059 - Homunkula, Luzifers Tochter
Weg.
Sie streiften
das Dach des Bentley und des Maserati.
Dann kam eine
Wegbiegung mit einem Schild.
Darauf stand:
„Privatgrundstück. Betreten verboten. Vorsicht! Bissige Hunde!“
Dahinter auf
einer etwas verwilderten , ungepflegten Lichtung ein
dunkles Haus. Fast schwarz.
Im ersten
Moment erschrak Morley. Er hatte nie zuvor ein so dunkles Haus gesehen. Er
kannte die pompösen Bauten Londons. Sie waren geschwärzt von den Abgasen der
Dieselmotoren. Da wirkten die Häuser manchmal schon düster. Aber der Anblick
dieses schwarzen Hauses traf einen wie ein körperlicher Hieb. Es sah unheimlich
und gespenstisch aus. In weißer Farbe angestrichen hätte es einen fröhlichen,
heiteren Fleck in dieser kargen Landschaft abgegeben. Aber so ...
Morley
bremste und hielt in unmittelbarer Nähe der dichten Bäume und des
Hinweisschildes. Seine Blicke verfolgten den Bentley weiterhin, der direkt vor
dem Eingang des düsteren Hauses stoppte.
Die
attraktive junge Frau verließ den Bentley, hielt einen Moment inne und starrte
in die Richtung des parkenden Wagens, wandte sich dann ab und stieg die
ausgetretenen Sandsteinstufen empor. Sie bewegte sich graziös und elegant, wie
Morley es nur selten bei einer Frau gesehen hatte.
Die Tür wurde
geöffnet. Der Schatten des livrierten Butlers war mehr zu ahnen als zu sehen.
Die Fremde trat ein, und das schwere Tor verschloß sich hinter ihr. Wie ein
verlorenes Relikt aus einer falschen Welt stand der silbergraue neue Bentley
vor dem Eingang dieses alten Hauses.
„Schwarze
Steine“, murmelte Morley, und er schüttelte den Kopf. „Wer wohl auf die Idee
gekommen sein mag? Sie sind nicht mal angestrichen scheint mir. Es sind . Findlinge, und jeder einzelne sieht so aus, als wäre
er einem höllischen Feuer ausgesetzt gewesen.“
Er wartete
noch drei Minuten, dann stieß er langsam zurück. Er wußte, wo die
geheimnisvolle Fremde wohnte, und er würde daraus die Konsequenzen ziehen.
Jetzt wollte
er erst nach Exeter zurückfahren, um die Geschäfte zum Abschluß zu bringen. Am
Abend würde er dann weitersehen.
●
Chappel war
ein Gentleman der feinen Art. Ein Engländer vom Scheitel bis zur Sohle. Als
Morley eintraf, waren die Vorgespräche bereits über die Bühne gegangen. Brouk,
der in alle Einzelheiten eingeweiht war, hätte die Verhandlungen allein zum
Abschluß führen können. Aber es lag nun mal in der Natur der Sache, daß der
Chef das letzte Wort sprach.
Es gab nicht
mehr viel Probleme . Nach einer Stunde war man so weit,
daß Morley, Brouk und Chappel die Diskothek besichtigten, die im rohen Zustand
noch einen ziemlich heruntergekommenen Eindruck machte.
Der Form
halber gab Morley Chappel noch ein paar Tips. Dann verabschiedete man sich.
Chappel hatte noch einen wichtigen Termin. Morley und Brouk suchten das beste
Hotel in Exeter auf, um den Lunch einzunehmen. Ehe die Speisen aufgetragen
wurden, erzählte der Millionärssohn, wie es ihm ergangen war und was er
herausgefunden hatte.
Morley
berichtete ausführlich, und er gab Brouk auch zu verstehen, daß er diese Nacht
wohl oder übel allein in Exeter zubringen müsse.
„Miete dir
hier im Hotel ein Zimmer! Spätestens morgen mittag bin ich wieder da.“
Als Morley
diese Worte sagte, winkte Brouk ab. „Das kann man bei dir nicht wissen. Ich
habe schon immer deine schnellen Entscheidungen bewundert, aber deine Spontanität
von heute morgen hat mich fast aus den Schuhen gerissen. Wenn das so
weitergeht, erhalte ich morgen früh von dir ein Telegramm mit dem Hinweis, daß
du auf der Hochzeitsreise bist. Wumm, das wäre der nächste Tiefschlag!“
Bill Morley
lachte. „Warte hier auf mich! Ich will alles über sie herausfinden. Scheint
eine Art Dornröschen zu sein, das ich da entdeckt
habe. Lebt menschenscheu und zurückgezogen mitten im Moor. In einem Haus, wie
es eher in einem Schauerroman denn in Wirklichkeit vorkommt.“
Am späten
Nachmittag verließ Bill Morley abermals Exeter. Brouk hatte sich wie verabredet
im Hotel einquartiert.
Es dämmerte
bereits, als der junge Millionärssohn das abgelegene Grundstück erreichte. Er
parkte seinen Maserati beim Hinweisschild und ging dann zu Fuß über den
steppenartigen Boden. Dorniges Gestrüpp und Unkraut beherrschten das Bild.
Morley
betätigte den alten Türklopfer an dem schweren Holztor.
Während er
wartete, blickte er sich um. Von dem Bentley war keine Spur au sehen.
Bill Morley
wäre brennend daran interessiert gewesen, das ganze Grundstück
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