint mir nicht so zu sein.« Die Stimme meines Vaters hatte einen ärgerlichen Klang bekommen. »Ich weiß ja, John, daß du im Streß steckst. Aber du darfst nie vergessen, daß dich die Entführung deiner Mutter unmittelbar berühren muß. Nicht allein menschlich, in diesem Falle auch beruflich.«
»Dad, bitte.« Ich verdrehte die Augen. »Versteh mich nicht falsch! Weshalb aber soll ich allein fahren? Wenn ich Suko mitnehme, sieht der Fall anders aus.«
»Er hat es so verlangt. Mallmann will, daß du allein kommst. Au ßerdem geht der Fall dich persönlich besonders an, nicht Suko. Es ist deine Mutter, die gekidnappt wurde.«
»Mallmann wird seine besonderen Gründe dafür gehabt haben, Dad. Ich traue ihm nicht.«
»John, ich möchte, daß deine Mutter und meine Frau aus seinen Klauen befreit wird. Alles andere ist für mich zweitrangig. Mallmann hat des öfteren mit dir über den Blutstein gesprochen. Um ihn wird es möglicherweise gehen. Er hat es mit einer indirekten Erpressung versucht. Okay, wir stellen uns darauf ein.«
»Natürlich, Dad. Du kannst unbesorgt sein. Ich werde nach Germany fahren und auch dieses Internat finden.«
»Und denk daran, der Junge, den du finden mußt, heißt Dennis. Ganz einfach Dennis.«
»Ja, den Namen habe ich behalten.«
»Gut, John.« Ich hörte meinen Vater schlucken. Jetzt aufzulegen, hätte keinen Sinn gehabt. Er wollte noch etwas sagen, er mußte es loswerden, und ich wartete.
»Dad?«
Er flüsterte meinen Namen wieder. Dabei stöhnte er auf. Seine innere Qual mußte immens sein. Er weinte auch. Ich fand ebenfalls nicht die passenden Worte. Es glich mehr einem Gestammel, mit dem ich ihn trösten wollte.
»Ich hole sie raus, Dad!« versprach ich mit leiser Stimme. »Verdammt, ich hole Mum raus.«
Sein Lachen klang wenig optimistisch. Es war wohl mehr aus der Not geboren. »Wir setzen auf dich, Junge. Alle hier in Lauder. Wir drücken dir und deiner Mutter die Daumen. In wenigen Tagen ist Ostern. Sorg dafür, bitte, daß es wirklich zu einem Fest der Freude wird und wir diesmal über das Böse triumphieren können.«
»Versprochen!«
Auch mir saß die Kehle zu, als ich den Hörer zurücklegte. Meine Mundwinkel zuckten. Ich wußte nicht, ob es für meine Mutter noch eine Chance gab. Daß ein Vampir seinen Bluttrieb zurückdrängte, war kaum einzusehen. So etwas konnte einfach nicht klappen. Bei Mallmann jedoch war dies möglich.
Er hatte sich ein verdammt hohes Ziel gesetzt. Um dies zu erreichen, mußte er einen Preis bezahlen. Dieser Preis hieß zunächst Verzicht auf das Blut, um etwas anderes in die Hände zu bekommen.
Ich dachte über den Blutstein nach. Wer oder was es sein mochte, stand noch in den Sternen. Vielleicht ein in Blut getauchter Stein?
Möglich war alles. Jedenfalls besaß dieser Stein für Mallmann
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