0584 - Vampir-Katzen
treffen, die Schultern, deshalb war es besser, wenn Suko sprach.
»Der Stein befindet sich bei John Sinclair!« flüsterte er. »Jetzt weißt du alles.«
»Trägt er ihn bei sich?«
»Das kann sein.«
»Sag die Wahrheit.«
»Zumindest befindet er sich in seiner Wohnung.«
»Gut.« Mallmann nickte. »So habe ich mir das gedacht. Ich werde jetzt die Katzen zu ihm hochschicken. Sie wissen, wo sie ihn finden können. In einem Haus wie diesem gibt es zahlreiche Schlupflöcher und Aufstiege, von denen du nichts weißt.«
»Und woher soll John Sinclair wissen, daß er ihnen den Blutstein zu geben hat?«
»Ganz einfach, Suko. Du wirst es ihm sagen. Du rufst ihn an und gibst ihm Bescheid.«
»Von der Zelle aus?«
»Bestimmt nicht. Ruf ihn von deinem Wagen aus an. Ein schönes Auto, wirklich. Schade, ich habe nicht viel von meinem neuen Fahrzeug gehabt. Aber das ist vorbei.«
Suko hob die Schultern. »Was aber ist, wenn er sich nicht meldet? Wenn er nicht in seiner Wohnung ist?«
»Dann versuchst du es noch einmal. Er wird dort sein, glaube mir.«
»Hast du das auch in die Wege geleitet?«
»Fast.«
»Kompliment.«
Mallmann lachte. »Ja, ich habe mein früheres Leben zwar abgehakt, es jedoch nicht vergessen. Die Erinnerung und das Wissen sind geblieben. Wo ich jetzt darüber nachdenke, fällt mir auf, wieviel ich eigentlich gelernt und noch nicht vergessen habe. Ich bin meiner ersten Existenz dankbar, auch wenn sie sich natürlich mit der zweiten nicht vergleichen läßt. Wichtig ist, daß ich davon profitieren kann.«
Auf dem BMW-Dach hinter Suko bewegten sich die Katzen. Sie strichen mit den Schwänzen über seine Nackenhaare, als sie sich drehten und ihren Platz verließen.
»Ruf ihn an!« flüsterte Mallmann in Sukos Nacken. »Und denk immer daran, daß eine Kugel aus meiner Waffe schneller ist. Keine unvorsichtige Bewegung. Kein Griff nach deinem Stab.«
»Ist schon okay.« Suko drehte sich auf der Stelle und tauchte in den BMW.
Er spürte den harten Druck der Mündung an seinem Rücken, als er den Hörer abhob und die Nummer seines Freundes wählte. Dabei fragte er sich, wie das noch enden sollte…
***
Im Lift lud ich die Beretta nach. Ich wußte nicht, wie viele Katzen noch auf mich lauerten, jedenfalls wollte ich gewappnet sein und vor allen Dingen nicht mit Kugeln sparen.
Ich war schon verflixt oft mit dem Aufzug gefahren. Heute kam ich mir irgendwie eingeschlossen vor und hatte auch das Gefühl, als würden mich zahlreiche Katzenaugen belauern, mich aus irgendwelchen Winkeln anstarren und hinter der Wandverkleidung hocken.
Davon stimmte nichts. Das Gefühl war auch vorbei, als der Lift in der zehnten Etage stoppte, sich die Türen öffneten und ich einen erschreckten Laut vernahm, denn zwei Hausbewohner wollten einsteigen und nach unten fahren.
Sie kannten mich natürlich und zogen auch sehr schnell die richtigen Schlüsse.
»Was ist mit diesem Haus los, Mr. Sinclair? Ist es wieder Ihre Schuld, daß…?«
Ich stieg aus und lächelte. »Sehen Sie etwas, Madam?«
»Nein, nein, aber man hört Gerüchte. Ich wurde angerufen. Mrs. Tenbroke soll tot sein.«
»Das stimmt.«
»Dann stimmt es auch, daß sie sich aus dem Fenster in die Tiefe gestürzt hat?«
»Vielleicht. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen. Eines noch, Ladies. Es ist vielleicht besser, wenn Sie das Haus für die nächsten Stunden verlassen.«
»Das hatten wir sowieso vor«, erklärte die zweite Person spitz.
»Wir denken sogar über eine Kündigung nach.«
»Um so besser für Sie.«
»Wie meinen Sie das denn?«
»Wie ich es sagte, Ladies.«
Ich ging an ihnen vorbei und wartete, bis der Lift nach unten fuhr.
Erst dann schaute ich mich um.
Auf dem langen Flur waren keine Katzen zu sehen. Wenn ich ehrlich sein sollte, hatte ich damit auch nicht gerechnet. Die Tiere hatten ihren ersten Erfolg verbucht, sie würden sich jetzt den anderen Plänen fügen wollen.
Mallmann steckte dahinter, das war mir klar. Nur wußte ich nicht, was er genau damit bezweckte, wenn er die Katzen schickte und sie durch dieses Haus laufen ließ.
Okay, ich lebte dort. Um mich aus dem Weg zu schaffen, hätte es für ihn sicherlich andere Möglichkeiten gegeben. An meiner Wohnung ging ich vorbei, da ich mich zunächst in der der toten Mrs. Tenbroke umschauen wollte.
Die Tür stand noch offen. Auf leisen Sohlen betrat ich den schmalen Flur. Ich war darauf gefaßt, von einer Katze angesprungen zu werden, doch nur kalte Luft wehte mir aus dem
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