0584 - Vampir-Katzen
zerstörten Fenster entgegen. Im Bad und im Schlafzimmer entdeckte ich ebenfalls keine der kleinen Bestien und blieb schließlich vor dem Fenster stehen, um mich hinauszubeugen und in die Tiefe zu schauen.
Die Menschen hatten sich noch nicht verstreut. Einige standen zusammen und diskutierten. Ab und zu schauten sie an der Fassade hoch, ohne mich zu entdecken, da ich mich sehr schnell wieder zurückgezogen hatte.
Das Zimmer kam mir so einsam vor. Der Hauch des Todes lag noch zwischen den Wänden.
Keine Spur von Mallmann, kein Hinweis auf eine der Vampir-Katzen. Die trügerische Ruhe, die mich umgab, gefiel mir immer weniger. Ich glaubte daran, die Bombe in der Hand zu halten, an der sich bereits die brennende Lunte befand.
Es gibt Augenblicke im Leben eines Menschen, da sollte man mit sich selbst ins Gericht gehen. Einen derartigen Moment erlebte ich jetzt, denn ich fragte mich, ob es Sinn hatte, daß ich auch weiterhin in diesem Haus wohnen blieb.
Meine und Sukos Anwesenheit hatte schon des öfteren die Gefahr für Leib und Leben Unschuldiger heraufbeschworen, und dieses gewaltige Risiko konnte ich kaum noch eingehen. Mrs. Tenbroke war das beste Beispiel, auch wenn ich mich direkt an ihrem tragischen Tod nicht schuldig fühlte. Indirekt hatte ich damit zu tun. Die Vorwürfe ließen sich nicht zur Seite wischen. Das ist wohl bei jedem Menschen so, der noch ein Gewissen besitzt. Das haben selbst Mörder.
Ich verließ die leere Wohnung wieder und blieb abermals im Gang stehen. Allmählich kam ich mir schon lächerlich vor. Wahrscheinlich hielten sich die Katzen ganz woanders auf.
Oder auch nicht, denn für einen Will Mallmann waren Suko und ich von großer Wichtigkeit.
Ich mußte nach links gehen, um zu meiner Wohnung zu gelangen.
Bevor ich öffnete, schaute ich mir das Schloß genauer an.
Es gab keinen, der daran manipuliert hätte, der Schlüssel hakte auch nicht, alles lief glatt, dennoch betrat ich sehr mißtrauisch meine eigenen vier Wände.
Im Gegensatz zur Wohnung der toten Mrs. Tenbroke fiel mir hier die Wärme auf. Sie staute sich direkt, denn die Heizungen liefen noch, auch wenn draußen hin und wieder die Sonne schien.
Niemand hatte die Wohnung durchsucht. Alles stand noch an seinem Ort. Ich öffnete sicherheitshalber den schmalen Schrank, in dem ich den Dunklen Gral und den Bumerang aufbewahrte.
Auch dort hatte sich nichts verändert. In einem geheimnisvollen Rot leuchtete die Kugel auf der Öffnung des Kelchs. Würde mir der Gral vielleicht helfen können?
Nein, nicht in diesem Fall. Er besaß einfach keine großen Dimensionen, obwohl er so brandgefährlich war. Oft waren es gerade diese Einzelfälle, die schnell zum Tod führen konnten. Mrs. Tenbroke war das makabre Beispiel.
In meiner Kehle fühlte es sich an wie in der Wüste. Ich holte mir etwas zu trinken, nahm im Sessel Platz und rauchte eine Zigarette.
Dann rief ich im Büro an.
Glenda meldete sich. Sie war nicht in die Mittagspause gegangen.
»Du bist es, John?«
»Hast du einen anderen erwartet?«
»Eigentlich nicht. Wie läuft es?«
»Sieht nicht gut aus.«
»Was?«
»Glenda, das kann ich dir jetzt nicht erklären. Nur soviel, von Suko habe ich bisher nicht eine Haarsträhne gesehen, was mich natürlich wundert.«
»Das kann doch nicht sein!« stieß sie hervor. »Der muß längst bei dir sein, glaub mir.«
»Er ist es aber nicht.«
»Auch nicht in seiner Wohnung?«
»Gute Idee. Da habe ich noch nicht nachgeschaut. Ich werde es aber tun.«
»Ja, bitte. Und gib auf dich acht.«
»Klar, Mädchen.«
Ich hatte kaum den Hörer aufgelegt, als sich der Apparat meldete.
Ich dachte an Glenda, die noch etwas hinzufügen wollte. Ich saß steif da, als ich Sukos optimistisch klingende Stimme hörte.
»Gut, daß ich dich erreiche, John.«
»Zum Teufel, wo steckst du?«
»In der Tiefgarage.«
Mit der Antwort hatte ich nicht gerechnet. »Dann komm hoch, verdammt noch mal!«
»Wenn das mal so einfach wäre, John.«
Es rieselte kalt meinen Rücken hinab. Suko hatte gesprochen, als würde er sich in einer verdammten Klemme befinden, und das stimmte auch, denn im Hintergrund hörte ich das kalte Lachen des Will Mallmann.
»Mallmann ist bei dir!«
»Genau.«
Ich atmete tief durch. »Was will er?«
»Kannst du dir das nicht denken? Er will den Blutstein haben. Du sollst den Blutstein abgeben.«
»Nein!«
»Das habe ich mir gedacht. Ich spüre in meinem Rücken nur einen verdammten Druck. Die Kugeln aus einem
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