0599 - Die Burg der Schlange
schweren roten Brokatvorhängen gesäumt. Sie waren bereits zugezogen und sperrten das Mondlicht aus.
Doch der absolute Höhepunkt war das Bett, das an der Westwand des Zimmers stand.
Es war ungefähr fünfmal so groß wie das Doppelbett von Jacksons Eltern, einen halben Meter hoch, und wurde von einem beigen Himmel überspannt.
Und die dicken Kissen und Steppdecken luden regelrecht zum Schlafen, Kuscheln und Lieben ein.
Es war eindeutig mehr ein Ereignis als nur ein Bett.
»Oh, Junge«, raunte Jessica benommen.
Sie ließ ihren Rucksack achtlos zu Boden sinken und ging wie in Trance auf das riesige Himmelbett zu, um mit der flachen Hand über einen der aufragenden Pfosten zu streichen.
»Liebe Güte…«
Jackson grunzte zustimmend.
Sandra, die mit gekreuzten Armen hinter ihnen stand, sagte mit einem amüsierten Lächeln: »Dann gefällt euch das Zimmer?«
Jessica nickte, ohne die Blonde anzusehen. Sie hatte nur Augen für das herrliche Bett.
»Es ist traumhaft«, murmelte sie geistesabwesend. »Einfach göttlich.«
»Schön, daß ihr zufrieden seit«, erklärte Sandra.
Sie ging zu der Tür neben dem Kleiderschrank und öffnete sie.
»Das Bad«, kommentierte sie. »Damit ihr euch frisch machen könnt. Handtücher sind unten im Schrank.«
»Wunderbar«, sagte Jessica. »Danke, Madam.«
»Sandra«, erwiderte die Blonde. »Nennt mich Sandra, ja? Wir legen in diesem Haus nicht viel Wert auf Förmlichkeiten.« Sie lächelte einnehmend.
Na, sowas, dachte Jackson lakonisch, bemüht, den Körper der Blondine, der sich unter ihrem dünnen Gewand in all seiner herrlichen Pracht abzeichnete, nicht zu sehr anzustarren. Wer wäre darauf gekommen…
»Also, wenn ihr alles habt, was ihr braucht«, sagte Sandra und ging zur Zimmertür, »dann werde ich mich nun zurückziehen. Wir treffen uns in zehn Minuten unten in der Bibliothek.«
Ohne die Antwort der Jugendlichen abzuwarten, verließ sie das Gästezimmer und zog die Türflügel beim Hinausgehen hinter sich ins Schloß.
Jessica wartete, bis Sandra verschwunden war, ehe sie sich mit einem freudigen Jauchzen auf das Bett warf.
»O du meine Güte!« lachte sie, während sie fröhlich in den Decken tollte. »Ich komme mir vor wie im Himmel!«
Jackson murmelte irgendwas, das nach Zustimmung klang, und stellte seinen Rucksack neben dem Sekretär auf den Boden.
Er hatte das merkwürdige Gefühl, im Körper eines anderen Menschen zu stecken. Alles kam ihm so fremd vor, so vollkommen jenseits dessen, was er kannte.
Hinzu kam, daß seine Gedanken ständig um dasselbe Thema kreisten, wie Planeten um die Sonne.
Sylvia.
Sie war alles, woran er noch denken konnte.
In der Gewißheit, daß er sie in einigen Minuten Wiedersehen wurde, zog er den Reißverschluß seiner Lederjacke auf und warf das Kleidungsstück über die Stuhllehne.
Dann ging er in die Knie, öffnete seinen Rucksack und wühlte so lange darin herum, bis er seine ›Kulturtasche‹ fand, einen Einfrierbeutel aus dem Vorrat seiner Mutter, in dem sich seine Zahnbürste, Zahnpasta, ein Kamm, Rasierzeug und ein Deostift befanden. Er marschierte ins Badezimmer, während Jessica auf dem Bett weiter ihre Turmübungen absolvierte.
Das Bad war fast noch beeindruckender als das Gästezimmer.
Der Raum war vom Boden bis zur Decke komplett beige gefliest. Die Apparaturen des Waschbeckens und der Dusche schimmerten golden im Licht des Leuchters, der auf einem kleinen Schrank in der Ecke stand.
Beherrscht wurde das fensterlose Zimmer von einem großen runden Whirlpool, der in der Mitte des Bades in den Fußboden eingelassen war.
Anscheinend hatte irgend jemand den Pool bereits eingeschaltet, da sich warmer Dampf auf der Wasseroberfläche kräuselte, und Blasen stiegen auf, um zu zerplatzen.
»Erstklassiger Service«, kommentierte Jackson.
Obwohl er eigentlich nicht vorgehabt hatte, die Hausdame länger als irgend nötig warten zu lassen, beschloß er beim Anblick des blubbernden Whirlpools dennoch, sich auf die Schnelle ein Bad zu gönnen, Er wollte den Dreck der letzten paar Tage loswerden.
Er schloß die Tür hinter sich, schließlich wollte er nicht, daß Jessica etwas sah, das sie nicht sehen sollte -zumindest jetzt noch nicht - drehte den Schlüssel im Schloß und legte den Plastikbeutel neben dem Leuchter auf den Tisch.
Dann pellte er sich aus seiner Kleidung, und nackt, wie Gott ihn schuf, kletterte er in den wartenden Whirlpool.
Das Wasser war perfekt temperiert - nicht zu warm, nicht zu kalt - und
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