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0583 - Schädeltanz am Hudson

0583 - Schädeltanz am Hudson

Titel: 0583 - Schädeltanz am Hudson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Lincoln Centers sollte einiges anders werden.
    Als Roxie sah, wie die Glut der untergehenden Sonne versickerte, wußte sie, daß es Zeit wurde, etwas zu unternehmen. Sie wollte hoch, auf das Dach, denn nur von dort besaß sie den nötigen Überblick.
    In New York schließt man seine Wohnungen und Hotelzimmer besser doppelt und dreifach ab.
    Nicht so Roxie. Sie konnte die Tür offenlassen. Niemand würde versuchen, ihr etwas zu stehlen. Selbst ein durchgedrehter Süchtiger nicht. Roxie war tabu.
    Verirrte sich dennoch jemand in ihre Wohnung, wartete da Hunter, ein deutscher Schäferhund, der Roxie treu ergeben war – und sogar mit den drei Katzen auskam, um die sich die Frau kümmerte.
    Aufzüge existierten ebenfalls im Block. Einige Häuser weiter oder an der Rückseite, wo die Stars wohnten. Sie mußte, wenn sie auf das Dach gehen wollte, die alte Stiege nehmen, die aussah, als würde sie jeden Augenblick zusammenbrechen.
    Aber so hatte sie schon vor mehr als zwanzig Jahren ausgesehen.
    Sie würde wahrscheinlich weitere zwanzig Jahre halten.
    Roxies breite Nasenlöcher verzogen sich, als sie den Hausflur beträt. Auch ihre Mundwinkel zuckten. Sie roch, sie schnüffelte und ärgerte sich darüber, daß es schon wieder nach Urin stank. Da hatte wieder jemand in die Ecke neben der Haustür gepinkelt. Es stank eigentlich immer nach Urin, im Sommer stärker als im Winter.
    »Schweine!« zischte Roxie, »verdammte Schweine.«
    »He, meinst du mich, Mutter?« Aus dem Halbdunkel löste sich die Gestalt eines sehr kräftigen jungen Farbigen. Er trug nur ein schmuddeliges Unterhemd und glänzende Boxershorts. Seine breiten Füße steckten in Bastschuhen, die an den Seiten gerissen waren.
    Zwischen seinen Lippen qualmte ein Zigarettenstummel, den er sichtlich aus der Gosse geholt hatte.
    »Hast du es getan?« fragte sie lauernd.
    »Sehe ich so aus, Mutter?«
    »Ja, wasch dich mal.«
    Er lachte kichernd. »Wo denn, Mutter?«
    »Draußen, am Hydranten.«
    »Ach, hör auf.« Er drehte sich um und schwankte davon. Der junge Mann hatte getrunken, typisch für diesen Teil des Blocks, aber auch für den anderen, denn dort hockten die Bewohner, die heimlich den Whisky in sich hineinschütteten, wenn niemand hinschaute.
    »Es ist alles zum Kotzen!« flüsterte die Frau mit dem Zweiten Gesicht. »Einfach alles. Aber das Jüngste Gericht wird über sie kommen und ihre Welt zerstören.« Bei diesen Worten verzogen sich ihre Lippen in die Breite, und die Augen leuchteten wissend.
    Sie wirkte müde, als sie die alten Stufen hochstieg. Fünf Stockwerke besaß das Haus, jedes war so vergammelt wie die äußere Fassade. Beschmierte Wände, stinkend, dreckig. Wenn Lampen an den Decken hingen, so funktionierten sie meist nicht. In der Nacht mußte man sich vortasten oder eine Taschenlampe mitnehmen.
    In der vierten Etage flog plötzlich eine Tür auf. Eine Frau torkelte aus der Wohnung. Sie war noch jung und wohnte da oben mit zwei Kerlen, die sie auf den Strich schickten. An Times Square sollte sie Touristen anhauen und Geld machen.
    »Geh schon, hau endlich ab!«
    »Scheiße!« brüllte das Mädchen. »Ich will nicht! Ich habe es satt. Es kotzt mich an!«
    »Das werde ich dir zeigen, Schlange.« In der Tür erschien ein Weißer mit bleichen Haaren und verschwitztem Gesicht.
    Das Mädchen klammerte sich an Roxie fest. »Hilf mir, verdammt! Tritt diesem Kerl in die…«
    »Schon gut, Curry, schon gut.« Roxie schob die Kleine hinter sich und stellte sich breitbeinig hin. »Laß sie in Ruhe, Stinker! Laß sie, verdammt noch mal, in Ruhe!«
    Der Mann bekam schmale Augen. Hinter ihm in der Wohnung lief die Glotze überlaut. In das Geräusch hinein brüllte eine Männerstimme. »Komm wieder, hier geht es rund.«
    Schweigend drehte sich der Typ um und verschwand. Die Tür hämmerte er laut hinter sich zu.
    Curry strich über ihre Wange. Das Mädchen war neunzehn, sah aber älter aus. »Dieser Hund, geschlagen hat er mich.«
    Roxies Augen bekamen einen mitleidigen Ausdruck. »Warum haust du nicht ab, Kind?«
    Curry kiekste, als sie lachte. »Abhauen? Wohin denn, zum Teufel? Wohin soll ich gehen?«
    Roxie nickte. »Ja, du hast recht – wohin? Wer einmal hier lebt, der klebt. Eine Chance nur, Curry, eine kleine Chance, dann haben wir es hinter uns. Wir alle.«
    »Die kommt doch nie.« Das Mädchen strich seine curryfarbenen gefärbten Zopfhaare zurück. Deshalb auch ihr Name.
    »Man kann nie wissen, Kleine, man kann nie wissen. Vielleicht klappt es

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