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0583 - Schädeltanz am Hudson

0583 - Schädeltanz am Hudson

Titel: 0583 - Schädeltanz am Hudson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Sie müssen über dem Wasser sein.«
    »Siehst du sie denn?«
    »Noch nicht, ich spüre sie nur. Verlaß dich auf das, was ich sage. Ich kann es fühlen, es nachvollziehen, wenn sie anfliegen, um ihre Opfer zu suchen.«
    »Weshalb sollten wir die Opfer sein?«
    »Das weiß ich nicht. Denk aber daran, daß die Morde in dieser Umgebung passiert sind. Da waren die Cops in Rage, bis sie den Befehl bekamen, sich nicht weiter darum zu kümmern. Sie zogen ab, wir hatten wieder unsere Ruhe.«
    Über dem dunklen Wasser, dessen Wellen an bestimmten Plätzen mit Schaumkronen versehen waren, tat sich etwas. Zunächst dachte ich an einen gelblichen Scheinwerferstrahl, dessen Kegel auseinanderplatzte, bis dieser Strahl eine gewisse Form annahm und zu einer regelrechten Kette wurde, die in einem Halbrund näherschwebte.
    Roxie war aufgeregt. »John, da sind sie. Ja, das sind die Schädel. Sie kommen, wir haben Glück?«
    Das letzte Wort hatte sie als Frage gestellt, und ich enthielt mich einer Antwort.
    Die Kette schwang näher. Zwar konnte ich keine Einzelheiten erkennen, doch die Form dieser Lichterreihe war nicht mit der eines normalen Lichts zu vergleichen. Da hatte sich etwas getan, da schien die Helligkeit aus der Finsternis direkt zu kommen.
    Auch veränderten die gelblichen Lichtflecken ihre Form. Das Halbrund verschwand. Sie flogen so, daß sie eine geometrische Figur bilden konnten.
    Ein großes Viereck entstand, fast schon ein Quadrat, so exakt flogen sie herbei.
    Roxie nickte heftig. Sie krallte ihre Finger in meinen rechten Arm.
    Den Druck spürte ich durch den Stoff der Jacke. »Oh, John, das gibt Ärger. Hast du mal nachgezählt?«
    »Nein.«
    »Das sind bestimmt mehr als zwanzig. Wer soll die denn noch stoppen können?«
    »Vielleicht wir.«
    Sie lachte gurrend. »Du bist gut, Junge, aber ich freue mich, daß du so bist.«
    Danach schwieg sie. Das war mir auch lieb, so konnte ich die Schädel beobachten, ohne abgelenkt zu werden. Sie schwebten heran wie ein großes, viereckiges Tuch, das im Innern von einer dunkelblauen Decke ausgefüllt worden war.
    Sie blieben ungefähr auf einer Höhe, bewegten sich aber trotzdem schaukelnd, als würden sie von irgendwelchen Wellen getragen, die aus der Dunkelheit geboren waren.
    Ein Vorgang, der mich schockte, aber auch faszinierte. Wir hatten beide die Köpfe in den Nacken gelegt und mußten den Blickwinkel nun ändern, weil sich die Schädel fast schon über uns auf dem Dach des Hauses befanden.
    Die Schädel hatten es auf uns abgesehen.
    Roxie schlug ein Kreuzzeichen. Sie bewegte die Lippen und sprach lautlos, jedenfalls hörte ich nichts, zudem beobachtete ich die Schädel.
    Wie von einem Teppich getragen, schwangen sie über uns, lauerten, warteten ab – und griffen an.
    Das geschah im Bruchteil einer Sekunde. Die gesamte Formation platzte auseinander, nur zerplatzte sie nicht. Die gelb leuchtenden Totenköpfe jagten in verschiedenen Richtungen davon, fielen in die Straßenschluchten hinein, doch nicht alle.
    Einige von ihnen drehten eine Kurve und jagten in spitzen Winkeln und blitzschnell auf uns zu…
    ***
    Der Wagen war ein alter Mercury, und die Klimaanlage funktionierte nicht. Das war egal, denn im Stand lief sie sowieso nicht. Der Mann, der leicht zusammengesunken hinter dem Lenkrad hockte, parkte den Wagen bereits seit über zwei Stunden in der Lücke und hatte es aufgegeben, über sein Schicksal zu fluchen.
    Dieser aufgewühlte Zustand war dem der Apathie gewichen, obwohl die Wachsamkeit nicht nachließ, denn oft genug wurde Bill Conolly regelrecht aufgerüttelt.
    Da gab es Typen, die wohl etwas gegen fahrbare Untersätze hatten, denn mehr als einmal traten Turnschuhe oder Stiefel gegen das dunkelgraue Blech des Mercury und hinterließen einige Beulen. Zu Beginn hatte sich der Reporter darüber aufgeregt, später nahm er es als Kismet – Schicksal – hin.
    Hin und wieder griff er zur Dose mit Wasser und nahm einen Schluck. Die Brühe war auch warm geworden, überhaupt war es im Innern des Mercury zu stickig.
    Das änderte sich erst, als das Licht des Tages von der Dunkelheit abgelöst wurde. Da kam Wind auf, der etwas Kühlung brachte, denn der vergangene Tag hatte das Thermometer bis fast auf Grad Celsius ansteigen lassen. Auch für New York, das auf dem gleichen Breitengrad liegt wie Neapel, war es unnatürlich heiß gewesen.
    Bill hatte ebenfalls geschwitzt und seinen Freund John Sinclair verflucht, der ihm diesen Job eingebrockt hatte. Lieber wäre er mit

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