059 - Homunkula, Luzifers Tochter
seinem Gast auch Feuer. „Sie sagten vorhin etwas von schade. Was
meinten Sie damit? Wir sind ganz davon abgekommen.“
„Ich saß am
Nebentisch“, begann Blacker, während er einen Blick auf den schnarchenden Cohen
warf. „Da bekam ich einiges mit Was er da erzählte, klang zwar verworren - aber
dennoch interessant.“
Franklin
winkte ab. Die beiden Männer verließen das Zimmer, passierten die nach
verbranntem Fett riechende Küche und gelangten von dort aus wieder in den
Gastraum. „Das darf man nicht ernst nehmen.“
„Er redete
von einem neuen Hotel, das es hier in der Nähe geben soll. Was für ein Hotel
ist das?“
„Es hat
keinen guten Ruf. Die Einwohner sehen es als eine Art Absteige für Playboys an.
Unsereiner kann sich dort keinen Drink und erst recht kein vernünftiges Essen
leisten. Das Haus wurde für reiche Leute gebaut. Für Fremde.“
„Eigentlich
erstaunlich. So weit entfernt von der nächsten Großstadt, praktisch mitten im
Moor. Daß ein solches Haus Erfolg haben und sich überhaupt halten kann!“
Franklin
zuckte die Achseln. „Das wundert uns hier alle, Mister Blacker. Aber scheinbar
stimmt die Kasse bei denen. Es sieht ganz so aus, als ob nur Eingeweihte den
Weg nach dort finden. Vielleicht gibt man sich Adresse und Telefonnummern
mündlich weiter. Wer weiß?“
„Da mögen Sie
nicht mal so unrecht haben, Mister Franklin. Gestatten Sie noch eine Frage:
Dieser Cohen hat im Zusammenhang mit diesem Hotel eine Frau erwähnt, die
einmalig sein soll.“ Franklin verdrehte die Augen. Er nahm einen kräftigen Zug
an seiner Zigarette, als müsse er sich erst stärken. Dann gab er Antwort.
„Phantasie! Das ist Cohens Stärke. Delirium tremens, so kann man es unter
Umständen auch bezeichnen. Cohen hat seinen Verstand vertrunken. Man kann ihn
nicht ernst nehmen.“
„Ich weiß
nicht. Irgendwie paßt das, was er da von sich gab zu einer Sache, mit der ich
mich befasse.“
Franklin
starrte sein Gegenüber an. „Ich verstehe Sie nicht, Mister Blacker. Sind Sie
von der Polizei?“
„Nein! Wie
kommen Sie darauf?“
„Nur so.“
Franklin
blies den Zigarettenrauch steil vor seinem Gesicht hoch. Dann fuhr der Wirt
fort: „Sie stellen so merkwürdige Fragen.“
„Ich suche
einen Freund. Er ist mir vorausgereist. Ich weiß, daß er in dieser Gegend
abgestiegen sein muß“, fühlte Blacker sich veranlaßt zu erklären.
Franklin
musterte sein Gegenüber. Blacker machte auf ihn einen guten Eindruck. Er sah
nicht besonders gut aus mit seinen stoppeligen, bräunlichen Haaren, seinem
pockennarbigen Gesicht und den Sommersprossen auf der Nase. Als besonderen
männlichen Reiz schien Blacker es zu empfinden, daß er einen rötlich-blonden
Schnurrbart trug.
„Was
schließen Sie daraus?“ „Entweder ist mein Freund nie hier angekommen - oder ihm
ist etwas passiert. Die zweite Möglichkeit scheint die wahrscheinlichere zu
sein. Es gibt Hinweise, die darauf schließen lassen, daß er im Moorgebiet zu
tun hatte. Wir wollten uns hier treffen. Doch das schlug fehl.“
„Wann war
das? Ich meine, wann traf Ihr Freund in dieser Gegend ein, Mister Blacker?“
„Das muß vor
fünf oder sechs Tagen gewesen sein.“
„Wäre es
möglich, daß er aufgrund seines Aussehens und seiner Brieftasche in der Lage
gewesen wäre, in dem neuen Hotel abzusteigen?“
„Sicher.“
„Haben Sie
ein Bild von Ihrem Freund?“ erkundigte der Dicke sich.
„Aber
natürlich. Moment bitte!“ Blacker griff in sein Jackett und holte eine
Brieftasche hervor. Er kramte zwischen einzelnen Papieren herum, legte ein
Scheckheft zur Seite und hielt dann ein einfaches Paßfoto zwischen den Fingern.
„Das ist er.“
Franklin nahm
das Bild entgegen und betrachtete es eingehend.
„Nein, habe
ich nie gesehen“, schüttelte der Wirt den Kopf.
„Dreißig,
groß, schlank, sportlich, rauchgraue Augen.“
„Spricht er
auch ein so ausgezeichnetes Englisch wie Sie als Amerikaner?“ „Ja. Er hat viele
Jahre seines Lebens in diesem Land verbracht.“
Franklin sah
sich das Bild noch mal genau an. Die Person auf der Fotografie stellte Larry
Brent dar. Aber das wußte Stuart Franklin nicht.
●
Peter Blacker
wandte seinen Kopf Richtung Küchentür. „Schade, daß Cohen außer Gefecht ist.“
„Jetzt,
nachdem Sie wissen, daß es das Hotel gibt, können Sie sich dort informieren.
Das dürfte doch keine Schwierigkeiten bereiten. Haben Sie schon mit der Polizei
gesprochen?“
„Ja. Da weiß
niemand
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