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059 - Blutige Küsse

059 - Blutige Küsse

Titel: 059 - Blutige Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Reaktion ausgelöst haben. Er musste den Vampir pfählen, dann hatte Demur vielleicht noch eine Chance.
    Dorian stemmte sich mit aller Kraft gegen den überschweren Deckel. Er versuchte ihn hochzuwuchten, doch seine Kräfte reichten nicht aus. Als er ein ersticktes Gurgeln hörte, fuhr er herum und suchte nach Demur.
    Der junge Dämon schien sich in einen Baum verwandelt zu haben, war zumindest Teil einer riesigen Pflanze geworden. Eine lianenartige Ranke, die fingerdick war, hatte sich wie eine tödliche Schlinge um seinen Hals gelegt.
    Sekunden später war bereits alles vorüber. Demur rutschte im Zeitlupentempo zu Boden und wurde von den schmatzenden und saugenden Ranken völlig zugedeckt.

    Dorian brauchte lange Zeit, bis er sich endlich von seinem Schock erholt hatte. Immer wieder auf jene Stelle starrend, wo Demur liegen musste, schob er sich um den Steintrog herum und belauerte die Pflanzen in der Gruft. Jeden Moment konnten sie ihn im wahrsten Sinne des Wortes anfallen.
    Er hatte den Trog hinter sich gelassen und sah verlangend und misstrauisch zugleich zur Wendeltreppe hinüber. Zu seiner grenzenlosen Überraschung aber teilten sich plötzlich die üppigen, fleischigen Ranken und gaben ihm den Weg frei. Sie schienen an ihm nicht interessiert zu sein.
    Nur zögernd schob Dorian sich durch den Vorhang, eilte dann aber wie gehetzt die Stufen hinauf und rannte durch den langen, sehr düsteren Gang, bis er endlich den Raum neben dem Labor des Count of Alkahest erreicht hatte. Hier blieb er einen kurzen Augenblick lang stehen und schnappte nach Luft. Gleichzeitig horchte er nach unten. Von den mörderischen Pflanzen war nichts mehr zu hören.
    Als er sich umdrehte, um zur ehemaligen Schlossküche zu gehen, blieb er wie angewurzelt stehen. Eine eisige Hand fasste nach seinem Herzen. Vor ihm stand – groß, hager und drohend – der Count of Alkahest!
    »Komm!«, sagte er und schwang seinen weiten, fleckigen Umhang über die linke Schulter.
    Dorian war fassungslos. Mit dem Erscheinen des Vampirs hatte er nicht gerechnet. Willenlos folgte er dem Count of Alkahest ins Labor. Sein Ich, vor kurzer Zeit noch aktiviert, war wieder ausgeschaltet. Dorian stand im Bann des Vampirs. Die Zauberdroge in seinem Blut hatte erneut ihre Herrschaft angetreten.
    »Sie haben Demur umgebracht?«, stellte er mit stockender Stimme fest, nachdem er in der Hexenküche des Vampirs war.
    »Es waren die Pflanzen«, sagte der Vampir und lächelte dünn und maliziös. »Zwischen ihnen und mir besteht eine magische Verbindung.«
    »Warum haben Sie mich nicht auch umbringen lassen?«
    »Ich brauche einen neuen Sekretär«, erwiderte der Count of Alkahest und deutete auf den von der Höllentinktur zerfressenen Steinboden.
    »Nein, nein!«, widersprach Dorian und hob abwehrend die Arme.
    Er wusste nur zu gut, was das bedeutete; er sollte in Zukunft für diesen Vampir die Opfer besorgen.
    »Wer braucht denn Theriak?«, erkundigte sich der Graf spöttisch.
    »Natürlich.« Dorian senkte den Kopf.
    »Bediene dich, Dorian Hunter!«, forderte der Vampir ihn auf und zeigte auf den langen Wandtisch. »Dort steht genug davon herum.«
    »Theriak?«
    »So viel du willst.«
    Dorian wollte es nicht glauben. Eine Woge der Gier überschwemmte ihn. Er ging hastig zu dem langen Wandtisch, hob einen Glaskolben aus einem Dreibein und hielt ihn dem Count fragend hin.
    »Trink, Dorian Hunter!«, sagte der Graf gelassen. »Trink dich satt! Ich werde gleich wieder zurück sein. Ich fühle mich etwas geschwächt.«
    Dorian setzte den Glaskolben bedenkenlos an die Lippen und trank einen Schluck. Flüssiges Blei schien gleich darauf durch seine Adern zu strömen. Er fühlte sich frei und glücklich. In seinem Hirn explodierten wieder feurige Sonnen, in seinen Ohren dröhnte eine übermächtige Musik. Dorian, dem Theriak mehr denn je verfallen, nahm noch einen Schluck. Diesmal trank er bewusster, genoss er das Feuer. Dann setzte er den Glaskolben zurück auf das Dreibein. Er hatte sich bereits mit dem Gedanken vertraut gemacht, in Zukunft als der Sekretär des Grafen zu fungieren. Theriak, wann immer er es wünschte. Ein hinreißenderes Leben konnte er sich einfach nicht vorstellen. Für ihn würde es nie wieder Probleme geben.
    Eifrig – um für seinen neuen Herrn dienstbereit zu sein – verließ er, der nur noch eine traurige Parodie des früheren Dorian Hunter war, die Alchemistenküche. Er betrat die frühere Schlossküche und senkte ergeben den Kopf, als der Count

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