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0583 - Schädeltanz am Hudson

0583 - Schädeltanz am Hudson

Titel: 0583 - Schädeltanz am Hudson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihm in das Haus gegangen, das Bill sehen konnte, wenn er schräg durch die Windschutzscheibe schaute.
    Er parkte auf der rechten Seite und hatte einiges von dieser Straße und dem Block gesehen.
    Drei Schlägereien hatte es gegeben, einmal war ein Messer im Spiel gewesen.
    Bill hatte nicht eingegriffen, das taten die Cops, die urplötzlich auftauchten. Sie hatten die Schlägereien auf ihre Art und Weise geschlichtet.
    Der Block zeigte sich hier von seiner miesen Seite. Bill hatte auch das Mittelstück der Straße gesehen, mit all seinen prächtigen und renovierten Altbauten. Überall sah man hohe Hauseingänge, wie sie früher üblich gewesen waren. Dort ließ es sich leben. Wo Bill stand, waren keine Häuser mehr, sondern Löcher. Wenn Haustüren vorhanden waren, sahen diese nach Sperrmüll aus. Metall, quergenagelte Bretter und anderes bildete keinen guten Schutz.
    Wer wollte, trat die Tür kurzerhand ein, so einfach war das. Das Wort Fassade für die Wände zu benutzen, wäre Perlen vor die Säue geworfen. Als so etwas ließen sie sich nun wirklich nicht bezeichnen. Es gab keine Stelle, wo der alte Putz nicht abgeblättert war und die nackten schmutzigen Ziegel zum Vorschein gekommen waren.
    Dunkle Farben überwogen. Man konnte sie auch unter einen Hut bekommen, indem man das Ganze als klebrigen Schmutz bezeichnete.
    In all diesen Häusern und Wohnungen lebten Menschen. Nein, sie vegetierten zumeist dahin. Sie hockten in Buden, die im Sommer heiß, stickig und verlaust waren, im Winter zu kalt, aber trotzdem verlaust blieben. Das Ungeziefer fand hier einen hervorragenden Nährboden.
    Bill beobachtete nur.
    Die Anmache hatte aufgehört. Vor wenigen Minuten hatte es noch einer auf eine »originelle« Art und Weise versucht. Ein alter Mann war mit einem prall gefüllten Müllbeutel aus dem schmalen Hauseingang gekommen. Er hatte das Zeug erst über Bills Wagen kippen wollen, sich dann aber entschieden, die Tüte über einem schon vorhandenen Müllhaufen zu leeren, der einen Kellerschacht verdeckte.
    Bill zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch durch das halb geöffnete Fenster in die kühle Brise hinein. Das Licht der Sonne hatte sich zurückgezogen, auch die oberen Drittel der Häuser wurden nicht mehr rot angemalt. Die Dämmerung senkte sich über die gewaltige Stadt. Lichter blinkten. Nicht alle Wohnungen besaßen Strom. Hinter vielen Fenstern zuckte Kerzenlicht auf und schuf ein Wechselspiel aus Licht und Schatten.
    Kein Fenster war geschlossen. Die Lärmkulisse, die über Gehsteig und Straße wehte, gehörte einfach dazu. Sie hatte sich nur verändert, wie auch das Programm der zahlreichen New Yorker Sender.
    Hier war nichts von der Eleganz einer City of Manhattan zu sehen.
    Kein Modedesigner stellte in dieser Straße aus, kein Juwelier ließ die ausgestellten Schmuckstücke funkeln, und hier dachte man nicht einmal an den eleganten Trump Tower in der Fifth Avenue, der in seinem atriumähnlichen Unterteil mit Boutiquen und Restaurants vollgestopft war. Das hier war das New York der Unterprivilegierten, der Subkultur.
    Trotzdem drückte Bill seine Zigarette im Ascher aus und leerte mit einem letzten Schluck die Flasche. Dann beugte er sich vor und schaute zu dem Haus hin, in dem sein Freund John Sinclair eine Frau namens Roxie Chica treffen wollte. Angeblich wußte sie mehr über die Mordserie, die manche den fliegenden Totenköpfen zuschrieben.
    Irgendwo fielen Schüsse. So echt, daß Bill Conolly erschrak und erst später darauf kam, daß die Geräusche aus einem der laufenden Fernseher drangen.
    Jemand erschien in der Haustür. Aus einem Fenster fiel Licht, es streifte die Gestalt.
    Bill erkannte, daß es sich um ein Mädchen handelte. Der aufreizenden Kleidung nach mußte die Kleine auf den Strich gehen. Sie blieb nahe der Haustür stehen und zündete sich eine Zigarette an.
    Billige Netzstrümpfe umhüllten die Beine. Helle Schenkel schimmerten durch, besonders dort, wo die Strümpfe kürzer als der Rock waren.
    Bill sah, daß die Kleine sich drehte und zur Haustür hinschaute, wobei sie anfing zu schimpfen. Sie besaß curryfarbenes Haar, damit fiel sie selbst in New York auf, zudem waren die Haare zu zahlreichen Strähnen geflochten und baumelten wie Schmuck um ihren Kopf.
    Ihr Kleid, mehr als ein billiges Fähnchen, zeigte Knitterfalten. Fast stolz warf die Kleine den Kopf in den Nacken und stakste auf ihren hohen Stöckelschuhen über den Gehsteig, der an zahlreichen Stellen aufgerissen

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