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0583 - Schädeltanz am Hudson

0583 - Schädeltanz am Hudson

Titel: 0583 - Schädeltanz am Hudson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Anfang sein würde.
    Wehret den Anfängen, heißt es. Nach diesem Motto gingen wir und hatten uns mit Roxie in Verbindung gesetzt.
    Nun standen wir beide auf dem Dach und warteten. Die Frau sah, wie ich auf meine Uhr schaute und mußte lachen. »Nein, John, man kann sie nicht locken, es gibt auch keine bestimmte Zeit, wenn sie erscheinen. Sie sind plötzlich da, als hätte man sie gerufen.«
    »Werden sie denn gerufen?«
    Sie hob die Schultern. »Das ist eine Frage. Ich glaube schon, daß man sie lockt.«
    »Und wer könnte das tun?«
    Roxie legte die Stirn in Falten. »Schamanenzauber, Voodoo. Ich weiß nicht, wo sich der Herr der Schädel aufhält. Das kann überall in der Stadt sein.«
    Wind spielte mit meinen Haaren, die ich zurückstrich. »Ich weiß nicht, Roxie, aber ich habe eher das Gefühl, daß sich alles auf diesen Block konzentriert.«
    »Das ist schon möglich.«
    »Kennst du jeden, der hier wohnt?«
    »Nein, überhaupt nicht. Mich kennen viele. Okay, ich habe sie irgendwie schon alle gesehen, glaube ich, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß der Schamane im Block sitzt.«
    »Vielleicht im neuen Teil.« Ich deutete mit der Rechten in die entsprechende Richtung.
    »Da leben kaum Farbige. Und wenn, werden sie von uns geschnitten, weil sie dort nicht hingehören.«
    »Ich behalte die Möglichkeit jedenfalls im Auge«, erklärte ich. »Da hätte er eine gute Deckung.«
    »Kann sein.«
    »Du magst die Schädel nicht, wie?«
    Roxie blickte mir aus ihren großen Augen ins Gesicht. »Wer mag schon den Mord, den Tod? Ich lebe beschissen, John, verdammt beschissen sogar, aber ich hänge an diesem beschissenen Leben und möchte nicht, daß es gelöscht wird.«
    »Wer tut das nicht?« erwiderte ich lächelnd.
    Sie nickte gegen den Himmel. »Schau ihn dir an, John. Sieh dir seine herrlich blaue Fläche an. Er ist nicht ruhig. Irgendwo schimmern immer Lichter. Ob in der Nähe oder hoch über uns. Lichter sind da. Sie sehen aus, als würden sie aus den Schluchten hervorsteigen, um irgendwo in der Unendlichkeit zu explodieren. Ich bin der Meinung, daß es auch Seelen sind. Jede Seele ist ein Licht.« Sie lachte plötzlich.
    »Das ist dir zu hoch, oder willst du nicht begreifen?«
    Ich hob die Schultern. »Sagen wir so ähnlich.«
    »Du mußt es wissen.«
    »Ich warte auf die Schädel. Kann man sie sehen? Sind sie auch mit einem Licht gefüllt, dessen Reflexe aus ihren Augen leuchten, oder muß ich das anders sehen?«
    »Wahrscheinlich anders.«
    »Und wie?«
    »Magisch. Sie leuchten, aber sie bringen kein Licht. Höchstens das des Todes und…« Urplötzlich sprach sie nicht mehr weiter. Ich hatte den gespannten Ausdruck auf ihrem Gesicht gesehen. Sehr langsam hob sie einen Arm an und wies über die Brüstung hinweg. Hier oben war es relativ ruhig. Der Verkehrslärm drang nur als dumpfes Brausen aus den Straßenschluchten.
    »Sie sind da.« flüsterte Roxie.
    »Wo?«
    »Du kannst sie nicht sehen, John, nur spüren. Ich spüre sie. Nimmst du sie nicht wahr?«
    Ich hob die Schultern und holte gleichzeitig mein Silberkreuz hervor, das ich vor meine Brust hängte. Selbst in der Dunkelheit gab es ein mattes Leuchten ab. Es war wieder voll in Ordnung, ich hatte mir die Zeichen in seiner Mitte zurückgeholt.
    Roxie starrte das Kreuz an. »Mann«, sagte sie, »was ist das? Schützt es dich?«
    »Ich glaube es.«
    »Das ist ja Wahnsinn«, sagte sie leise. »Einfach unglaublich. So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen.«
    »Es ist sehr alt.«
    »Biblisch?«
    »Ja«, erwiderte ich mit großem Ernst, und sie nahm mir die Antwort auch widerspruchslos ab.
    »Abe Douglas hat mir erklärt, daß du etwas Besonderes bist, ein Geisterjäger. Ich habe es kaum glauben können, doch jetzt weiß ich es. Mann, da wird es noch rundgehen.«
    Ich ließ sie reden und konzentrierte mich auf den dunklen Himmel. Wenn ein Angriff erfolgte, dann sicherlich aus dieser dicken, tintigen Bläue hervor.
    Ich hoffte natürlich, daß sich die Schädel zeigen würden und wir keinem Phantom hinterher rannten.
    Noch lag der Himmel in seiner unendlichen Weite vor uns. Er besaß weder einen Anfang noch ein Ende. Er schien schon immer dagewesen zu sein. Er war weder meß- noch erfaßbar, ich sah ihn einfach als ein Phänomen an.
    Über dem Hudson blinkten Lichter. Weiß, auch farbig, sie wechselten sich quasi ab.
    Waren das die Schädel?
    Ich wollte mich bei Roxie erkundigen, als sie mir bereits die Antwort gab. »Über dem Wasser, John«, flüsterte sie.

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