Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0599 - Die Burg der Schlange

0599 - Die Burg der Schlange

Titel: 0599 - Die Burg der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Kasprzak
Vom Netzwerk:
»Äh, also… Wir…« Er war von der Schönheit der Frau so geblendet, daß er am liebsten die Hand vor die Augen gehalten hätte, um sich davor zu schützen.
    Jessica mischte sich ein. »Wir wollen nach Hexham«, ergriff sie die Initiative. »Liegt das zufällig auf Ihrem Weg, Madam?«
    Die Traumfrau nickte.
    »Zufällig ja«, bestätigte sie. Sie deutete mit einer Kopfbewegung in Richtung der Beifahrertür. »Steigt ein. Ich nehme euch mit.«
    Jessica strahlte. »Wirklich? Klasse! Herzlichen Dank!«
    Die Traumfrau lächelte. »Keine Ursache.«
    Jessica lief um den Mercedes herum zur Beifahrertür, nahm ihren Rucksack ab, öffnete den Verschlag und schwang sich auf den Sitz.
    Jackson Matthews' sonst so forsches Mundwerk schien mit einem Mal gelähmt zu sein. Wortlos machte er es sich hinten auf der Rückbank bequem.
    Er hatte kaum Zeit, die Tür zu schließen, als die Frau am Steuer auch schon Gas gab und der Mercedes mit einem satten Schnurren anfuhr.
    »Nochmals vielen Dank, daß Sie uns mitnehmen«, sagte Jessica auf dem Beifahrersitz. Sie hatte ihren Rucksack vor dem Sitz auf den Boden gestellt und sah die Fahrerin von der Seite her an. »Das ist sehr freundlich von Ihnen.«
    Die Traumfrau winkte ab.
    »Nicht der Rede wert«, sagte sie. Ihr Blick wanderte zwischen der Straße und dem Rückspiegel hin und her. Jackson war darin auf dem Rücksitz zu erkennen.
    »Wie heißt es doch so schön? Jeden Tag eine gute Tat…«
    Sie trat die Kupplung, schaltete einen Gang höher und lenkte den Wagen sicher über die Fahrbahn.
    Dann fragte sie: »Woher kommt ihr?«
    »Aus Inverness«, erklärte Jessica fröhlich. »Wir sind auf dem Weg nach London.«
    Die Frau sah sie an. »Zu Fuß?«
    Das Mädchen zuckte die Schultern. »Warum nicht? Ist doch mal was anderes.« Mit einem entschuldigenden Lächeln fügte sie hinzu: »Außerdem ist es wesentlich billiger, als mit der Bahn zu fahren.«
    Die Traumfrau nickte. »Geldsorgen«, kommentierte sie. »Ich schätze, es gibt keinen Jugendlichen auf der Welt, der dieses Problem nicht hat… Was wollt ihr denn in Hexham?«
    »Übernachten«, erwiderte Jessica. »Gibt es da ein Hotel?«
    »Ich fürchte, nein. Die nächste Pension ist in Stratford, zwanzig Kilometer weiter nördlich.«
    »So ein Mist! Und ich hatte mich schon auf eine warme Dusche und ein weiches Bett gefreut!« Anscheinend betrachtete Jessica den Umstand, daß es in Hexham keine mietbare Unterkunft für die Nacht gab, als einen persönlichen Affront.
    »Nun«, sagte die Frau am Steuer mit ihrer rauchigsanften Stimme, während rechterhand der Straße ein Schild auftauchte, das verkündete, daß es bis nach Hexham noch zwei Kilometer waren. »Wenn ihr wollt, fahre ich euch nach Stratford. Aber ich schätze, das würde auch nichts nützen, weil die Pension mit Sicherheit bereits geschlossen hat.«
    Jessica seufzte. »Heute scheint wirklich nicht unser Tag zu sein.«
    Wie es aussah, mußte sie sich langsam damit abfinden, daß sie beide die Nacht wieder einmal auf einem nach getrocknetem Gras und Staub riechenden Heuboden verbringen würden. Inmitten einer Millionenschaft Milben und Spinnen und anderem Kriechzeugs. Großartig.
    »Kommt darauf an«, meinte die Traumfrau lakonisch.
    Jessica zog fragend die linke Braue hoch.
    »Worauf?«
    »Darauf, ob ihr euch entschließen könntet, bei mir zu übernachten«, erklärte sie. »Ich habe in der Nähe von Hexham ein großes Haus. Und ein Gästezimmer mit frisch bezogenen Betten. Wenn ihr wollt, könnt ihr da schlafen. Unentgeltlich, versteht sich«, schloß sie mit einem kameradschaftlichen Zwinkern in Jessicas Richtung.
    Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Mädchens aus.
    »Meinen Sie das Ernst?«
    »Sonst hätte ich es nicht gesagt.«
    »Oh, Junge!« Jessica frohlockte. Eine Sekunde lang sah es so aus, als würde sie der Frau am Steuer gleich um den Hals fallen, doch dann begnügte sie sich damit, ihr herzlich zu danken. »Das ist wirklich nett von Ihnen, Madam.«
    »Oh, bitte nicht so förmlich«, sagte die Traumfrau mit gespielter Entrüstung in der Stimme. »Ich mag zwar bereits vierzig Jahre alt sein, fühle mich aber noch recht jugendlich. Nenn mich doch einfach Sylvia.«
    »Gerne… Sylvia.« Das Mädchen war geschmeichelt. »Ich heiße Jessica. Jessica Williams.«
    »Angenehm«, sagte Sylvia.
    Sie warf wieder einen Blick in den Rückspiegel, betrachtete Jackson, der stumm auf der Rückbank saß, seinen Rucksack zwischen die Beine geklemmt. Er wirkte, als

Weitere Kostenlose Bücher