0584 - Vampir-Katzen
sich. »Katzen? Sollen wir entlaufene Katzen einfangen?«
»Nein, das erledige ich schon. Außerdem sind es keine normalen Tiere. Sie haben sich ein wenig verändert, wenn Sie verstehen.«
»Bestimmt nicht, Sir.«
»Wie gesagt, Sie bekommen Bescheid.«
»Ist gut.«
Nicht restlos zufrieden zogen sie wieder davon. Ich blieb in der Halle. Die übrigen Zuschauer trauten sich nicht hinein. Auf mein Zeichen kam Paul herbei. »Sorgen Sie dafür, daß die Leute das Haus bitte nicht betreten.«
»Wenn ich es schaffe.« Er sah bei der Antwort ziemlich unglücklich aus.
»Tun Sie Ihr Bestes, Mann.«
»Und Sie, Mr. Sinclair?«
Ich lächelte knapp. »Ich werde noch einmal hoch in die zehnte Etage fahren, weil ich glaube, daß ich dort das Motiv für all die schrecklichen Vorgänge finde.«
»Aber da… da wohnen Sie doch.«
»Eben, Paul, eben!«
***
Für Suko stand eines fest: Wenn Mallmann gut zielte, machte er aus dem nicht schußsicheren Wagen ein Sieb, durch dessen Löcher bald das Blut des Chinesen sprudeln konnte.
Mallmann hielt sich hinter der offenen Tür auf. Seine Deckung war gut, und Suko sah das Mündungsfeuer vor dem Lauf der Waffe. Er rechnete mit den harten Einschlägen der Geschosse und auch mit Treffern.
Das passierte nicht.
Die Garbe fegte über das Dach des BMW hinweg. Dafür hämmerten die Kugeln irgendwo in eine Säule oder hackten in die Wand der Garage, wo sie als Querschläger wegjaulten und andere Fahrzeuge zeichneten.
Auf einmal war es still.
Suko war nach links gerutscht. Er ließ einige Sekunden verstreichen. Den linken Arm hatte er ausgestreckt, um die Beifahrertür zu öffnen. Er zog die Beine an. Es gab nur die Chance, den Wagen so schnell wie möglich zu verlassen.
Er öffnete die Tür, hörte das Fauchen, griff zu seiner Beretta und sah Will Mallmann vor sich.
Er hatte vorausgesehen, was der Inspektor wollte und ihm den Weg abgeschnitten.
Mit der linken Hand zog er den Wagenschlag bis zum Anschlag auf. In der rechten hielt er das Schnellfeuergewehr mit dem kurzen Lauf. Eine lässige Haltung, von der sich Suko nicht täuschen ließ, denn er wußte, wie gut Mallmann damit umgehen konnte.
Noch lag der Inspektor auf dem Bauch. Um seinen Gegner sehen zu können, mußte er den Kopf drehen und etwas in die Höhe schielen.
Er schielte am Lauf der Waffe vorbei, sah den dunklen Mantel, der hochgeschlossen war und aus dessen Kragen der Hals des Blutsaugers hervorstach.
Der Hals verbreiterte sich zu einem Kopf mit schwarzen, etwas schütteren, glatt zurückgekämmten Haaren und einem sehr bleichen Gesicht mit Kohleaugen und eingefallenen Wangen.
Mallmann gehörte zu den Blutsaugern, die auch tagsüber existieren konnten, geschwächt zwar, aber noch immer brandgefährlich.
Das natürliche Lippenrot eines Menschen war verschwunden. Bei Mallmann sahen sie aus wie zwei rissige, blasse Gummistücke. Als er sie auseinanderzog und lächelte, konnte Suko die beiden Vampirzähne erkennen, die Mallmann so gefährlich machten.
»Eine wirklich tolle Lage, Suko. Ich brauchte nur abzudrücken, dann zerbläst dir die Garbe den Kopf.«
»Tue es!«
»Vielleicht.«
»Was hindert dich noch?«
»Meine Pläne.«
»Aha. Wie sehen die aus?«
»Steig aus, Chinese. Steig vorsichtig aus. Du weißt, daß eine Kugel immer schneller ist als deine Hand, wenn sie nach dem Stab greift. Zuckt es dir nicht schon in den Fingern?«
»Stimmt fast, Mallmann. Es zuckt mir in den Fäusten, um dir die verdammten Vampirhauer aus dem Maul zu schlagen. Das ist es, was mir Freude bereiten würde.«
»Dazu kommst du nicht.« Er ging einen kleinen Schritt zurück.
»Wie gesagt, steig aus. Keine Dummheiten, Suko.«
»Geht schon klar.« Suko schob sich aus dem Wagen. Er hörte das leise Tappen der Pfoten und auch das Kratzen ihrer Krallen auf dem Lack des BMW.
Sie hockten zu dritt auf dem Dach. Suko sah sie aus den Augenwinkeln. Ihre Augen funkelten, und es gefiel ihm nicht, daß sie sich in seinem Rücken befanden.
Vor ihm stand Mallmann. In einer für ihn verdammt günstigen Distanz. Da konnte Suko schnell sein wie der Blitz, die Kugeln würden ihn trotzdem erwischen und töten.
»Weißt du, daß ich darauf lange gewartet habe?«
Suko nickte. »Das kann ich mir vorstellen. Auch ich habe mich auf ein Treffen mit dir gefreut. Allerdings unter anderen Umständen, das gebe ich gern zu.«
»Kann ich mir denken.«
Es war Sukos Art, daß er selbst in dieser Situation zuerst an andere Menschen dachte als an sich
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