Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0583 - Schädeltanz am Hudson

0583 - Schädeltanz am Hudson

Titel: 0583 - Schädeltanz am Hudson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
der Frage um und sah selbst, daß es nicht klar war.
    Der Doc hatte den Totenfluch gesprochen und nahm auch auf sich keine Rücksicht.
    Es gab die leeren Augenhöhlen, den leeren Mund, doch aus beiden schossen kleine Flämmchen.
    Ein magisches, dennoch heißes Feuer, das mich wie der Hauch des Todes streifte.
    Ich wollte raus, nur war die Tür im Fond ebenfalls verriegelt, und Flammen leckten in Sekundenschnelle über sämtliche brennbaren Gegenstände, bei denen sie auch reichlich Nahrung fanden. Wenn wir noch zehn Sekunden warteten, hatte sich das Innere des Fahrzeugs in eine Flammenhölle verwandelt. Später würde der Tank explodieren und wir mit ihm.
    Schon wehte zwischen Bill und mir eine Feuersäule. Meine Haare schmorten bereits. Widerlicher Rauch reizte zum Husten, und der Doc brannte weiter aus.
    Da nahm ich das Kreuz!
    Diesmal war es reine Magie, mit der er uns angegriffen hatte. Ich preßte den geweihten Talisman dorthin, wo sich sein Gesicht befand und mußte dabei meine Hand und einen Teil des Arms durch die verfluchten Flammen schieben.
    Ich brannte trotzdem nicht, denn das Kreuz löschte die Magie und das Feuer.
    Bill hatte den Türriegel schon berührt gehabt und sich gegen den Wagenschlag gelehnt. Als die Tür aufflog, rutschte auch er nach draußen. Ich blieb noch hocken, umgeben von beißendem Qualmgestank, hörte Bill nach einem Feuerlöscher rufen, sah ihn dann suchen und konzentrierte mich besonders auf den Doc.
    Der Rauch verdeckte einen Großteil seiner Gestalt. Ich vernahm nur das Knacken, als würde etwas zerbrechen. Ein Luftzug räumte den dichten Rauch so weit zur Seite, daß ich ihn besser erkennen konnte.
    Er war kein Mensch mehr. Der Doc hatte sich in eine leblose Hülle verwandelt. Eine Haut wie Rinde, die allmählich auseinanderplatzte und immer größere Lücken freigab, die durch nichts ausgefüllt waren. Der Körper brach einfach zusammen.
    Knackend und knirschend fiel er ineinander. So hatte auch der große Schamane aus Haiti sein Ende an der Westside gefunden. Zurück blieb brauner Staub, den Bill und ich gemeinsam aus dem Wagen entfernten…
    ***
    Der Totenfluch hatte gewirkt, nur war er auf den Doc selbst zurückgeschlagen. Fünfzehn Minuten nach seinem gewaltsamen Ende rollten wir wieder in die 90. Straße West. Zwei Patrol Cars waren noch zurückgeblieben. Keiner der Bewohner lag in seinem Bett. Die meisten standen vor den Häusern oder schauten aus den Fenstern. Es herrschte in dieser Straße ein Betrieb wie sonst nur um die Mittagszeit im Hochsommer.
    Wir rollten langsam über die Fahrbahn und hielten dort an, wo Roxie wohnte.
    Gemeinsam stiegen wir aus. Ein Blick auf ihr Fenster war uns verwehrt, aber Roxie stand auch in der Haustür. Sie sah uns, räumte zwei andere Personen zur Seite und lief uns entgegen.
    »Ihr lebt!« sagte sie.
    »Ja, Roxie.« Ich nickte.
    »Und der Totenfluch.«
    »Er hat gewirkt!« erwiderte Bill.
    »Allerdings bei ihm selbst. Den Doc gibt es nicht mehr.«
    Roxie Chica atmete tief ein. »Wie ich es gesagt habe«, flüsterte sie.
    »Es ist einfach unwahrscheinlich, aber es stimmt.«
    Sie lachte plötzlich, drehte sich um und schrie mit so lauter Stimme, daß sich einige Zuhörer erschraken. »Der Fluch ist gebrochen. Wir sind erlöst.«
    Auch Curry erschien. Sie rannte auf Roxie zu. »Was hast du gesagt?«
    »Leben, Curry, wir können leben. Es wird keinen Schädeltanz mehr geben, glaub mir.«
    Bill lächelte und hob die Schultern. »Willst du mitfeiern, oder sollen wir gehen?«
    »Laß uns fahren! Hier wären wir fehl am Platz.«
    »Und wer spricht mit dem Verleiher über die verbrannten Sitze?« fragte er mich.
    Ich sah Teller auf mich zueilen. »Das werden wir dem Lieutenant unterjubeln. Etwas kann er auch tun. Den Hünen vom Pier holen und mit dem Verleiher reden. Schließlich bekommt er die Lorbeeren.«
    »Und was kriegen wir?«
    »Einen Hamburger.«
    »Warum?« Bill verzog das Gesicht. Er dachte wahrscheinlich an seine Horror-Fahrt.
    »Weil ich darauf einen wahren Heißhunger habe. In New York zu sein und keinen Hamburger gegessen zu haben, das kommt schon fast einer Todsünde gleich.«
    »Kennst du eigentlich das Sprichwort der Kölner?« fragte mich Bill.
    »Nein.«
    »Das paßt genau auf dich, Alter. Jeder Jeck ist anders…«
    ENDE
    [1] Siehe John Sinclair Taschenbuch Nr. 73 091 »Der rollende Galgen«
    [2] Siehe John Sinclair Paperback Nr. 73 501 »Voodoo-Land«
    [3] Siehe John Sinclair Taschenbuch Nr. 73 089 »Das Voodoo-Syndikat«

Weitere Kostenlose Bücher