0584 - Vampir-Katzen
Fehler machen, nur nicht die Nerven verlieren! Eine falsche Reaktion, und ich hatte zwei Leben auf dem Gewissen.
Da hörte ich das Kratzen!
Vor der Wohnungstür erklang das Geräusch. Pfoten mit ausgestreckten Krallen schleiften über das Holz und versuchten, hineinzuhacken.
Den Geräuschen nach mußten sich mehrere Tiere im Flur aufhalten. Ich bewegte mich durch die Diele, die Kugel hatte ich noch im Wohnraum stehenlassen.
Es war ein ungemein starkes Risiko, das ich mit diesem Plan einging. Wenn die Katzen die Kugel verloren, wenn sie ihnen zerbrach
… daran durfte ich nicht denken und öffnete die Tür.
Ein Spalt reichte. Schon huschten drei Tiere fauchend in meine Wohnung.
Eine Katze fiel mir besonders auf. Sie besaß ein pechschwarzes Fell, das so glänzte, als wäre es mit Öl bestrichen worden. Man sah ihr an, daß sie gut ernährt war.
Ich schloß die Tür nicht ab und folgte den mutierten Tieren in den Wohnraum.
Als hätten sie es geahnt, so hatten sie sich um den Tisch versammelt, auf dem bewegungslos die Kugel lag. Ich wollte sie gerade an mich nehmen, als abermals das Telefon läutete.
Abheben oder nicht?
Ich entschied mich für die erste Alternative. Meinen Namen brauchte ich nicht zu sagen, denn Suko war schneller. Er sprach mit gepreßter Stimme.
»John, bist du noch da?«
»Ja, natürlich.«
»Er wartet nicht mehr lange.«
»Verdammt noch mal. Sag ihm, daß seine Katzen erst vor wenigen Sekunden erschienen sind.«
»Okay. Und wie hast du dich entschieden?«
Ich wich bei der Antwort etwas aus. »Er bekommt schon, was er braucht. Das kannst du ihm melden.«
»Natürlich – gern.« Suko fügte noch ein bitter klingendes Lachen hinzu.
»Suko, ich habe mir genau alles überlegt. Ich weiß hundertprozentig, was ich tue. Er bekommt das verdammte rote Ding. Hast du verstanden? Er bekommt es.«
»Klar!«
Nicht ich unterbrach die Verbindung, sondern Suko oder vielleicht auch Mallmann.
Vor mir hockten die drei Vampir-Katzen mit offenen Mäulern, damit ich auch ihre verdammten Blutzähne genau erkennen konnte.
Das schwarze Tier wurde von einer grauen und einer Katze mit rötlichem Fell eingerahmt. Ich hatte mich für die Mitte entschieden.
Der schwarzen Vampir-Katze wollte ich die Kugel geben.
Mit beiden Händen hob ich sie vom Tisch und bückte mich dem Tier entgegen. Die Kugel war ziemlich groß. Die Katze würde Mühe haben, sie überhaupt festzuhalten.
Konnte es klappen?
Sie schaffte es. Ihre Pfoten drückte sie dermaßen stark auseinander, daß die Kugel dazwischen geklemmt werden konnte. Mir fiel so etwas wie ein schwerer Stein vom Herzen.
Zeit ließen sich die drei kleinen Bestien nicht. Fast auf der Stelle drehten sie sich herum und huschten durch die Diele. Die graue und die rötliche hatten die Führung übernommen, als wollten sie für ihren Artgenossen den Weg absichern.
Ich wartete, bis sie die Wohnung verlassen hatten, und eilte mit langen Schritten hinter ihnen her.
Sie waren nach rechts gelaufen. Mit dem Lift wollten sie nicht fahren, sondern die Nottreppe benutzen. Das gab mir Gelegenheit, den Aufzug zu nehmen, jedenfalls bis zum Erdgeschoß. Den Rest des Weges wollte ich mich anschleichen.
Natürlich mußte ich die Kabine erst hochholen. Die Zeit dabei drängte immer stärker.
Endlich hielt das Ding. Keiner befand sich in der Kabine, als ich die Tür öffnete.
Abwärts.
Ab jetzt lief der Sekundenzeiger. Und er lief verdammt schnell, denn es ging um Menschenleben…
***
Was hatte John Sinclair noch gesagt? Er bekommt das verdammte rote Ding! Er bekommt es!
Diese Sätze wollten Suko einfach nicht aus dem Kopf. Sie spukten in seinem Schädel umher, und er zermarterte sich das Gehirn, was sie wohl bedeuten konnten.
Es war eine Botschaft, das stand fest. Eine verschlüsselte Nachricht, aber welche Tricks hatte sich der Geisterjäger ausgedacht?
Mallmann hatte zum Glück nichts bemerkt. Noch immer drückte er die Mündung des Schnellfeuergewehrs gegen Sukos Rücken, der mit dem Oberkörper in seinen BMW getaucht war.
»Du kannst jetzt hochkommen, Chinese!«
»Ja, ist gut.« Suko schob sich zurück und richtete sich langsam auf.
Dabei vergaß er nicht, die Hände vom Körper abzuspreizen. Mallmann sollte erkennen, daß ihm nicht danach war, einen Überraschungsangriff zu starten.
Der Vampir hinter ihm strich mit der Mündung vom Nacken herab in Richtung des letzten Wirbels. »Weißt du eigentlich, daß mir auch dein Blut schmecken würde?«
»Das kann ich
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