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0596 - Feuer-Furie

0596 - Feuer-Furie

Titel: 0596 - Feuer-Furie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Feuer.«
    »Wie sah sie denn aus?« fragte Suko.
    »So gut wie nackt. Sie hatte blondes Haar, glaube ich, sie trug einen Revolver, und sie stand auf einem Stück Stahl, glaube ich. So etwas Ähnliches wie ein Schwert oder eine Lanze. Genau konnte ich das nicht sehen, weil der Rauch zu dicht war.«
    Ich nickte. »Okay, gehen wir mal davon aus, daß die Frau tatsächlich aus dem Feuer erschienen war. Wo ging sie dann hin?«
    »Sie verschwand.«
    »Einfach so?« fragte Suko.
    »Ja, sie löste sich auf, als hätten die Flammen sie letztendlich verbrannt.«
    »Und diesen Vorgang haben Sie öfter mit ansehen können?«
    Ingram nickte Suko zu.
    »Mit denen habe ich auch darüber gesprochen. Ich rief dann bei Ihnen an, weil ich wußte, daß Sie sich mit so komischen Dingen beschäftigen. Heute können Sie es selbst sehen.«
    »Eingebildet haben Sie sich das alles nicht?«
    Ingram hob die rechte Hand zum Schwur. »Ich schwöre, daß ich Sie nicht auf den Arm nehmen will.«
    »Das würden Sie auch kaum schaffen«, erwiderte ich grinsend und deutete auf die Scheibe. »Wann geht es denn los?«
    »Das müßte jeden Moment anfangen.«
    »Hoffentlich.«
    Ich hatte das Wort kaum ausgesprochen, als rechts neben der Scheibe eine rote Lampe aufleuchtete. Ingram nickte. »Wir haben Glück, sie senken den ersten Sarg auf den Rost.«
    »Wer wird denn verbrannt?« erkundigte sich Suko.
    »Ein älterer Mann. Die Asche fällt dann durch den Rost in einen Trichter. Wenn sie abgekühlt ist, kippen wir sie in die Urne.«
    Ingram schaute etwas irritiert, wurde aber, ebenso wie wir, von den Ereignissen abgelenkt, als von oben her graues Licht in den Schacht sickerte und es so aussah, als würde sich auf den Gitterstäben der Rost verteilen.
    Noch sahen wir den Sarg nicht, auch wenn ich in die Höhe schielte. Sehr bald füllte ein kantiger Schatten den Lichteinfall aus. Eine Plattform, auf dem der Sarg stand, senkte sich dem Rost entgegen.
    Sie glitt nur langsam in die Tiefe. Ein hydraulisch angetriebener Stempel sorgte für ein gleichbleibendes Tempo.
    Der Sarg berührte den Rost, die Platte drehte sich, ein Greifarm erschien und schob die helle Totenkiste auf die Mitte des Verbrennungsrostes zu, so daß sie direkt in unser Blickfeld geriet.
    »Das hat sich im Gegensatz zu früher verändert«, kommentierte Ingram. »Wir haben ebenfalls automatisiert. Und schauen Sie sich den Sarg an. Wer verbrannt wird, der sollte in einem billigen Sarg liegen. Fichte brennt schneller als Eiche.«
    »Da haben Sie recht.«
    Oben schloß sich die Luke. Das Licht verschwand, Dunkelheit umhüllte den Rost. Selbst der Sarg war für uns nur mühsam zu erkennen. Ingram stand neben mir, schaute durch die Scheibe. »Gleich«, flüsterte er, »werden die ersten Gasflämmchen über den Rost tanzen. Danach geht alles ziemlich schnell.«
    »Und wann erscheint die Gestalt?« wollte ich wissen.
    »Später, wenn der Sarg richtig in Flammen steht.« Er bewegte beide Arme. »Sie entwickelt sich aus dem Feuer. Mir kam es so vor, als wollten die Flammen sie erschaffen.«
    »Haben Sie das auch?«
    »Bestimmt, Mr. Sinclair.«
    Sekunden verstrichen. Noch tat sich nichts. Wir hörten auch kein Puffen, als das Gas plötzlich aus den Düsen strömte und sich auf der gesamten Rostbreite entzündete.
    Blasse Flammen, in einer Farbe zwischen Hellblau und einem fahlen Grau. Sie standen da wie Lanzenspitzen, kein Windhauch bewegte sie. Ingram nickte: »Bald«, sagte er, »geht es los. Sie wärmen den Rost erst an. Ich habe schon erlebt, daß, wenn der Sarg in Flammen steht und die Hitze auf die Leiche übergreift, sie sich aufbäumt, als wollte sie aus der Totenkiste hervorklettern. Das ist alles schon dagewesen, wundern Sie sich also nicht.«
    »Wir sind Kummer gewohnt.«
    »Das kann ganz schön schaurig aussehen, Mr. Sinclair. Ich sage es Ihnen.«
    »Mal sehen.«
    Gleichzeitig und mit einem heftigen Ruck schossen die Flammen in die Höhe und nahmen an Länge zu. Sie waren plötzlich dreimal so groß. Jetzt besaß das trockene und angewärmte Holz keine Chance mehr. Im Nu fing der Sarg Feuer.
    So schnell, daß ich unwillkürlich zurückzuckte. Die Scheibe hielt völlig dicht. Wir vernahmen keinen Laut, kein Fauchen der Flammen, kein Knacken des Holzes. Der Vorgang lief mit einer nahezu erschreckenden Lautlosigkeit ab.
    Wir schauten nur zu.
    Die Flammen waren gierig. Wie kleine, gefräßige Arme packten sie zu und gaben dem Holz keine Chance. Der Deckel sprang plötzlich in die Höhe.

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